Todesspur
nicht weit entfernt – ich habe die Zeiten überprüft – eine Frau vergewaltigt und ermordet wurde.«
»Also hat er zumindest kein Alibi«, bemerkte Tweed.
»Aber dafür hat er einen braunen Cadillac, den er gern fährt. Und das habe ich bisher niemandem erzählt. Ich habe die Umgebung des sechsten Mordfalls abgesucht, stundenlang das Gras durchgekämmt. Ich war schon im Begriff, mich geschlagen zu geben, als ich diese leere Bierflasche fand, mit einem kompletten Satz Fingerabdrücke. Dasselbe Bier, das der Mann, hinter dem ich her war, besonders gern trinkt. Diese Flasche – in einer Plastiktüte – liegt im Kofferraum des Lincoln Continental, den ich in einer alten Scheune versteckt habe.«
»Auch das sind nur Indizienbeweise«, erklärte Tweed.
»Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber das Problem ist, daß ein Gericht nur Ihr Wort hätte, wo Sie die Flasche gefunden haben. Es sei denn, Sie können sich die Fingerabdrücke des Mannes beschaffen, hinter dem Sie her waren. Natürlich, wenn sie übereinstimmen…«
»Das ist nicht so einfach.« Ives zündete sich eine frische Zigarette an. »Das ist nicht so einfach«, wiederholte er.
»Schließlich handelt es sich um die Fingerabdrücke von ExSenator Bradford March, jetzt Präsident der Vereinigten Staaten.«
51. Kapitel
Am folgenden Morgen hatte Marler keine Mühe, einen Videorecorder, ein tragbares Fernsehgerät und die anderen Dinge zu besorgen, um die Tweed ihn gebeten hatte. Er kehrte gegen halb neun ins Hotel zurück, wo Tweed mit Paula und Newman beim Frühstück saß.
»Ich habe die halbe Nacht wachgelegen«, sagte Paula gerade. »Ich kann es immer noch nicht glauben, daß der Präsident der Vereinigten Staaten diese grauenhaften Verbrechen begangen haben soll.«
»Lesen Sie die Geschichte früherer Bewohner des Weißen Hauses nach«, schlug Barton Ives vor, der gerade herbeigekommen war und ihre Bemerkung gehört hatte. »Bei unserem verrückten Wahlsystem war damit zu rechnen, daß eines Tages ein echter Verbrecher dort einziehen würde. Und jetzt ist es passiert.«
»Was tun wir als nächstes?« fragte Paula.
»Haben Sie alles bekommen?« erkundigte sich Tweed bei Marler, nachdem dieser sich niedergelassen hatte.
»Ja.«
»Dann ist unsere nächste Aufgabe, Amberg zu seiner hiesigen Filiale zu bringen und ihn zu zwingen, den Videofilm und das Tonband herauszurücken, die Dyson ihm in Zürich zur Aufbewahrung übergeben hat. Dann sehen wir uns in der Bank den Film an …«
Amberg befand sich immer noch, von Cardon bewacht, in seinem Zimmer. Ihr Frühstück hatten sie vom Zimmerservice erhalten. Auch Joel Dyson war in seinem Zimmer, von einem äußerst mitleidlosen Butler bewacht.
»Sie wissen, daß man uns von Basel hierher gefolgt ist?«
fragte Newman.
»Kein Grund zur Sorge – es war ein ungekennzeichnetes Fahrzeug, aber das müssen Becks Leute gewesen sein. Nachdem er gesehen hat, wie wir am Bahnhof in Basel die Grenzkontrolle passierten, wäre es nicht seine Art gewesen, uns wieder aus den Augen zu lassen. Wenn man vom Teufel spricht…«
Arthur Beck kam in einem eleganten grauen Anzug in das Restaurant, das auf einen kleinen Garten hinausging. Er lehnte das Angebot von Kaffee ab und bückte sich, um Tweed etwas zuzuflüstern.
»Ich habe ein kleines Heer von Leuten mitgebracht. Wir haben gesehen, wie die Amerikaner zurückkamen. Angebliche Diplomaten, die auf ihre Versetzung warten. Das ist zuviel. Ich werde sämtliche Hotels überprüfen lassen.«
»Dabei kann ich Urnen Zeit sparen.« Tweed gab ihm die Liste, die er am Vorabend von Marler erhalten hatte. »Hier steht, wo sie sich befinden. Sie sind bestimmt bewaffnet.«
»Meine Leute auch.« Beck lächelte. »Danke, daß Sie mir die Arbeit abgenommen haben. Darf ich fragen, wie Sie sie gefunden haben?«
»Marler, erzählen Sie unserem Freund von Ihren Nachforschungen.«
»Das war nicht schwierig«, erklärte Marler. »Ich ging ins Hotel, erzählte dem Nachtportier, ich brauchte ein Zimmer für die Nacht, und würde es gern im voraus bezahlen. Dabei hatte ich in paar Schweizer Münzen in der Hand und ließ sie über das andere Ende des Tresens rollen. Während er sich bückte, um sie aufzuheben, sah ich schnell die Anmeldeformulare durch und merkte mir sämtliche Namen, bei denen als Herkunftsland Amerika angegeben war. Dann sagte ich dem Portier, ich hätte meinen Paß im Wagen gelassen und käme gleich wieder, um in das Zimmer zu gehen, für das ich bezahlt hatte. Dann
Weitere Kostenlose Bücher