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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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guten Morgen und schüttelt ihm die Hand. Dann weist er mit großer Geste auf die Dame. »Darf ich vorstellen: Frau Dr. Böger – Oberkommissar Fernando Rodriguez.«
    Frau Dr. Böger ist ebenfalls aufgestanden, mit ihren hohen Absätzen überragt sie Fernando um ein kleines Stück. Ihre Hand fühlt sich kühl und glatt an, der Händedruck ist wohldosiert. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Rodriguez«, sagt sie, während sie ihn unverhohlen intensiv mustert.
    »Angenehm«, murmelt Fernando.
    Der Vize weist auf einen freien Stuhl, und Fernando setzt sich hin. Auch Frau Dr. Böger nimmt wieder Platz, die Beine apart gekreuzt. Noch immer sieht sie Fernando an, als stünde er zum Verkauf.
    Der fühlt sich unbehaglich. Was wollen die beiden von ihm? Ihn etwa für einen Undercover-Einsatz gewinnen? Ehe Fernando in Völxens Dezernat für Todesermittlungen und Delikte am Menschen gekommen ist, hat er ein Jahr lang für das Rauschgiftdezernat verdeckt ermittelt. Was anfangs so cool und abenteuerlich klang, erwies sich als nervenaufreibender Kampf gegen eine übermächtige Hydra und hing ihm bald zum Hals heraus.
    Die Sekretärin bringt ein Tablett mit zwei Kaffeetassen und einer Schale Kekse herein. Wieso nur zwei Tassen? Kriege ich keine?, fragt sich Fernando. Als die Sekretärin wieder verschwunden ist, rückt der Vizepräsident endlich mit der Sprache heraus: »Frau Dr. Böger kommt von der renommierten Werbeagentur Böger & Storm, die den Auftrag für die neue Imagekampagne des Innenministeriums erhalten hat. Alles Weitere erklärt Ihnen Frau Dr. Böger am besten selbst.« Er steht auf. »Ich möchte mich entschuldigen, ich muss leider zu einem kurzfristig angesetzten Meeting ins MI . Frau Dr. Böger – wir telefonieren!« Er reicht ihr die Hand, nickt Fernando kurz zu und lässt seine Besucher allein zurück.
    »Herr Rodriguez, haben Sie Lust, das neue Gesicht der Polizei Niedersachsens zu werden?« Die Frage kommt ohne Umschweife und wird begleitet von einem gewinnenden Lächeln.
    »Was für ein Gesicht?«
    »Es geht, wie gesagt, um eine Imagekampagne. Es soll deutlich werden, dass die Polizei in der Mitte der Gesellschaft verankert ist. Es werden in ganz Niedersachsen Plakate platziert, es werden Flyer in Klubs, Kneipen und Geschäften ausliegen, dazu kommen entsprechende Radiospots und ein Trailer im NDR -Fernsehen. Der Zweck dieser Kampagne ist, das Ansehen der Polizei im Allgemeinen zu heben, sie nicht als anonymen Apparat darzustellen, sondern sie sozusagen ›menschlich‹ zu machen, indem wir dem Begriff ›Polizei‹ ein Gesicht geben, oder auch mehrere.« Fernando kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein Gesicht also. Aber warum seines? Wer hat ihn vorgeschlagen? »Unter anderem sollen dadurch junge Menschen, die aus Familien mit Migrationshintergrund stammen, verstärkt für den Polizeidienst angeworben werden. Bei bestimmten Bevölkerungsschichten gilt es nämlich leider nach wie vor als ›uncool‹, zur Polizei zu gehen. Auch das wollen wir mit dieser Kampagne ändern.«
    »Soviel ich weiß, gibt es bei der hiesigen Polizei an die neunzig Leute mit ausländischen Wurzeln«, hält Fernando dagegen.
    »Ja, hier in der Stadt mag das Problem nicht so groß sein. Aber auf dem Land, in den Kleinstädten, da gibt es kaum einen Türken, der  … «
    Fernando unterbricht die Frau: »Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat, aber ich darf Sie darüber aufklären, dass meine Familie aus Sevilla stammt, was auf der iberischen Halbinsel liegt. Der Vater meiner Mutter war ein angesehener Stierkämpfer.« Das ist nicht einmal gelogen, in der Küche und im Laden seiner Mutter hängen noch die Plakate hinter Glas, die Stierkämpfe ankündigen, und auf die seine Mutter ungemein stolz ist. »Wenn Sie einen Vorzeigetürken brauchen, dann schlage ich Özgül vom Rauschgiftdezernat vor.«
    Frau Dr. Böger ist jedoch nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, sie stößt ein leises, glucksendes Lachen aus. »Nein, Herr Rodriguez, Sie sollen nicht der Vorzeigetürke werden. Und Özgül vom Rauschgift kommt überhaupt nicht infrage, der hat Pickel und so ein albernes Bärtchen.« Sie tippt sich bei diesen Worten an ihr zartes Kinn.
    Fernando muss grinsen. »Den Bart weiter oben, und du siehst aus wie Adolf«, hat er seinen Exkollegen neulich aufgezogen. Er nimmt einen Schluck Kaffee, der deutlich besser schmeckt als Frau Cebullas Maschinengebräu. Ob Völxen wohl von dieser Sache weiß? Normalerweise sieht der

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