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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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Turn, Turn‹. Irgend so eine Hippie-Band hat damit in den Sechzigern einen Riesenhit gelandet, stimmt’s?«
    Â»Dazu kann ich nichts sagen. Die Worte stammen jedenfalls aus Prediger Salomo. Erinnerst du dich nicht, wie es weitergeht? ›Geboren werden...«
    Â»â€ºâ€¦ und sterben‹«, sagte Cooper.
    Fry blieb an der Beifahrertür stehen und musterte Cooper über das Autodach hinweg.
    Â»Professor Robertson amüsiert sich ein wenig zu gut, findest du nicht? Auf diese Weise verschafft er sich einen Kitzel.«
    Â»Es ist vermutlich nichts dagegen einzuwenden, wenn jemandem seine Arbeit Spaß macht. Bei manchen Leuten ist das nämlich so.«
    Cooper stieg in den Wagen und ließ den Motor an. Fry legte ihren Gurt an und drehte sich zu ihm.
    Â»Verwandelst du dich später mal in einen Freddy Robertson, wenn du pensioniert bist, Ben? Ich kann mir gut vorstellen, wie du in der West Street vor der Tür rumlungerst und deine Dienste kostenlos und gratis im öffentlichen Interesse anbietest.«
    Â»Ich werde wahrscheinlich froh sein, den Laden nicht mehr sehen zu müssen. Du nicht?«
    Â»Worauf du wetten kannst«, erwiderte Fry. »Außerdem, mit welchem Fachwissen könnte ich denn schon aufwarten?«
    Ben Cooper besaß keine Bibel. Zumindest hatte er keine von der Bridge End Farm mitgenommen, als er in seine Wohnung umgezogen war. Mit zehn Jahren hatte er eine Bibel als Belohnung für seine regelmäßige Anwesenheit in der Sonntagsschule bekommen, doch dabei hatte es sich um eine Ausgabe für Kinder gehandelt, mit Abbildungen eines gut aussehenden, goldhaarigen Jesus, der übers Wasser wandelte und den Fünftausend zu essen gab. Cooper war sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt das Alte Testament beinhaltete. Vermutlich nicht. Für den modernen Vikar, der damals die Verantwortung gehabt hatte, waren darin viel zu viel Zeugung und Sodom und Gomorra enthalten.
    Die einzige andere Ausgabe, an die er sich erinnern konnte, war die alte Cooper-Familienbibel, die sein Urgroßvater und seine Urgroßmutter zu ihrer Hochzeit im Jahr 1921 geschenkt bekommen hatten. Darin waren auf den ersten paar Seiten, kurz vor dem Ersten Buch Mose, sämtliche späteren Geburten, Hochzeiten und Tode in der Familie verzeichnet. Doch sie lag auf Bridge End im Sideboard, in Seidenpapier eingewickelt und wie ein Heiligtum aufbewahrt.
    Cooper verließ seine Wohnung, ging auf die Welbeck Street hinaus und klopfte an die Tür von Nummer sechs, wo seine Vermieterin wohnte. Ja, Mrs. Shelley besaß eine Bibel, die er sich ausleihen konnte. Selbstverständlich handelte es sich um die King-James-Version. Neumodischer Kram kam für sie nicht in Frage.
    Sie bat Cooper herein, während sie das Buch holte, und er blieb in ihrem Hausflur stehen und versuchte, nicht zu viel Lärm zu verursachen. Er hörte den Jack-Russell-Terrier seiner Vermieterin im hinteren Teil des Hauses winseln und kläffen. Wenn der Hund merkte, dass sich jemand im Haus befand, neigte er zu hysterischen Anfällen. Das Beste war, wenn man keine unüberlegten Bewegungen machte. Außerdem konnte er es sich nicht leisten, mit Mrs. Shelley ins Gespräch zu kommen. Unterhaltungen mit ihr wurden in der Regel kompliziert und verwirrend, und dafür hatte er heute Abend einfach keine Zeit. Er hatte sich endlich verabredet, und im Raj Mahal war für Viertel vor acht ein Tisch für zwei Personen reserviert. Das war nur einer der Gründe, weshalb er nicht besonders scharf darauf gewesen war, dort mit Gavin Murfin zu essen.
    Doch Mrs. Shelley blieb nicht lange weg. Sie kam zurück und wischte eine Staubschicht von einem schweren schwarzen Buch, ehe sie es ihm überreichte.
    Â»Ich hoffe, das hilft Ihnen, Ben«, sagte sie.
    Zu Coopers Erstaunen schien sie trotz des Lächelns, das sie ihm schenkte, kurz davor zu sein, in Tränen auszubrechen. Sie tätschelte ihm sogar den Arm. Okay. Mrs. Shelley glaubte also, sie habe soeben dazu beigetragen, seine Seele zu retten. Was hatte ihr diesen Eindruck vermittelt?
    Â»Wie geht es übrigens Ihrer Mutter, Ben?«, erkundigte sie sich.
    Aha, das war es also. Er hätte wissen müssen, dass seine Vermieterin das Gras wachsen hörte. Mrs. Shelley wollte nicht seine Seele retten, sondern ihm in Zeiten der Not Trost spenden.
    Â»Ich habe heute Abend im Krankenhaus angerufen, und dort hieß es, dass ihr Zustand stabil ist.

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