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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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verschwand. Paula nahm Jennie beim Arm und bahnte sich ihren Weg durch das Menschengewimmel. Gaunt hatte es gerade noch geschafft, bevor die Ampel auf Rot schaltete.
    Alle Leuten sahen aus, als hätten sie die Nase voll von der langweiligen Arbeit des Tages, vom Heimweg durch den Schneematsch, von der durchdringenden Kälte. Nach ihrem Ausflug in die Vogesen empfand Paula die Normalität dieses Gewimmels als seltsam beruhigend.
    Warme Luft schlug ihnen entgegen, als sie die Tür der Brasserie aufstießen. Tweed saß bereits mit Eve neben sich an einem Tisch in der Nähe des Ausgangs zum Hotel. Cardon hatte sich am Ende des langen Tisches niedergelassen, von wo aus er das ganze Restaurant überblicken konnte.
    »Ein Glas Riesling für jeden, der Appetit darauf hat«, verkündete Tweed. »Ich finde, wir könnten etwas Anregendes brauchen, bevor wir in unsere Zimmer hinaufgehen und uns zum Essen frischmachen.«
    Nun, zumindest waren sie hier drinnen in Sicherheit, dachte Paula, als sie sich neben Cardon gesetzt und Jennie sich für den Stuhl neben dem ihren entschieden hatte. Paula erklärte sich freudig mit einem Glas Riesling einverstanden und schaute sich im Restaurant um. Eine Handvoll Einheimische gönnten sich auf dem Heimweg einen Drink. Dann runzelte sie die Stirn.
    An einem Tisch für sich allein, keine drei Meter entfernt, saß einer der abstoßendsten Männer, die sie je gesehen hatte, ein Mann, der aussah wie eine Bulldogge. Norton fuhr sehr langsam, als er Kaysersberg erreichte. In den alten, engen Straßen türmte sich der Schnee. Komisches Land. Hatte man hier noch nie etwas von Schneepflügen gehört? Er parkte den Renault in einiger Entfernung vom L’Arbre Veit in einer Nebenstraße. Je weniger der Inhaber des kleinen Hotels von ihm wußte, desto besser.
    Er begegnete niemandem, als er durch den Schnee zum Hotel stapfte. Die Putzfelder zwischen den dicken Eichenbalken der alten, mit schmiedeeisernen Lampen beleuchteten Fachwerkhäuser waren bei jedem Gebäude in einer anderen Farbe gestrichen leuchtend rot, dunkelgelb, orange. Kaysersberg war wunderschön, aber dafür hatte Norton kein Auge.
    Er betrat das Foyer des L’Arbre Vert, ohne sich um den Schuhkratzer vor der Tür zu kümmern, und hinterließ Schneespuren auf dem Teppich. Die Frau an der Rezeption winkte ihn zu sich heran.
    »Es hat jemand angerufen. Immer dieselbe Person, glaube ich. Sechsmal. Hat eine Nachricht hinterlassen.«
    Norton nickte und nahm den zusammengefalteten Zettel entgegen. Er wartete, bis er sich in seinem kleinen Zimmer seiner Pelzmütze und seines Mantels entledigt hatte, dann las er die Nachricht.
    Sofort anrufen. Wiederhole sofort. Sara.
    »Verdammt. Rutsch mir den Buckel runter«, sagte Norton laut.
    Er sah auf die Uhr. In Washington war es jetzt 2 Uhr nachmittags. Er hatte gute Lust, die Nachricht zu ignorieren.
    Doch dann beschloß er, auf dem Bett sitzend, daß es vielleicht doch besser war, in Washington anzurufen. Wahrscheinlich war die Verbindung so miserabel, daß es sinnlos war. Das hoffte er jedenfalls.
    In grimmiger Laune machte er sich an das mühselige Geschäft, nach Washington durchzukommen. Die Verbindung war nicht miserabel, sie war einwandfrei. Sara meldete sich.
    »Er möchte unbedingt mit Ihnen sprechen. Ich würde vorsichtig sein, wenn ich Sie wäre …«
    »Sie sind aber nicht ich«, fuhr Norton sie an.
    »Wie Sie wollen.« Saras Ton war gelassen, gleichgültig. »Ich stelle Sie durch. Und sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt…«
    Norton, der über ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen verfügte, war wütend. Es war ein harter Tag gewesen. Sämtliche Versuche, Tweed zu erledigen, waren fehlgeschlagen. Und er hatte auch den Videofilm und das Tonband nicht bekommen. Er hatte nicht vor zu katzbuckeln.
    »Norton?« Präsident Bradford Marchs Stimme klang aggressiv. »Welchen Mist gedenken Sie mir diesmal aufzutischen? Reden Sie.«
    »Ich weiß jetzt, wo das, was Sie haben wollen, steckt. Ich fahre gleich los. In die Schweiz, nach Lausanne. Dort sind die Sachen. Ich gebe Ihnen meine neue Nummer, sobald ich dort angekommen bin. Am späten Abend europäischer Zeit.
    Wir haben es beinahe geschafft.«
    »Ihr ›beinahe‹ können Sie sich an den Hut stecken«, brüllte March. »Ich hätte mit diesem Job ebensogut einen grünen Jungen beauftragen können. Jemand läßt Sie zappeln wie einen Fisch an der Angel.«
    Was stimmte, begriff Norton. Der Mann mit der knarrenden Stimme hatte

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