Todesstatte
und die Türfüllung hätte verrottet sein oder ganz fehlen sollen. Es hätten die Reste eines kaputten Schlosses zu sehen sein sollen, wo die Tür einst fest in der gemauerten Zarge eingerastet war. Cooper näherte sich und sah, dass das Vorhängeschloss und sein SchlieÃband nicht nur intakt, sondern sauber und gut geölt waren. Als er sich vor der Tür hinkauerte, konnte er das Schmieröl riechen. Irgendjemand war in den letzten Wochen hier gewesen.
Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Tür. Bei dem Schloss, mit dem sie gesichert war, handelte es sich um ein stabiles altmodisches Vorhängeschloss. Irgendwo musste es einen groÃen eisernen Schlüssel an einem Schlüsselring geben, der in einer Schublade oder in jemandes Hosentasche verstaut war. Doch in wessen Hosentasche? Das Grundstück gehörte der Saxton-Stiftung â doch was wusste man dort über dieses nicht mehr benutzte Gebäude, das zwischen absterbenden Birken in einem verwilderten Waldstück stand?Wer kümmerte sich schon um die zugewucherten Ruinen der Fox House Farm?
Cooper ging um das Gebäude herum und achtete dabei darauf, nicht auf den blanken Boden, sondern auf die trockene Vegetation zu treten. Er stellte überrascht fest, wie groà das Gebäude war. Die Seitenwände erstreckten sich ein Stück weit nach hinten zwischen die Bäume. Trotzdem hatte nichts im Mörtel zwischen den Steinen Wurzeln geschlagen, und kein Unkraut wuchs in den Nischen und Winkeln wie sonst, wenn niemand etwas dagegen unternahm.Vögel lieÃen Samen fallen, die schon im kleinsten Fleckchen Erdreich keimten. Aber nicht hier. Abgesehen von ein paar Grasbüscheln in der kaputten Regenrinne schien sich das Gebäude dem Ãbergriff der Natur widersetzt zu haben.
Von der Seite konnte Cooper erkennen, dass sämtliche Fensteröffnungen mit Steinen aufgefüllt und versiegelt worden waren. Er versuchte, einen der Steine zu bewegen, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Vielleicht waren die Steine in zwei Reihen aufgeschichtet worden, mit Mörtel dazwischen. Oder vielleicht hatte jemand von innen Ytongsteine verwendet, um die Sache ordentlich zu machen.
Er trat ein paar Schritte zurück und sah nach oben zum Dach. Das konnte doch unmöglich vollkommen unbeschädigt überlebt haben, oder? Irgendwo musste Regen eingedrungen sein und ein paar von den Dachbalken zerstört haben. Aber die Dachziegel, die er sehen konnte, waren solide. Genauso solide wie Tom Jarvisâ Veranda.
Allerdings nicht ganz. An der Stelle, wo das Gebäude von einer Mauer unterteilt wurde und sich hinten ein Anbau anschloss, fehlte der mittlere Teil des Daches.
Cooper ging wieder auf die Wand zu und zog sich mit Hilfe eines Astes hoch. Er schwankte gefährlich, bis es ihm gelang, weit genug nach oben zu kommen, um ein Bein auf die Dachkante legen zu können, dort, wo sich die Regenrinne hätte befinden sollen. Dann beugte er sich vor, konnte aber immer noch nicht in das Gebäude sehen. Er verlagerte sein Gewicht noch etwas weiter auf die Dachziegel, um hineinzuspähen.
Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung, dass Regen eingedrungen war. Ein verfaulter Balken brach unter seinem Gewicht durch, und ein Teil des verbliebenen Daches knickte ein. Ziegel kamen ins Rutschen, stürzten zu Boden und rissen Cooper mit. Es gelang ihm, sich gerade lange genug an dem Ast festzuhalten, um seinen Fall ein wenig abzubremsen, dann stürzte er in die Tiefe, begleitet vom Krachen von zerberstendem Stein.
Cooper rappelte sich auf, holte seine Taschenlampe hervor und schwenkte ihren Lichtstrahl durch das Innere des Gebäudes, während er sich den Staub von der Kleidung klopfte. Er lieà den Strahl an einer Wand entlangwandern, dann an der nächsten. In der Nähe eines Durchgangs zum gröÃeren Raum hielt er inne und bewegte die Taschenlampe ein paar Zentimeter zurück, da er sich nicht ganz sicher war, was er soeben gesehen hatte.
»Oh, Gott, wie komme ich hier wieder raus?«
Im Inneren des verlassenen Gebäudes hatten die Wurzeln einer Eiche den Boden aufgebrochen wie ein Gewirr von Schlangen. Die Steine waren von dichten Brombeersträuchern überwuchert. Und kränklich bleiche Grashalme wuchsen aus den Augenhöhlen eines Schädels heraus.
Â
Â
»McGowan sagt gar nichts, abgesehen davon, dass er Richard Slack beschuldigt«, sagte Fry, nachdem sie die Befragung
Weitere Kostenlose Bücher