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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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Ortschaft Cressbrook. Neben dem Bach zogen sich tiefe und feuchte Eschenwälder dahin. Um die hohen, schlanken Stämme der Bäume rankte Efeu und wand sich spiralenförmig in den Blätter-Baldachin hinauf, wo er ein wenig Sonnenlicht suchte. Am Boden war alles so dick von Moos bedeckt, dass man nur mit Mühe feststellen konnte, ob es sich um Steine handelte, ob um Holz oder um irgendetwas, das in der feuchten Luft langsam verrottete.
    Cooper wusste, dass ein Stück flussabwärts zwei Reihen von Cottages standen, die für die Arbeiter in der Cressbrook Mill errichtet worden waren, doch sie waren von hier aus nicht zu sehen. Dort unten lagen Trittsteine im Wasser, die Kletterern helfen sollten, die Kalksteinwände der Ravensdale Craigs zu erreichen. An den feuchten Ufern des Baches wuchsen Pflanzen, die Cooper nicht kannte und die aussahen wie drei Meter hohe Wiesen-Kerbel mit violettem Stamm und gepunkteten, mit winzigen Stacheln übersäten Blattstängeln.
    Â»Am unteren Rand Ihres Grundstücks gibt’s einen Fußweg, nicht wahr, Sir?«, sagte er.
    Â»Der Fußweg ist nicht das Problem«, erwiderte Jarvis. »Soweit ich weiß, gibt’s den schon seit Jahrhunderten. Es ist das neue Gesetz, das sie eingeführt haben. Dieses... wie heißt es gleich? Das allgemeine Wegerecht. Manche Leute denken, sie dürften jetzt überall rumlatschen. Ein paar sind sogar über die Koppel gelaufen und wollten das Wehr überqueren. Ich gebe zu, dass ich mich kaputtgelacht habe, als eine von ihnen in den Bach gefallen ist. So wie die geplärrt hat, war sie nahe dran abzusaufen.«
    Schließlich kamen sie bei der Stelle an, wo der Boden um die sterblichen Reste der unidentifizierten Frau aufgegraben worden war. An den Stämmen der umstehenden Bäume befand sich noch blau-weißes Polizei-Absperrband, das inzwischen zum Teil in triefnassen Strähnen zu Boden hing, während ein loses Ende sporadisch in der Brise flatterte. Cooper konnte nicht mehr erkennen, wie groß der Bereich war, über den sich die Suche erstreckt hatte.
    Er hatte zwar keine Fotos vom Tatort mitgenommen, konnte sich aber noch gut genug an sie erinnern, um sich ein Bild von der Position des Skeletts machen zu können. Der Schädel hatte sich am hinteren Ende der Ausgrabung befunden, in der Nähe der Wurzeln einer Esche. Die Arme waren am Ellbogen leicht gebeugt gewesen, sodass die fleischlosen Hände irgendwo in der Beckengegend geruht hatten, während die Beine ausgestreckt und dicht nebeneinander dagelegen hatten, mit den Füßen ungefähr dort, wo er jetzt stand.
    Cooper blickte durch den Baldachin aus Bäumen nach oben, um die Sonne zu orten. Die Wolkendecke war nicht dick, und so war trotz des Regens ein schwaches Schimmern zu erkennen.Weiter oben, auf den Mooren, fand er sich immer zurecht, wenn die Sonne zu sehen war. Doch hier unten, inmitten der gewundenen Täler und abfallenden Böschungen, konnte man leicht die Orientierung verlieren.
    Der überwiegende Teil des vorhandenen Sonnenlichts schien aus der Richtung der Bäume zu seiner Linken zu kommen. Da es Vormittag war, musste dort ungefähr Südosten liegen. Cooper klopfte die Taschen seiner Jacke ab. Er war sich sicher, dass irgendwo … ah, ja. Er holte einen kleinen Kompass hervor und drehte ihn, bis die Nadel nach Norden zeigte. Dann warf er wieder einen Blick auf das Grab. Der Kopf dort, die Füße hier. Er nickte. Aber wahrscheinlich hatte das nichts zu bedeuten.
    Â»Was machen Sie da?«, fragte Jarvis.
    Cooper hatte ihn fast vergessen. Der Mann war so schweigsam und regungslos gewesen, als sei er mit den Bäumen verschmolzen. Er stand unter den Ästen einer Eiche, von denen Wasser auf seinen Pullover tropfte, da er sich nicht die Mühe gemacht hatte, eine Jacke anzuziehen, bevor sie zum Bach gegangen waren. In ein paar Minuten würde er ebenso nass sein wie der Boden, auf dem er stand.
    Â»Nichts Wichtiges, Sir«, erwiderte Cooper. »Ich überprüfe nur ein paar Details.«
    Â»Routine?«
    Jarvis sprach das Wort aus, als fasste es alles zusammen, woran die Welt krankte. Diese Welt, die ihn nicht in Ruhe auf seiner Veranda bei seinen Hunden sitzen ließ.
    Â»Was befindet sich auf der anderen Seite der Wälder?«, erkundigte sich Cooper und deutete über den Bach nach Osten.
    Â»Das gehört zum Alder-Hall-Anwesen.«
    Â»Davon habe ich noch nie was

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