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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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massive Tür von einem Dienstmädchen geöffnet wurde. Eine Schweizerin, dachte Paula, als sie hörte, wie das Mädchen Englisch sprach.
    »Werden Sie von Madame erwartet?« Sie betrachtete die Karte, die Tweed ihr gegeben hatte. »Verkaufen Sie Versicherungen?«
    »Keineswegs. Ich bin Leiter der Ermittlungsabteilung.
    Bringen Sie Ihrer Herrin die Karte und sagen Sie ihr, wir wären den ganzen Weg von Cornwall hierhergekommen, um sie zu besuchen.«
    »Ich nehme an, sie muß sich schnell anziehen«, sagte
Paula leise.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Tweed.
    Nach weniger als einer Minute wurde die Tür wieder geöffnet, und das Dienstmädchen teilte ihnen mit, Madame lasse bitten. Die Diele war sehr groß, und etwas an ihrer Atmosphäre stieß Paula ab. Der alte Parkettboden war auf Hochglanz poliert, und an einer Wand tickte laut eine große, mit Verzierungen überladene Standuhr. Das Mädchen führte sie zu einer Tür im Hintergrund der Diele, öffnete sie und trat dann beiseite. Tweed, der Paulas Widerstreben spürte, marschierte geradewegs in ein riesiges Wohnzimmer, vor dessen Fenstern ein verwahrloster Hintergarten zu sehen war, in dem offenbar nur Gestrüpp und verkümmerte Nadelbäume wuchsen.
    »Mr. Tweed? Soweit ich weiß, kennen Sie Mr. Gaunt.
    Aber ich weiß nicht, wie es mit Ihren Begleitern steht…« »Die kennen mich auch. Natürlich«, dröhnte Gaunt. »Wir haben alle in Cornwall ein Glas zusammen getrunken.
    Stimmt’s Tweed? Sind Sie mir gefolgt? Wollten vermutlich wissen, was ich im Schilde führe, stimmt’s? Darf ich vorstellen? Das ist Eve Amberg, die Gattin des tief betrauerten Julius Amberg.«
    »Von tief betrauert kann nicht die Rede sein, Mr. Tweed.
    Bitte, nehmen Sie alle Platz. Gregory wollte gerade gehen.«
    Eve Amberg war eine attraktive Frau Mitte Dreißig. Sie hatte langes tizianrotes Haar und sah aus, als wir sie gerade von einem teuren Friseur nach Hause gekommen. Sie hatte grünliche Augen, einen vollen Mund und ein wohlgeformtes Kinn. Ihr Teint wies den Marmorschimmer auf, der, wie Paula wußte, nur mit einem langwierigen und sorgfältigen Make-up zu erreichen war. Sie trug ein Bolerojäckchen über einem grünen Kleid, das ihre wohlgeformten Brüste betonte, und ihre langen Beine waren elegant übereinandergeschlagen. Sie machte den Eindruck einer starken Persönlichkeit, und ihre Stimme war sanft und eindringlich.
    Sie klopfte auf den leeren Platz neben sich und forderte Tweed damit auf, sich zu ihr auf die Couch zu setzen. Das freie Kissen wies keinerlei Anzeichen dafür auf, daß kürzlich jemand anders dort gesessen hatte. Gaunt stand unter einem großen Kronleuchter, in einem Jackett mit Fischgrätenmuster, einer Reithose und einem blauen Halstuch. Ganz der Landedelmann, dachte Paula.
    »Ja, ich muß wirklich los. Mir tut der Grund leid, der mich hierhergeführt hat.« Bevor er ging, warf er noch einen Blick auf Tweed. »Ich liefere Sie jetzt Eve aus – auf Gedeih und Verderb. Überleben Sie Ihre Reize, wenn Sie es schaffen …«
    Newman, der neben Paula auf einer weiteren großen Couch saß, entdeckte einen Anflug von Ironie in dieser Bemerkung. Eve kicherte gutgelaunt und rief ihm nach, als er die Tür erreicht hatte.
    »Sie sind wirklich ein gräßlicher Mann, Gregory – verlassen meine Gäste, nachdem Sie den Eindruck erweckt haben, als wäre ich ein Ungeheuer.« »Aber sie ist eins«, warf Gaunt über die Schulter zurück und machte die Tür hinter sich zu.
    »Soweit ich verstanden habe, Mrs. Amberg, sind Sie bereits über den Tod Ihres Mannes informiert«, begann Tweed.
    »Ich war selbst in Tresilian Manor, kurz nachdem das Massaker stattgefunden hatte.«
    »Halten Sie mich nicht für herzlos, Mr. Tweed.« Eve legte einen ihrer bloßen Arme auf die Rückenlehne der Couch hinter ihm. »Kurz bevor Julius nach England flog, harten wir uns für immer voneinander getrennt. Aber die Art, wie er zu Tode gekommen ist, war ein Schock für mich. Und das kann ich Ihnen sagen – der Squire neigt dazu, Frauen zu verachten, die einen Schock nicht verkraften können.«
    »Denken Sie daran, nach England zurückzukehren?« fragte Tweed.
    »Fürs erste nicht.« Sie nahm sich eine Zigarette aus einem mit Perlen besetzten Kästchen und zündete sie mit einem goldenen Feuerzeug an. »Während unseres letzten Krachs hat Julius sich entschlüpfen lassen, daß er damit rechnete, in den nächsten Tagen ein Vermögen zu machen. Halten Sie mich für geldgierig, wenn Sie wollen, aber dafür,

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