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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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vielversprechend.«
    Â»Na ja, ich kann anhand des Pflanzenwuchses eine Schätzung bezüglich des Todeszeitpunkts abgeben.Wir haben einen Botaniker gebeten, einen Blick darauf zu werfen, und sein Bericht ist gerade auf meinem Schreibtisch gelandet.«
    Â»Und?«
    Â»Tja, vermutlich ist sie im Frühling gestorben. Ihr Leichnam war in diesem Sommer bereits teilweise skelettiert, als sich die Vegetation den Weg durch das verbliebene Gewebe und die Rippen gebahnt hat.«
    Â»Februar oder März?«
    Â»Ja. Aber der Botaniker hat auch ein paar abgestorbene Pflanzen gefunden – Vegetation aus der vergangenen Saison.«
    Â»Wollen Sie damit sagen, dass sie bereits im Frühling letzten Jahres gestorben ist?«
    Â»Ich fasse den Bericht nur zusammen. Ich lasse Ihnen im Lauf des Tages eine Kopie zukommen, damit Sie sich die Details ansehen können.«
    Â»Passt das zur Skelettierung?«
    Â»Durchaus. Vielleicht sollten Sie jemanden nachprüfen lassen, wie das Wetter im relevanten Zeitraum war. Wenn es kalt war, hat sich die Verwesung verzögert.«
    Â»Der letzte Sommer war warm und feucht«, sagte Cooper. »Und zwar monatelang.«
    Â»Daher auch der Grad der Skelettierung. Ein Leichnam, der warmem, feuchtem Klima ausgesetzt war. Die Verwesung muss schnell vorangeschritten sein. Es gibt eine Regel, die auf der Durchschnittstemperatur in der Umgebung basiert. Während eines durchschnittlich warmen Sommers haben wir eine Temperatur von etwa fünfzehn Grad.«
    Â»Ja.«
    Cooper konnte beinahe hören, wie er im Kopf nachrechnete. »Im Sommer könnte ein Leichnam also in etwa fünfundachtzig Tagen skelettieren, wenn er der Witterung ausgesetzt ist.«
    Â»In nur fünfundachtzig Tagen? Und dieser Leichnam hat womöglich achtzehn Monate im Freien gelegen?«
    Â»Ja. Wenn der Leichnam ein paar Wochen früher dort deponiert worden wäre, hätte die Skelettierung etwas länger gedauert. In Anbetracht der exponierten Lage sprechen wir allerdings nur von Monaten, nicht von Jahren. Im Bericht des Botanikers finden sich bestimmt Angaben zur oberen Zeitgrenze.«
    Â»Wie sieht es mit einer toxikologischen Analyse aus?«, erkundigte sich Cooper.
    Â»Tja, die könnten wir schon durchführen«, erwiderte der Anthropologe, »wenn Sie möchten.«
    Cooper wusste, dass »wenn Sie möchten« so viel hieß wie »wenn Sie bereit sind, uns dafür zu bezahlen«.
    Â»Ich werde mich erkundigen«, sagte er, da er nicht befugt war, Budgetentscheidungen zu treffen.
    Â 
    Â 
    Diane Fry blieb eine Zeit lang vor dem Gerichtsgebäude in der Wharf Road in ihrem Auto sitzen. Menschen strömten die Stufen herunter und steuerten auf ihre Fahrzeuge zu: Rechtsanwälte und Gerichtsbeamte in die eine Richtung, gewöhnliche Bürger in die andere. Sie war sich der Überwachungskameras am Gebäude bewusst, die sie beobachteten. In der neuen Wohnsiedlung am Flussufer wimmelte es von Kameras – es war erstaunlich, wie viele Verbrechen in unmittelbarer Umgebung des Gerichts begangen wurden.
    Fry nahm das Paket in die Hand, das neben ihr auf dem Beifahrersitz lag. Eigentlich hätte sie es mit ins Gerichtsgebäude nehmen sollen, doch das Sicherheitspersonal hätte unangenehme Fragen gestellt. Als sie am Morgen das Tonband auf ihrem Schreibtisch gesehen hatte, war ihr klar gewesen, dass sie es sich das erste Mal nicht im Büro anhören konnte, wo sie von einem Haufen zynischer Detective Constables umgeben war. Und ebenso wenig im Büro des Detective Inspectors, wo Hitchens ihre Reaktion beobachtet hätte. Sie musste es sich anhören, wenn sie allein war.
    Sie wusste nicht, was sie getan hätte, wenn sie kein so altes Auto besessen hätte, das noch über ein Kassettenradio verfügte. Sie legte das Tonband ein und drückte die »Play«-Taste. Dann lehnte sie den Kopf gegen die Sitzlehne und wartete, bis das Zischen verhallte.
    Bald wird sich ein Mord ereignen.Vielleicht geschieht er schon in den nächsten Stunden.Wir könnten unsere Uhren abgleichen und die Minuten zählen …
    Wie erwartet, klang die Stimme verzerrt. Der Anrufer hatte irgendwie dafür gesorgt, sie zu entstellen – nicht mit Hilfe des guten alten Taschentuchs über der Sprechmuschel, sondern durch irgendein elektronisches Gerät, das der Stimme einen metallischen Klang verlieh, vibrierend und nachhallend. Soweit sie es beurteilen

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