Todesspur
haben«, begrüßte Klara Newman.
Tweed lächelte, als sie sich an ihrem Tisch niederließen.
Er bestellte Kaffee für sich und Newman. Paula hatte den Kopf geschüttelt; ihr war ziemlich flau im Magen. Wie Tweed schwieg sie, während Newman und Klara miteinander redeten.
»Leider nicht«, begann Newman. »Vielleicht sollten Sie Ihre Tasse absetzen. Ich habe eine ziemlich schlimme Nachricht für Sie. Eine sehr schlimme sogar.«
»Ich habe starke Nerven«, sagte Klara mit ernster Miene.
»Die braucht man in meinem Geschäft. Sie können sich nicht vorstellen, was für Männer manchmal kommen.«
»Genau das ist die Tragödie im Falle von Helen Frey.«
»Tragödie?« Klara senkte den Blick und trommelte leise mit den rosa lackierten Nägeln ihrer rechten Hand auf den Tisch. Dann schaute sie auf und sah Newman direkt an. »Ich bin zäh also behandeln Sie mich nicht wie ein Kind. Sagen Sie mir, was mit Helen passiert ist.«
»Wir sind vor ein paar Minuten zurückgekommen, um ihr noch ein paar Fragen zu stellen. Die Haustür war unverschlossen, ihre Wohnungstür stand einen Spaltbreit offen.
Wir haben sie drinnen gefunden. Ermordet.«
»Verdammt! Ich habe ihr immer gesagt, sie sollte vorsichtiger sein. Genau deshalb habe ich – wenn ich nicht gerade einen Kunden hatte – immer zur Tür herausgeschaut, wenn eine der Treppenstufen knarrte. Nicht aus Neugier, das können Sie mir glauben. Nur, um ein bißchen auf sie aufzupassen. Ich hoffe, es war kein Perverser. Hat sie leiden müssen?«
»Ich würde sagen, es ging ziemlich schnell. Er hat sie mit einem Draht erwürgt. Kein hübscher Anblick. Haben Sie zufällig die Ankunft des Mannes beobachtet, mit dem sie um 16.30 Uhr verabredet war?«
»Ja, das habe ich.«
»Aber im Treppenhaus brennt kein Licht. Bei Tage ist es durch das Oberlicht hell genug, aber jetzt…«
»Die Treppenbeleuchtung hat einen Zeitschalter, für eine Minute. Wenn man weiß, wo er ist, kann man das Licht gleich neben der Haustür einschalten. Außerdem haben Helen und ich Schalter in unseren Wohnungen. Vermutlich hat sie, als er ankam, die Treppenhausbeleuchtung von ihrer Wohnung aus eingeschaltet.«
»Können Sie ihn beschreiben?«
»Ja und nein. Sehen Sie, ich mache meine Tür immer nur einen Spaltbreit auf, damit ihr jeweiliger Kunde mich nicht sehen kann. Ich würde sagen, er war größer, als Sie es sind.
Seine Füße schienen ihm ein bißchen wehzutun, nach seiner langsamen und vorsichtigen Art zu gehen.«
»Schlank?«
»Nein. Sogar ziemlich dick, würde ich sagen. Sein schwarzer Mantel spannte in der Taille, und die Knöpfe sahen aus, als könnten sie jeden Moment abplatzen.«
»Haarfarbe?«
»Keine Ahnung. Er trug einen breitkrempigen schwarzen Hut, den er tief heruntergezogen hatte. Sein Haar konnte ich nicht sehen.«
»Beschreiben Sie sein Gesicht.«
»Auch das ist schwierig. Er trug eine von diesen großen Sonnenbrillen, die einen Teil des Gesichtes verdecken. Und einen weißen Seidenschal, der noch mehr verdeckte. Aber ich weiß, daß ihm die Füße wehtaten.«
»Wir alt war er?« drängte Newman. »Dreißig, vierzig, älter?«
»Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich schätze das Alter eines Mannes nach seiner Art, sich zu bewegen – aber wenn jemand mit schmerzenden Füßen eine ihm unvertraute Treppe hochkommt, sagt einem die Körpersprache nichts.«
»Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn vor sich sähen?«
»Nur, wenn er genau so gekleidet wäre wie auf der Treppe.«
»Dann würden Sie im Grunde nur seine Kleidung identifizieren«, erklärte Newman.
»Da haben Sie vermutlich recht.«
»Da Sie hier sitzen – haben Sie ihn vielleicht beim Fortgehen beobachten und deutlicher sehen können?«
»Nein. Kurz bevor ich hier hereinkam, habe ich mich mit einer Bekannten unterhalten. Ich habe nicht einmal gesehen, wie Sie drei noch einmal ins Haus gingen.«
»Sie stammen aus England, stimmt’s?« fragte Newman plötzlich.
»Ja«, sagte Klara nach einer kurzen Pause. »Helen übrigens auch. Ihr richtiger Name ist – war – Helen Dane. Aus Cornwall. Wir haben uns zusammengetan und sind hierhergekommen, in der Hoffnung, den Schweizer Männern den Reiz des Neuen bieten zu können. Und diese Hoffnung hat sich auch erfüllt. Aber sie ziehen es vor, wenn wir einen gähgigen Schweizer Namen haben. Fragen Sie mich nicht, warum. Und fragen Sie mich nicht nach meinen wirklichen Namen.«
»Und welchen Nachnamen führen Sie hier?«
»Auch das werde ich Ihnen nicht
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