Todesspur
sprechen.«
»Dieser alte Holzklotz? Halten Sie ihn hin. Sagen Sie ihm, ich stecke bis über beide Ohren in Papierkram. Oh, ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe – in einer halben Stunde kommt Ms. Hamilton. Sehen Sie zu, daß wir nicht gestört werden, während wir uns unterhalten.«
»Geht in Ordnung, Brad.« Saras Miene besagte, daß das eine Neuigkeit für sie war. Und ihr gefiel das Wort »unterhalten«. Er würde bestimmt keine Zeit damit verschwenden, sich mit ihr zu unterhalten. »Norton ist in der Leitung«, fuhr sie fort. »Er scheint es eilig zu haben.«
»Ach, wirklich? Ich bin derjenige, der es eilig hat – daß er die Jobs zu Ende bringt, die er erledigen soll. Stellen Sie ihn durch…«
»Hier Norton. Wir ziehen das Netz um Tweed enger.
Heute hätten wir ihn beinahe erwischt…«
»
Beinahe?
Sie meinen, der Kerl liegt im Krankenhaus?«
»Nein, aber ich habe mir etwas Neues ausgedacht, wie wir ihn ein für allemal erledigen können. Dachte, Sie hätten gern ein Bulletin …«
»Ach, jetzt geben Sie schon Bulletins heraus?« Wütend lehnte sich March über den Schreibtisch und brüllte ins Telefon.
»Kommen Sie mir bloß nicht mit solchem Bockmist. Das einzige Bulletin, das ich von Ihnen will, ist die Meldung, daß Tweed, Dyson, Ives und Dillon erledigt sind. Wie macht sich Mencken?«
»Er nimmt Befehle entgegen …«
»Noch ein solcher Anruf, und Sie nehmen Befehle von
ihm
entgegen!« Er knallte den Hörer auf die Gabel, und Sara schauderte innerlich. Wenn Brad so weitermachte, würde er den Apparat zerschmettern. Und es würde teuer werden, dieses spezielle Privattelefon zu ersetzen. Sie versuchte es mit einem anderen Thema.
»Ich habe gerade gehört, daß Sie Botschafter Anderson aus der Schweiz abberufen haben und ihn durch Mike Gallagher ersetzen wollen.«
»Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Informationsquelle«, sagte March sarkastisch.
»Anderson ist ein erfahrener Diplomat. Gallagher ist ein ungehobelter Klotz. Bei seiner Art, sich auszudrücken, könnte es Ärger geben.«
»Gallagher ist ein Mann, dem ich vertraue. Anderson hat sich in Dinge eingemischt, die ihn einen feuchten Dreck angehen. Er muß verschwinden.«
»Gallagher hat die Staaten noch nicht verlassen. Sie könnten es sich noch anders überlegen. Ich würde es tun, wenn ich Sie wäre …«
»Aber Sie sind nicht ich!« brüllte March sie an. »Wenn Sie auf diesem Stuhl hier sitzen, dann können Sie entscheiden, wer wohin geht. Und Gallagher hat eine Menge zu meiner Wahlkampagne beigetragen.«
Sie seufzte. Normalerweise kam sie gut mit Brad aus, aber es gab Momente, wo er sich benahm wie ein wildgewordener Bulle. Dies war so ein Moment. Es wurde Zeit, ihn in eine andere Stimmung zu bringen. Vielleicht gelang es ihr, wenn sie seine Gedanken wieder auf Ms. Hamilton lenkte.
»Noch eine Flasche Champagner – damit die Unterhaltung besser läuft?«
March funkelte sie an, und Sara erkannte, daß das die falsche Taktik gewesen war. Er zeigte mit einem kurzen, dicklichen Finger auf die Tür.
»Da ist die Tür. Verschwinden Sie. Wenn möglich, ohne sie vorher aufzumachen.«
»Danke, Sara«, sagte Senator Wellesley. »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Ich weiß, daß Sie es versucht haben.« Er legte in dem Zimmer in seinem Haus in Chevvy Chase, in dem sich die »Drei Weisen« versammelt hatten, den Hörer auf. Der Bankier und der erfahrene Politiker, die mit einem Drink an dem runden Tisch saßen, schauten dem Senator entgegen, als er zu ihnen zurückkehrte. Wellesley schüttelte bedauernd den Kopf.
»Tut mir leid, meine Herren. Der Präsident weigert sich, mich zu empfangen. Irgendwelcher Unsinn über Papierkram, der sich zu Bergen türmt. Eine Ausrede, damit er nicht mit mir zusammenkommen muß. Vermutlich kann er sich vorstellen, welches Thema ich zur Sprache bringen wollte.«
»Gallagher!« empörte sich der Politiker. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die Botschaft in Bern nicht gerade eine Rosine ist Aber Bern ist ein guter Lauschposten. Wie kann er auch nur daran denken, einen Mann zu ernennen, der sich möglicherweise vor einem Unterausschuß des Senats verantworten muß wegen Korruption bei der Beschaffung von Regierungsaufträgen? Wenn die Presse davon Wind bekommt – und das wird sie –, dann ist der Teufel los, und die Regierung der Vereinigten Staaten wird in der ganzen Welt zum Gespött.«
»Damit könnten Sie recht haben«, pflichtete Wellesley ihm bei.
»Er hat recht«, erklärte der
Weitere Kostenlose Bücher