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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sich der gleichen Technik bedient, wie Entführer sie gewöhnlich benützten. Den anderen immer wieder an einen neuen Ort bestellen, um ihn mürbe zu machen.
    Die Richtigkeit der Bemerkung des Präsidenten war nicht dazu angetan, seine Stimmung zu bessern.
    »Jetzt hören Sie ausnahmweise einmal mir zu«, fuhr er auf. »Ich bin der Mann vor Ort. Ich weiß jetzt, was gespielt wird. Gehen Sie mir von der Pelle. Haben Sie gehört? Hören Sie nur überhaupt zu in Ihrem feinen Büro?«
    March war nicht ins Weiße Haus gelangt, weil er in einer Krise die Selbstbeherrschung verlor. Seine beleidigenden Ausbrüche waren immer kalkuliert. March lehnte sich in seinem Sessel zurück, legte die Füße auf den Schreibtisch und dachte nach.
    »Sind Sie noch da?« fragte Norton schneidend.
    »Natürlich bin ich noch da«, erwiderte March gelassen.
    »Ist Mencken in der Nähe?« fragte er beiläufig.
    Jetzt war es Norton, der schwieg. Die einzige Möglichkeit, die ihn beunruhigte, war die, daß dieser Abschaum Mencken seinen Posten übernahm. Er beschloß, mit nichts hinter dem Berge zu halten. March äffte mit beherrschter Stimme Nortons frühere Frage nach.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja. Hoffen wir, daß die Verbindung bestehen bleibt. Sie sollten wissen, daß wir schwere Verluste hatten …«
    »Also ist dieser Tweed gerissener, als wir dachten«, bemerkte March in demselben gelassenen Tonfall.
    »Er hat einfach Glück.« Norton steuerte March vom Thema Marvin Mencken weg. »Wir haben ziemlich schwere Verluste gehabt«, wiederholte er.
    »Sie können kein Omelett machen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen«, erwiderte March gelangweilt.
    »Ich wollte damit sagen, daß wir noch Leute brauchen.«
    »Würde Mencken noch Leute brauchen? Sie haben meine Frage nicht beantwortet – ist Mencken noch in der Nähe?«
    »Ja.«
    »Ich kann keine weiteren Leute entbehren. Was ich habe, brauche ich hier in Washington. Gewisse Leute müssen in Schach gehalten werden. Sie sagten vorhin, Tweed hat Glück gehabt«, erinnerte sich March in der Absicht, Norton noch ein bißchen mehr zuzusetzen. »Ich würde sagen, wenn er immer noch am Leben ist, muß er sehr tüchtig sein.« Eine Pause. »Ich höre nicht, daß Sie das bestreiten. Ich habe Ihnen ein Ultimatum gestellt, Norton. Die Zeit ist fast abgelaufen.
    Ich will den Film und das Tonband. Ich will, daß Tweed, Joel Dyson, Cord Dillon und Barton Ives beseitigt werden. Für immer. Also machen Sie sich endlich an die Arbeit…«
    Die Verbindung mit Washington war unterbrochen. Norton legte langsam den Hörer auf und machte sich nicht einmal die Mühe zu fluchen. Lausanne würde ein Schlachtfeld werden.
    Im Arbeitszimmer seines Hauses in Chevvy Chase musterte Senator Wellesley mit grimmiger Miene seine Gäste. Der Bankier und der erfahrene Politiker begriffen, daß sich sehr unerfreuliche Dinge ereignet haben mußten. Der Senator hatte das Treffen der Drei Weisen sehr kurzfristig angesetzt, aber es war nicht dieser Umstand, auf den die spannungsgeladene Atmosphäre in dem behaglichen Zimmer zurückzuführen war. Wellesley machte normalerweise den Eindruck einer wohlwollenden Vaterfigur. Nur selten ließ er sich irgendwelche Emotionen anmerken, und es war der grimmige Ausdruck seiner aristokratischen Züge, der sie beunruhigte.
    »Gentlemen«, begann Wellesley, »der Vizepräsident hat mir gerade dieses streng vertrauliche Papier übermittelt. Jeb Calloway hat den Bericht, den ich hier in dieser Mappe habe, durch einen Sonderkurier aus Europa erhalten. Er ist einfach unglaublich – ich kann nur hoffen, daß der Verfasser des Berichts geistesgestört ist.«
    »Aber glauben Sie, daß er das ist? Geistesgestört?« fragte der Politiker.
    »Wenn er es nicht ist – und ich habe den finsteren Verdacht, daß er bei so klarem Verstand ist wie wir alle hier an diesem Tisch –, dann steht unserem Land die schwerste Krise dieses Jahrhunderts bevor.«
    »Wissen Sie, von wem der Bericht stammt?« fragte der Bankier.
    »Ja. Von einem Special Agent des FBI. Einem Mann namens Barton Ives.« Er holte die maschinegeschriebenen Blätter aus der Mappe und gab sie dem Politiker.
    »Lesen Sie selbst.«
    »Aus diesem Dokument geht hervor, daß dieser Barton Ives zu wissen glaubt, wer verantwortlich ist für eine ganze Serie von grauenhaften Morden in mehreren Staaten im Süden«, bemerkte der Bankier, der ein schneller Leser war, ein paar Minuten später mit gedämpfter Stimme. »In allen Fällen wurde einer Frau die Kehle

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