Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
Vom Netzwerk:
Empfang und suchte sich einen Tisch.
    Â»Viel Glück«, sagte er.
    Während Cooper seinen Burger aß, beobachtete er, wie Nick Summers Gäste bediente. Er schien für den Job geboren zu sein. Es spielte überhaupt keine Rolle, über welche akademischen Qualifikationen er verfügte oder nicht, solange er eine Uniform tragen und die Kasse betätigen konnte.
    Cooper erinnerte sich an einen seiner eigenen Ferienjobs als Teenager, bei dem er Wohnwagen mit einem Eimer Seifenlauge und einer langen Bürste gewaschen hatte. Er hatte damals eifrig gelernt und war fest entschlossen gewesen, sein Vorhaben, zur Polizei zu gehen, in die Tat umzusetzen. Trotzdem war er dankbar für das Trinkgeld der Touristen gewesen, die ihn wie einen Dorftrottel behandelt hatten. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, sie davon abzubringen.
    Die Pommes frites hatten besser gerochen, als sie schmeckten. Cooper verteilte etwas Tomatenketchup auf ihnen, um auszuprobieren, ob das etwas half. Die Sauce war dick und aromatisch, und ein Teil davon blieb ihm an den Fingern kleben.
    Das war das Problem mit vorgefassten Meinungen: Sie ermöglichten es den Leuten, sich für jemand völlig anderen auszugeben, ohne sich wirklich anstrengen zu müssen.
    Dieser Gedanke rief Cooper den Präparationsraum bei Hudson und Slack in Erinnerung. Er stellte sich vor, wie ein nackter Leichnam auf dem Tisch lag und Blut aus einer Vene lief, während stattdessen Korrosionsmittel hineingepumpt wurde. Er dachte an einen Leichnam, durch dessen Gewebe Formaldehyd floss, das Proteine gerinnen ließ und Muskelzellen verhärtete, in die Organe eindrang und den Prozess des Todes stoppte wie eine Hand, die eine Uhr anhält. Und trotzdem war es in gewisser Weise noch immer ein Mensch, der dort auf dem Tisch lag, jemand, der Jahre jünger aussah als noch ein paar Tage zuvor. Viele Jahre jünger.
    Wenn ein Leichnam für die Hinterbliebenen präpariert wurde, formte der Balsamierer ein Gesicht, wie es auch die forensische Rekonstrukteurin getan hatte, um ein Abbild von Audrey Steele zu erschaffen. Tote Gesichter erschlafften und wirkten grimmig, deshalb mussten sie wieder in Form gebracht werden, damit die Verwandten zufrieden waren. Es galt, den Mund zu modellieren, das Haar zu kämmen, Make-up aufzutragen.
    Entleert, ausgestopft und geschminkt. So hatte Professor Robertson es genannt. Doch auch ohne das Entleeren und Ausstopfen – wer die Toten lebendig aussehen lassen konnte, wäre sicher in der Lage, auch sein eigenes Aussehen mit Hilfe von Make-up zu verändern, zumindest weit genug, um einen flüchtigen Betrachter in die Irre zu führen. Hudson und Slack hatten ein ganzes Sortiment von Flüssigkeiten, Cremes und Pudern auf Lager. Eine geübte Hand könnte leicht den Teint verändern, die Wangen fülliger oder schmaler erscheinen lassen, ein Doppelkinn verbergen oder die Augenlider straffen.
    Dann erinnerte sich Cooper daran, was Madeleine Chadwick über den Mann gesagt hatte, der aufgetaucht war und die Gebeine in der Alder-Hall-Gruft hatte sehen wollen, den Mann, über dessen Alter sie sich so unsicher gewesen war. Eigentlich hätte Mrs. Chadwick seinen Geruch erkennen müssen, doch sie hatte diesen Geruch nicht an einem Mann erwartet. Vermutlich hatte sie ihn eher mit einem Besuch im Schönheitssalon in Verbindung gebracht. Vielleicht hatte es sich um eine Mischung aus Alkohol, Öl, Wachs und Glyzerin gehandelt, die auf Kosmetikcremes und Massageöle zurückzuführen war.
    Cooper wartete, bis Nick Summers frei war, und ging zur Theke zurück. »Umweltschutz und Ökologie?«, sagte er. »Sie kennen nicht zufällig eine Pflanze, die aussieht wie ein drei Meter hoher Wiesen-Kerbel mit violettem Stamm?«
    Â 
    Â 
    Als Cooper in seiner Wohnung ankam, überprüfte er abermals den Anrufbeantworter, dann schaltete er seinen Computer an und recherchierte bei Google, um herauszufinden, ob Nick Summers’Vermutung richtig war. Ja, es schien sich tatsächlich um die Pflanze zu handeln, die er gesehen hatte. Riesen-Bärenklau. Ein scheußliches Gewächs.
    Der Cheeseburger, den er gegessen hatte, lag ihm im Magen, als er auf die Website einer der großen Internetbuchhandlungen ging und nach Beatrix Potters The Tale of Mr.Tod suchte. Professor Robertson hätte ihm ganz sicher sagen können, welche Bedeutung das deutsche Wort »Tod« im Buchtitel hatte, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher