Todesspirale: Roman (German Edition)
sarkastisch. »Meine Wirkung war derartig umwerfend, dass du mein Telefon angezapft und meine Unterwäsche geklaut hast.« Dann hätte sie sich steinigen können dafür, dass sie das eiserne Schweigen gebrochen hatte.
Für Mick war es der erste kleine Hoffnungsschimmer seit langem. Er hatte sich jetzt seit drei Nächten heiser geredet, und bisher gab es nicht das kleinste Anzeichen, dass sie auch nur ein Wort von dem, was er sagte, erreicht hatte. Dies war das erste Mal, dass sie ihm nicht nur die kalte Schulter zeigte.
Reden war immer seine stärkste Waffe gewesen, aber wenn er ihre Wirkung in den vergangenen drei Nächten abschätzen musste, tappte er völlig im Dunkeln. Jetzt, wo es ihm wichtiger war als je zuvor in seinem Leben, fürchtete er, dass seine größte Fähigkeit ihn schmählich im Stich ließ.
»Ich befürchtete schon, dass ich mich von meiner Leidenschaft leiten ließ«, gestand er mit leiser Stimme. »Alle früheren Beweise deuteten darauf hin, dass du schuldig sein musstest. Aber weil du so süß aussiehst, hielt ich es für möglich, dass ich nur nach Ausreden suchte, warum du nicht ins Profil zu passen schienst.« Er holte tief Luft und versuchte, sie trotz der Dunkelheit zu erkennen. Seine Nachtsicht war ziemlich gut, aber dennoch war sie nicht mehr als eine Schattenlinie. »Und der Slip... Sasha, ich hatte nicht vor, ihn zu nehmen. Er ist einfach irgendwie... in meiner Tasche gelandet.«
Schweigen.
»Ich weiß, dass ich in deiner Vorstellung alle möglichen kranken Rituale mit dem verdammten Ding angestellt habe, aber die Wahrheit ist, dass ich ihn spontan eingesteckt habe und nicht, um ihn für irgendwelche Perversionen zu benutzen.«
Sie antwortete nicht, und Mick wälzte sich unruhig hin und her, bevor er sich wieder zum Stillliegen zwang. »Okay.« Er seufzte resigniert. »Also, nach und nach wurde mir klar, dass nicht nur meine Hormone mit mir redeten, sondern dass du tatsächlich nicht die warst, die zu sein ich mir einredete. Aber Heroin tauchte wieder auf den Straßen auf, als Morrison noch im Gefängnis saß; Junkies starben, und wenn es nicht sein alter Partner war, der exakt denselben Scheiß unter die Leute brachte, der seit seiner Verhaftung verschwunden war, wer dann?« Er machte eine Pause, hoffte auf eine Antwort, aber sie schwieg eisern. »Ich forderte eine Liste aller Angestellten der Follies an, die auch schon während Millers und Morrisons Amateurtagen dabei waren.«
Sie hatte hundert Fragen, wollte alles Mögliche wissen, hätte zu gern sarkastische Bemerkungen gemacht, aber sie biss sich auf die Zunge. Er wollte sie nur versöhnlich stimmen aus ihr unerfindlichen Gründen, und sie fiel nicht darauf rein.
Sie drehte ihm wieder den Rücken zu und starrte mit brennenden Augen auf den schwachen Lichtstrahl, der durch eine kleine Lücke in den Vorhängen fiel.
Mist! Mick raufte sich die Haare. Er wollte endlich raus diesem verdammten einsamen Bett und in ihrs steigen; er wollte sie zwingen, sich mit ihm auseinanderzusetzen; er wollte, dass sie redete. Stattdessen holte er ein paar Mal tief Luft, um sich zu beruhigen. Schließlich sagte er mit angespannter Stimme: »Ich bin ein exzellenter Lügner, Schätzchen – schon mein Leben lang. Ich kann nicht leugnen, dass es ziemlich praktisch ist in meinem Job. Aber von dem Augenblick an, als ich sagte, ich liebe dich, habe ich aufgehört zu lügen. Und ich werde dich nie wieder anlügen. Ich schwöre das bei dem Leben meiner Mutter.«
»Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir und Vinicor?«, fragte Lon aus heiterem Himmel, und seine Stimme hallte laut und streitsüchtig in der riesigen, leeren Arena wider.
Sasha, die gerade ihre Schlittschuhe aufband, blickte auf. »Ich dachte, du bist mitgekommen, weil du laufen wolltest, Lonnie.«
»Stimmt, bin ich. Und das haben wir ja auch getan.« Er zuckte nervös die Schultern und wich ihrem unverwandten Blick aus, aber dann sah er ihr offen in die Augen. »Das hält mich aber nicht davon ab, neugierig zu sein. Ich begreife eure Beziehung absolut nicht. Du wolltest mir gestern ja nichts erzählen, und alle reden darüber, wie -«
»Also wirklich«, unterbrach sie ihn bitter. »Alle reden über Sasha Miller. Das ist ja mal was ganz Neues.«
»Komm schon, Sasha; du musst zugeben, dass die Beziehung merkwürdig ist. In der Öffentlichkeit sprecht ihr beiden kaum miteinander; dennoch betrachtet er dich jeden Abend beim Eislaufen so sehnsüchtig wie ein Bluter seinen letzten Liter
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