Todesspur
schlug Paula vor. »Schade, daß ich keine Kohle habe. Damit ginge es wesentlich leichter …« »Wie war’s damit?« Cardon zog ein kurzes Stück Kohlestift aus der Tasche. »Das benutze ich zum Schwärzen meiner Augenbrauen, wenn ich mein Aussehen verändern will.«
»Gibt es etwas, das Sie nicht mit sich herumschleppen?
Aber gut, fangen wir an.«
Newman ließ sich auf der Lehne des Sessels nieder, in dem Paula saß, und begann mit seiner Beschreibung, während Paula mit der Kohle sichere Striche aufs Papier zeichnete. »Die Nase ein bißchen länger«, sagte er eine Weile später.
Während sie an dem Phantombild arbeiteten, holte Tweed seinen Notizblock heraus und machte sich daran, Namen aufzuschreiben und sie miteinander zu verbinden. Cardon schaute ihm fasziniert über die Schulter.
Joel Dyson – Julius Amberg – Gaunt – Jennie Blade – Eve Amberg (Royston) – Amberg – Helen Frey – Klara – Theo Strebel, Eves Detektiv – Gaunte – Norton. Cornwall: Gaunt – Eve Amberg
–
Helen Frey. Washington: Dillon – Barton Ives. Special Agent, FBI – Norton.
»Es fängt an, ein Bild zu ergeben«, bemerkte Tweed.
»Für mich nicht«, erklärte Cardon.
»Das wird es – wenn Sie bedenken, daß die meisten von ihnen nicht das sind, was sie zu sein scheinen.«
»Das verstehe ich nicht…«
»Bob sagt, das ist Joel Dyson«, sagte Paula mit ihrer dritten Zeichnung in der Hand.
»Wie er leibt und lebt«, erklärte Newman.
»Das haben Sie gut gemacht«, sagte Tweed zu Paula.
»Und morgen brauchen wir sechs kleine Fotokopien von dieser Zeichnung.«
»Als wir am Rennweg waren, habe ich einen Copy-Shop gesehen«, erinnerte sie sich. »Ich gehe hin und lasse sechs verkleinerte Kopien machen.«
»Wieso verkleinert?« fragte Cardon.
»Weil bei einer Verkleinerung das Bild deutlicher wird.
Wenn man die Zeichnung vergrößern ließe, würden die Details verschwinden«.
»Und ich möchte«, schaltete Tweed sich ein, »daß jeder von uns eine Kopie bei sich trägt. Ich bin überzeugt, daß Dyson nach wie vor in Zürich ist. Auf diese Weise wird jeder von uns, der ihm vielleicht zufällig begegnet, ihn sofort erkennen. Paula, könnten Sie ein Duplikat von dieser Zeichnung machen?«
»Natürlich. Warum?«
»Joel Dyson ist auf der Flucht. Ich vermute, daß er um sein Leben rennt. Also wird er vielleicht versuchen, sein Aussehen zu verändern. Er hatte genügend Zeit, um die naheliegendste Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen – sich einen Schnurrbart stehen zu lassen. Können Sie den der zweiten Zeichnung hinzufügen? Und dann von beiden Versionen sechs Kopien machen lassen?«
»Das dauert nur ein paar Minuten«, sagte sie.
»Und ich werde sie begleiten«, erklärte Newman. »Bevor Dillon in diese Straßenbahn sprang, hat er uns gesagt, daß die Gegenseite Fotos von Ihnen hat – und von Paula.«
»Weichen Sie nicht eine Sekunde von ihrer Seite«, befahl Tweed.
Cardon hatte gerade das Zimmer verlassen, um schnell ein Bad zu nehmen, als das Telefon läutete. Tweed hob die Brauen, warf einen Blick auf Newman und ließ es mehrere Male läuten, bevor er den Hörer abnahm.
»Ja? Wer ist da?«
»Tweed?« sagte eine heisere Stimme. »Hier Cord. Habe eine fürchterliche Erkältung.«
»Sie hören sich grauenhaft an …«
»Tweed, wollen Sie Barton Ives sehen, oder paßt es jetzt nicht? Ich könnte ihn gleich ins Gotthard schicken.«
»Tun Sie das«, sagte Tweed, dann war die Verbindung unterbrochen.
Er legte langsam den Hörer auf. »Endlich werden wir Barton Ives kennenlernen, falls er es sich nicht noch anders überlegt. Er rennt gleichfalls um sein Leben. Wir dürfen ihn nicht mit zu vielen Leuten kopfscheu machen.«
Er griff nach dem Telefon, rief Cardon, Butler und Nield in ihren Zimmern an und erteilte allen dieselbe Anweisung.
»Von jetzt an kommen Sie nicht in mein Zimmer oder in meine Nähe. Ihre Hauptaufgabe ist nach wie vor unser Schutz – aber bleiben Sie im Hintergrund.«
Sie warteten eine halbe Stunde, aber niemand kam.
Tweed studierte nach wie vor die Liste von Leuten, die er miteinander in Verbindung gebracht hatte. Dann schaute er auf die Uhr, faltete das Blatt zusammen, das er von seinem Notizblock abgerissen hatte, steckte es in seine Brieftasche und stand auf.
»Sie glauben nicht, daß er noch kommt?« fragte Paula.
»Ich hatte von Anfang an meine Zweifel. Bisher hat er überlebt, indem er in Deckung geblieben ist. Es gehört eine gewaltige Willensanstrengung dazu, in einer solchen
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