Todesspur
daß er einen Renault fuhr. Nachdem sämtliche Polizeifahrzeuge verschwunden waren, fuhr er langsam um die Grünanlage herum in Richtung Chateau d’Ouchy. Norton hatte ihm ausdrücklich verboten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, aber Mencken wußte ohnehin nicht, wie er aussah. Aber man hatte ihm mitgeteilt, daß Norton den Namen Dr. Glen Fleming benutzen würde. Er mußte ihn so schnell wie möglich anrufen und warnen.
Die Zürcher Kreditbank war bereits geöffnet, als Tweed mit Amberg in seinem Espace ankam. Paula, Newman, Ives und Butler fuhren mit ihm. Hinten saß Marler mit dem Videorecorder und den anderen Gerätschaften.
In dem dicht hinter ihnen herfahrenden Kombi saßen Cardon, der Joel Dyson bewachte, und Pete Nield am Steuer. Bevor sie das Chateau d’Ouchy verließen, hatte Tweed mit Dyson gesprochen und ihm keinerlei Zweifel daran gelassen, in welcher Lage er sich befand.
»Cardon hat eine Waffe und wird nicht zögern, sie zu benutzen, wenn Sie auch nur eine falsche Bewegung machen.
Aber es ist wahrscheinlicher, daß wir Sie in Genf in die nächste Maschine nach Washington setzen werden.«
Tweed, der den kleinen Mann genau beobachtete, hatte in Dysons unsteten Augen ein Aufflackern von Triumph gesehen. Joel Dyson kannte offensichtlich Europa gut und war über die Flugverbindungen bestens informiert. Es gab keine bessere Methode, einen Mann zu demoralisieren, als ihm erst Hoffnungen zu machen und sie dann wieder zu zerschlagen.
»Natürlich«, fuhr Tweed fort, »gibt es keine direkten Flüge von Genf nach Washington. Deshalb würde Cardon Sie auf einem Flug von Genf nach Zürich begleiten und Sie dann in eine Maschine setzen, die nonstop nach Washington fliegt. Wir würden in Washington anrufen und dafür sorgen, daß gewisse Leute Sie am Dulles Airport in Empfang nehmen. Fehlt Ihnen etwas, Dyson? Sie sind ja leichenblaß geworden …«
Amberg nickte dem Wachmann am Eingang der Bank zu. Als Marler mit seiner Ausrüstung hereinkam, hielt der Wachmann ihn an, um festzustellen, was er bei sich trug.
»Das geht in Ordnung, Jules«, rief Amberg über die Schulter. »Dieser Herr gehört zu mir, und auch die Leute hinter ihm.«
Tweeds Anweisungen Folge leistend, führte Amberg alle zuerst in sein Privatbüro und erklärte seiner Sekretärin, daß sie auf keinen Fall gestört werden wollten. Dann begleitete Tweed Amberg zusammen mit Newman und Paula in den Tresorraum, wo der Schweizer seinen Privatsafe öffnete. In ihm lagen zwei unverkennbare Kassetten. Waren sie wirklich am Ende ihrer langen Reise angekommen?
fragte sich Tweed, als sie in das Privatbüro zurückkehrten.
Während ihrer Abwesenheit hatte Marler die Vorhänge zugezogen, das Licht eingeschaltet, den Fernseher aufgestellt und den Recorder angeschlossen; daneben stand das amerikanische Tonbandgerät, mit dem er Bild und Ton synchronisieren konnte.
Er hatte Stühle aus einem Konferenzzimmer geholt und in kurzen Reihen aufgestellt. Auf diese Weise war ein improvisierter Kinoraum entstanden. Er nahm Amberg die Kassetten ab, während Tweed sich vergewisserte, daß die Tür sicher verschlossen war.
Paula und Tweed saßen in der vordersten Reihe. Neben Tweed saß Amberg, auf der anderen Seite flankiert von Ives.
In der Reihe hinter ihnen hockte ein verschreckter Joel Dyson zwischen Newman und Cardon. In der dritten Reihe hatten sich Pete Nield mit seiner Walther in der Hand und Butler niedergelassen. Während Marler mit seinen Geräten hantierte, tippte Nield Dyson mit dem Lauf seiner Waffe auf die Schulter.
»Nur, um Sie zu daran zu erinnern, daß wir noch da sind«, erklärte er dem Fotografen.
»Es kann losgehen«, sagte Marler und schaltete das Licht aus.
Auf dem leeren Bildschirm erschien ein grelles weißes Licht. Tweed konnte das Surren des Tonbandes hören. Und dann erschienen, kristallklar, die Bilder … Eine eingeschossige Blockhütte auf einer Waldlichtung. Ein kleiner, kräftig gebauter Mann mit offener Jacke, so daß sein dicker Hals zu sehen war, kämpfte mit einer Frau mit langem blondem Haar. Eine Hand packte ihr Haar, die andere bohrte sich in ihren Rücken. Sie schrie, so laut sie konnte, und Paula biß die Zähne zusammen.
Der Mann stieß sie in die Blockhütte, und beide Gesichter waren deutlich zu sehen, bevor sie in der Hütte verschwanden. Der harte Knall einer Tür, die zugeschlagen wurde.
Aber trotz der geschlossenen Fensterläden konnten sie hören, wie die Frau immer noch schrie. Dann brachen die Schreie
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