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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Mädchen. Was soll die ohne Niko bloß anfangen?«

20 
    Jule und Fernando stehen vor dem nüchternen Wohnblock und drücken schon zum vierten Mal anhaltend auf den Klingelknopf mit dem Namen Riepke.
    »Da steht kein zweiter Name, wahrscheinlich wohnt diese Stella gar nicht hier«, meint Fernando verdrossen. Jule schaut auf die Uhr. Fünf nach neun. Ehe sie hierherkamen, haben sie am Tatort noch ein paar Anwohner befragt. Es herrschte Konsens darüber, dass um Viertel nach elf ein Schuss gefallen ist. Aber deswegen ist keiner auf die Straße gegangen, keiner hat auch nur das Fenster aufgemacht. »Wenn Sie länger hier wohnen würden, würden Sie das auch nicht tun«, hat eine ältere Dame ihren Entschluss begründet. »Hier ist nachts häufiger mal Krawall.«
    »Ja, aber ein Schuss  … «, hat Jule dagegengehalten und zur Antwort bekommen: »Erstens weiß man ja nie, ob es ein richtiger Schuss ist, und zweitens – was soll ich mich einmischen? Wenn sich das Gesindel gegenseitig abknallen will, bitte schön.«
    »Wahrscheinlich sind wir zu früh dran. Manche Menschen haben einen anderen Lebensrhythmus«, überlegt Jule laut.
    »Wir könnten irgendwo frühstücken gehen und es dann noch einmal versuchen«, schlägt Fernando vor.
    »Ja, aber wo?« Jule sieht sich um. Wohnblocks mit Genossenschafts-Schildern neben der Haustür. Weit und breit kein Café, nur ein Lidl schräg gegenüber.
    »Vielleicht können wir da  … «, beginnt Fernando, aber als er sieht, wie Jule angewidert die Nase rümpft, seufzt er: »Okay, okay, wir suchen ein Café.« Ächzend steigt er wieder in den Mini.
    »Hast du es wieder in der Muckibude übertrieben?«, erkundigt sich Jule.
    »Nein. Ich habe gestern Nacht noch zwei Stunden Weinkisten durch die Gegend geschleppt, damit meine Mutter keinen Grund mehr hat, illegale Schwarzarbeiter zu beschäftigen.«
    Jule bezweifelt, dass Fernandos Plan aufgeht. Sie kennt Pedra Rodriguez als höchst eigensinnige Person, und Fernando ist im Allgemeinen der Letzte, von dem sie sich etwas sagen lässt.
    Sie finden eine Bäckerei mit ein paar kleinen Tischen am Vahrenwalder Platz. Jule gibt Kaffee und Croissants aus.
    »Verdammt, zwei Mordfälle in zwei Tagen, das riecht gewaltig nach Überstunden«, mault Fernando. »Und dann noch einer im Milieu. Wie ich das hasse!«
    »Mit Olga und Elena hast du dich doch prächtig unterhalten.«
    »Ich bin nun mal ein Frauenversteher, ohne Ausnahme. Aber sag mal, habe ich mich getäuscht, oder bist du vorhin mit Markstein in diesem Café hinter der Kirche verschwunden?«
    »Ich habe mich von ihm auf einen Cappuccino einladen lassen.«
    »Wieso das denn?«, fragt Fernando entsetzt.
    »Mir war kalt und ich hatte noch kein Frühstück.«
    »Und ich war jung und brauchte das Geld.«
    »Besser, er schreibt, was wir ihm sagen, als etwas zu erfinden.«
    »Und du denkst, diese linke Ratte hält sich daran, nur weil du ihm beim Cappuccino schöne Augen machst?«
    »Vielleicht«, entgegnet Jule. »Außerdem lautet doch der Erlass von oben, dass wir ein gutes Verhältnis zur Presse pflegen sollen.«
    »Zur Presse, nicht zum Boulevard.«
    »Er hat auch menschliche Züge«, verrät Jule. »Er hat mir erzählt, dass er an einer Story arbeitet, in der es um junge Mädchen aus Osteuropa geht, die entführt und hier zur Prostitution gezwungen werden. Und um Freier, denen das alles scheißegal ist oder die sich der Einfachheit halber was vorlügen.«
    »Das ist ja ganz was Neues, dafür kriegt er sicher den Pulitzer-Preis«, höhnt Fernando. »Und wenn er sich mit der Russenmafia anlegt, dann dürfen wir ihn auch bald vom Pflaster kratzen. Darauf freu ich mich schon.«
    »Fernando!«
    »Ist doch wahr.«
    »Manchmal ist er auch nützlich.«
    »Seit wann bist du so aalglatt? Willst du in die Politik gehen?«
    Jule kommentiert die Frage mit einer wegwerfenden Geste. »Sag du mir lieber, wo du gestern nach dem Meeting so schnell hinverschwunden bist. Ich durfte die ganzen Berichte alleine schreiben!«
    »Ich hatte einen Termin.«
    »Was Privates?«, bohrt Jule.
    »Sei nicht so neugierig, du Waschweib! Du bist schon wie Oda, und die ist wie Dr. House.«
    »Jetzt stell dich nicht so an. Seit ich weiß, dass du Bollywoodfilme guckst, musst du keine Geheimnisse mehr vor mir haben.«
    »Du wirst schon sehen«, verkündet Fernando mit einem sphinxhaften Lächeln.
    Jule schnaubt verärgert. Was geht da vor? Hat nicht Völxen gestern wortwörtlich dasselbe gesagt? Aus ihrer Jackentasche erklingt

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