Todesspirale: Roman (German Edition)

Hochdruckreiniger ab und trat zurück, um den Schaden zu begutachten. Ihre Panik ließ nach, ihr Verstand begann wieder mit kalter Präzision zu arbeiten. Sie stieg in den Wagen und fuhr weg.
    Fünfzehn Minuten später fand sie genau das, was sie gesucht hatte. Untätig wartete sie im Schatten eines regennassen, rund um die Uhr geöffneten Parkplatzes eines Super Safeways, befestigte ihren Sicherheitsgurt und taxierte die geparkten Wagen in der hinteren Ecke.
    Dann, indem sie das Gaspedal nur leicht berührte, fuhr sie direkt in den weißen Ford Kombi.
     
    Es war erst kurz nach neun Uhr, als Sasha am nächsten Morgen ihr Telefongespräch beendete. Sie betrachtete den Apparat einen Moment, bevor sie sich umdrehte. Als sie aufblickte, sah sie, dass Mick sie vom Bett aus beobachtete. »Mr. Dello bestätigt, was du mir gesagt hast«, informierte sie ihn feierlich.
    »Ach ja?« Er rieb sich die nackte Brust und studierte ihre Miene. »Und wie kommt es dann, dass du kein bisschen glücklicher aussiehst?«
    »Ich weiß nicht.« Sie setzte sich auf die Matratze. Dort fuhr sie mit einem Finger die blumengemusterte Bettdecke entlang, bevor sie endlich einräumte: »Zum Teil, weil ich mich etwas schäme, dass ich so falschlag -«
    »Hey, wenn man bedenkt, was du gehört hast, Sasha, hattest du allen Grund, mir nicht zu trauen.«
    Sie hob den Blick von der Bettdecke und sah ihm in die Augen. Sie hatte immer noch ein Problem. »Ja, also, das ist ziemlich anständig von dir, Mick, wo ich doch immer noch das Gefühl habe, dass du etwas verheimlichst vor mir, ein richtig dunkles Geheimnis.«
    Oh Mist. Nur jahrelanges Training verhinderte, dass ihm sein Erschrecken anzusehen war. Einen kurzen Moment lang war er versucht, ihr alles zu erzählen und abzuwarten, wie sie es aufnahm. Herrgott, vielleicht konnte sie sogar etwas Licht in die Identität der Person bringen, die den Stoff unters Volk brachte.
    Dann legte er diesen Gedanken sofort ad acta. Ja klar, und sie würde dich sofort deinen Koffer packen schicken – willst du das etwa riskieren?
    Nein.
    Es war viel besser, später, wenn seine Rolle in ihrem Leben etwas gefestigter war, alles aufzudecken, wenn er sie durch Sex, mit dem er ihr ursprünglich Insiderinformationen über Drogen entlocken wollte, stärker an sich gebunden hatte. Außerdem widersprach es jeder professionellen Regel, sich jemandem außerhalb seiner beruflichen Kontaktpersonen anzuvertrauen. Also blickte er ihr offen in die Augen und beruhigte sie mit weiteren erfindungsreichen Lügen.
    Und verdrängte das unbehagliche nagende Gefühl, das ihm sagte, dass er die Quittung dafür früher oder später bekäme.
     
    Karen Corselli telefonierte ebenfalls früh an diesem Morgen. Als sie ihr Gespräch mit der Autoverleihfirma beendet hatte, befiel sie ein unruhiges Gefühl... und ein Gefühl der Verachtung. Das war einfach viel zu leicht.
    Sie musste natürlich immer noch den Wagen abgeben, aber sie erwartete nicht, deswegen ein Problem zu bekommen; die Vorarbeit, dass sie auf dem Supermarktparkplatz einen anderen Wagen angefahren hatte, war bereits geleistet. Sie musste nur noch ein wenig flatterig und nervös wirken und sich tausendmal entschuldigen. Du liebe Güte, ich Dummerchen aber auch, wie konnte das nur passieren, dass mein Fuß so von der Bremse abrutschte.
    Menschen waren ja so leicht zu täuschen.
    Sie hatte das dringende Bedürfnis, einen kleinen Ausflug zu machen und die Muskeln spielen zu lassen. Sie ging zum Bett, griff darunter und zog eine Metallkiste hervor. Sie öffnete sie, suchte mit peinlicher Sorgfalt ein kleines Plastiktütchen mit weißem Pulver heraus und hielt inne, während ein schwaches Lächeln ihre Lippen umspielte. Sie war so ein braves Mädchen gewesen während der letzten paar Wochen; es war wirklich fällig, mal wieder etwas Macht auszuüben.
    Eine Stunde später hatte sie den Wagen zurückgegeben, und wenn die Leute bei Avis den stahlharten Blick gesehen hätten, wie sie da vor dem Gesundheitszentrum, das saubere Spritzen ausgab, stand, hätten sie in ihr wohl kaum dieselbe Frau erkannt. Sie stand an der Ecke Second und Pike, zwei Blöcke von Seattles berühmten Pike Place Market entfernt. Beim Belauschen einer Unterhaltung zwischen zwei Technikern, die sich mit Drogen auskannten, hatte sie von diesem Ort gehört und sofort gewusst, dass sie ihn zweifellos eines Tages aufsuchen würde. Sie öffnete die Tür und ging hinein.
    Es ging hier sehr geschäftig zu. Karen saß eine Weile