Todesspur
geschrieben hatte. Die Botschaft, die ihn so wütend machte, war klar und deutlich.
Mr. Norton. Willkommen. Wenn Sie wirklich die beiden Sachen haben wollen, an denen Sie interessiert sind, dann fahren Sie sofort nach Lausanne. Im Chateau d’Ouchy ist ein Zimmer für Sie reserviert. Ziehen Sie noch heute abend dort ein. Sie werden wieder von mir hören. Zögern Sie keine Minute. Und diesmal bringen Sie das Geld mit. Das ist Ihre letzte Chance.
Norton schleuderte die Kiste in das stille schwarze Wasser des Sees und sah im Lichtstrahl seiner Taschenlampe zu, wie sie davonschwamm. Er kehrte zu seinem Wagen zurück, schloß die Tür und das Fenster, holte einen Packen Straßenkarten aus dem Handschuhfach und suchte, bis er eine Karte der Schweiz gefunden hatte.
Es dauerte eine Weile, bis er Lausanne entdeckt hatte. Er griff nach seinem Mobiltelefon. Durch irgendein Wunder meldete sich Mencken sofort, und seine Stimme war klar und deutlich.
»Schicken Sie die gesamte Reserve noch heute abend nach Lausanne in der Schweiz. Verteilen Sie die Leute auf so viele kleine Hotels wie möglich. Rufen Sie mich heute abend um elf an, aber kommen Sie nicht in die Nähe des Chateau d’Ouchy. Ich buchstabiere … Okay? Mir ist völlig egal, wie Sie das schaffen. Setzen Sie Ihren Arsch in Bewegung …«
Im Moment kümmerte Tweed ihn wenig. Seine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich damit, wie er den Film und das Tonband in die Hände bekommen konnte – und dazu mußte er so bald wie möglich in Lausanne sein. Außerdem hielt ihn nun nichts mehr in der Stille des düsteren Sees – einmal hatte er hochgeschaut und im Mondlicht das Chateau gesehen, das wie eine Bedrohung hoch über ihm aufragte.
Er fuhr, so schnell er es riskieren konnte, bis er wieder auf der N 415 war, die ihn nach Kaysersberg bringen würde.
Dort würde er kurz am Arbre Vert anhalten, seine Sachen holen und die Rechnung bezahlen. An einer einsamen Stelle fuhr er von der Straße herunter auf ein schneebedecktes Bankett, sah sich noch einmal die Karten an und beschloß, auf der Autobahn nach Basel zu fahren. Bei der Gelegenheit konnte er noch einmal beim Hotel Bristol vorbeischauen, um sich zu vergewissern, daß der gesamte Rest seines Teams abgereist war. Norton war ein Mann, der kein Detail außer acht ließ.
Auch Marvin Mencken hatte ein paar Entschlüsse gefaßt.
Nachdem Norton ihm seine Anweisungen erteilt hatte, benutzte er sein Mobiltelefon, um sich mit Gelb in Verbindung zu setzen und dafür zu sorgen, daß er und die Besatzung dieses Wagens sich in Munster trafen.
Der Anführer dieses Teams war Jason, ein Profikiller aus New Jersey. Mit dem Gesicht einer Bulldogge und der Entschlossenheit eines Roboters war er vermutlich der skrupelloseste der Männer, die Norton und Mencken unterstanden.
Im Gegensatz zu Norton drehte sich Menckens Denken nach wie vor um die Tatsache, daß Tweed immer noch am Leben war. Das war eine Beleidigung für seinen Ruf als Profi. In Munster angekommen, parkte er seinen Wagen dicht neben Gelb, stieg aus und ging durch die eisige Kälte, um seinem Reserveteam detaillierte Anweisungen zu erteilen. Die Wagen Orange und Braun waren bereits unterwegs in die Schweiz. Mencken hatte sie telefonisch angewiesen, ihr Gepäck aus dem Bristol abzuholen und ihre Rechnungen zu bezahlen. Auf seine eigene, gerissene Art konnte Mencken es, was das Beachten von Details anging, durchaus mit Norton aufnehmen.
»Jason«, begann er, durch das offene Fenster sprechend, ohne Umschweife, »nachher macht ihr euch auf die Socken und fahrt so schnell wie möglich nach Lausanne. Ich habe es hier auf dieser Karte eingezeichnet. Verstanden? Hoffentlich.
Bringen Sie Ihre Männer in kleinen Hotels unter. Und auf keinen Fall im Chateau d’Ouchy – ich habe den Namen auf den Rand der Karte geschrieben.«
»Sie sagten nachher. Sollen wir vorher noch etwas erledigen?«
Jason sprach mit heiserer Stimme – er rauchte jeden Tag drei Schachteln Zigaretten.. Sein großer Kopf und sein Gesicht wurden von einer nahen Straßenlaterne schwach beleuchtet. Er hatte Schweinsaugen und eine Boxernase, und seine langen Zähne ragten über die Unterlippe hervor. Sogar Mencken fand, daß er widerlich aussah.
»Sie haben noch drei Männer, sind also zu viert«, fuhr Mencken fort. »Ich möchte, daß Sie geradenwegs zum Bristol fahren. Seht zu, daß ihr nicht auffallt – und haltet Ausschau nach Tweed und seinem Mob.«
»Wir sorgen dafür, daß er für immer
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