Todesspur
zu erwarten, aber sie sind ganz in der Nähe«, sagte Paula und grub ihre Kuchengabel in ein Sahnestück.
»Das ist hervorragend.« Sie ließ den Blick durch den langen Raum schweifen, in dem zahlreiche Holztische standen, über das blitzsaubere Büffet, an dem sie ihr Gebäck ausgesucht hatten. »Ich glaube, dies ist der Ort, an dem sich die vornehmen Damen von Zürich treffen, um den neuesten Klatsch auszutauschen. Bestimmt herrscht daran kein Mangel, wenn ihre Männer Bankiers sind.«
»Weshalb sollten sie Bankiers sein?« fragte Newman.
»Sehen Sie sie doch an. Dicke Perlenketten, drei oder vier Goldarmbänder an den Handgelenken. Sie strotzen vor Reichtum.« Sie wendete sich an Tweed. »Was steht als nächstes auf dem Programm – und weshalb sind wir unter unseren eigenen Namen im Gotthard abgestiegen?«
»Um den Gegner auszuräuchern«, sagte Tweed mit entschlossener Miene. »Dies ist das Schlachtfeld. Wenn wir das Cafe verlassen haben, gehen wir zum Polizeipräsidium, wo ich Beck vorzufinden hoffe. Philip Cardon möchte eine Waffe haben. Dann nehmen wir uns ein Taxi und fahren zu Julius’ Villa, wo ich hoffentlich mit Eve Amberg sprechen kann.
Das könnte interessant werden …« Sara Maranoff kam ins Oval Office, machte die Tür hinter sich zu und schloß sie ab. Sie fuhr sich mit einem Finger über die Lippen, während sie herauszufinden versuchte, in welcher Stimmung ihr Boß war. Bradford March saß schief in seinem Sessel und starrte mit zusammengepreßten Lippen durchs Fenster hinaus. Schwarze Stoppeln bedeckten sein Kinn und seine Backen, und der Ausdruck auf seinem Gesicht gefiel ihr nicht. Als er sich umdrehte und sie anfunkelte, atmete sie tief ein.
»Schlechte Nachrichten muß man gleich erfahren, Brad.
Ich hatte gerade einen Anruf aus Zürich – wer immer am Apparat war, hat klugerweise darauf bestanden, mit mir zu sprechen. Darüber können Sie froh sein.«
»Ich bin nicht gerade scharf auf weitere schlechte Nachrichten. Reden Sie. Norton teilt uns mit, daß er nicht das geringste bewerkstelligt hat?«
»Norton wartet in der Leitung auf Sie, aber dieser Anruf kam von einem Mann ohne Namen. Sagte, er hätte zwei Dinge, von denen Sie bestimmt rächt wollten, daß sie publik würden – so hat er es nicht ausgedrückt, aber darauf lief es hinaus.
Er verlangt zwanzig Millionen Dollar dafür. Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelt. Könnte ein Spinner sein…«
Sie beobachtete Marchs Reaktion genau. Der Präsident lehnte sich vor, verschränkte die dicken, behaarten Finger und legte die Hände auf den Schreibtisch. Er sah aus, als könnte er jeden Moment explodieren, und sie hütete sich, etwas zu sagen.
»Haben Sie die Nummer, von der aus er angerufen hat?«
fuhr March sie an.
»Ich habe versucht, sie ermitteln zu lassen, aber das Gespräch war zu kurz. Das einzige, was wir erfahren konnten, war, daß der Anruf aus Zürich kam. Ist da etwas, das ich wissen sollte, Brad?«
»Sie sollten mich mit Norton verbinden, und zwar
sofort…
«
»Hier Norton, Boß. Ich habe das Kommando über das Unternehmen an Ort und Stelle übernommen. Ich bin in Zürich.
Ich habe Tweed und Genossen aufgespürt und lasse sie rächt mehr aus den Augen.« »Erledigen Sie das auf Ihre Art.« Marchs Tonfall wurde hart. »Machen Sie Dyson, Ives und Dillon ausfindig, und schaffen Sie sie beiseite. Das ist ein Befehl. Schluß mit dem verdammten Leerlauf. Tun Sie es …«
Er knallte den Hörer auf die Gabel, stand auf und begann, im Zimmer umherzuwandern. Er trug Jeans und Turnschuhe und ein offenes Hemd, das seine haarige Brust sehen ließ – die Kleidung, die er immer trug, wenn er sich unter »den Pöbel« mischte.
»Was ist mit diesem Spinner?« drängte Sara. »Wir ignorieren ihn, falls er wieder anrufen sollte?«
»Falls er wieder anrufen sollte, sagen Sie ihm, wir würden zahlen. Fragen Sie ihn, wo das Geld deponiert werden soll.
Dann rufen Sie Norton an, nennen ihm den Ort und sagen ihm, er soll ihn mit einem Heer von versteckten, bewaffneten Männern umgeben. Er soll ein Päckchen zurechtmachen, das aussieht, als enthielte es Geld, als Köder. Tun Sie, was ich Ihnen sage. Sonst gibt es nichts, was Sie wissen müßten.«
Tweed hatte zusammen mit Paula und Newman das Sprüngli verlassen, und jetzt gingen sie auf ihrem Weg zum Polizeipräsidium die Bahnhofstraße entlang. Obwohl die Sonne vom Himmel strahlte, war es bitterkalt, und nur wenige Leute waren unterwegs. Ein paar warteten an einer
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