Todesstatte
schüttelte den Kopf. »Schon seltsam, wenn man sich vorstellt, dass sie mausetot gleich da unten lag. Da wird mir schon ein bisschen komisch zumute.«
»Das kann ich verstehen.«
»Sie sieht allerdings nicht wie ein Hippie aus.«
»Nein«, stimmte Cooper ihm zu. »Das tut sie nicht.«
Jarvis gab ihm die Fotos zurück. »Ich hätte nie gedacht, dass es eine Frau ist. Das hat mir keiner gesagt.«
»Hätten Sie was dagegen, wenn ich mir die Stelle ansehe, an der die Ãberreste gefunden wurden, da ich gerade hier bin?«, fragte Cooper.
»Wenn Sie möchten. Aber da gibtâs nicht viel zu sehen.«
Als Cooper sich umdrehte, sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Einer der Hunde huschte durch die Wiese auf den Wald zu. An seinen Flanken hingen verfilzte Haarklumpen, und seine Beine flogen in alle Richtungen, während seine Zunge Speicheltropfen versprühte. Der Hund hatte einen merkwürdigen Gang â er bewegte sich beinahe seitwärts voran, wobei eine Schulter in die Richtung zeigte, in die er lief, sein Kopf jedoch zur Seite gedreht war wie der eines Zirkusclowns, der das Publikum angrinst. Cooper hatte keine Ahnung, um welchen der Hunde es sich handelte, doch er wusste, welcher Name am besten zu ihm passen würde.
»Ja, das ist Graceless«, sagte Jarvis. »Das einzige Weibchen in der Meute. Ein liebenswertes Wesen hat sie. Allerdings ist sie hässlich wie die Nacht.«
»Ja, das sehe ich.«
Graceless schien der einzige der Hunde zu sein, der genug Energie besaÃ, um den Wald zu erreichen. Feckless, Pointless und Aimless lagen auf der Veranda und beobachteten sie mit müdem, herablassendem Gesichtsausdruck. Einer von ihnen gähnte lange, lieà den Kopf mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fallen und sah die beiden Männer mit rollenden Augen an.
»Sie hoffen, dass es bald was zu fressen gibt«, sagte Jarvis. »Das sind faule Säcke. Ich weià eigentlich gar nicht, warum ich ihnen ein Dach über dem Kopf gebe.«
»Taugen sie wenigstens was als Wachhunde?«
Jarvis schnaubte verächtlich. »Wachhunde? Tja, wenn ich ihnen beibringen könnte, an den richtigen Plätzen zu schlafen, würde ein Einbrecher vielleicht im Dunkeln über sie stolpern. Aber mehr braucht man nicht zu erwarten.«
»Trotzdem, groà genug sind sie ja«, erwiderte Cooper. »Allein ihr Anblick könnte Einbrecher abschrecken.«
»Ja, schon möglich.«
Doch Jarvis schien nicht überzeugt zu sein. Vielleicht betrachtete er das Leben generell mit Skepsis, nachdem er schon so lange am feuchten Ende des Tals lebte. Bei Litton Foot standen die Aussichten immer auf Regen. Wahrscheinlich hätte er genauso reagiert, wenn Cooper ihm gesagt hätte, dass eines Tages die Sonne herauskommen würde. Ja, schon möglich .
Jarvis stieg die Stufen hinunter und ging den Pfad entlang, ohne sich umzusehen, ob Cooper ihm folgte.
»Graceless mag Menschen wirklich sehr gern«, sagte er. »Jedes Mal, wenn jemand zum Haus kommt, versucht sie â¦Â«
»Was?«
»Na ja, dann möchte sie an seiner Hose schnüffeln, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»An seiner Hose?«
»Wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Oh, ja.«
»Das mag nicht jeder«, sagte Jarvis.
»Ja, das kann ich mir vorstellen.«
»Aber sie ist nur freundlich. Es wäre Zeitverschwendung, wenn ich versuchen würde, ihr das abzugewöhnen. Sie ist ein groÃes Mädchen, und sie macht, was sie will. Sie meint das nicht böse, aber manche Leute bekommen einen falschen Eindruck, wenn sie sie kommen sehen.«
»Ja.«
» Sie hasst das«, sagte Jarvis und machte abermals eine Kopfbewegung.
»Ihre Frau? Tja, es ist bestimmt ein bisschen peinlich, wenn Besuch kommt.«
»Was für Besuch?«
»Laufen die Geschäfte nicht gut, Sir?«
Jarvis warf ihm einen verdrieÃlichen Blick zu und wischte sich an den Hosenbeinen seiner Jeans die Feuchtigkeit von den Händen ab.
Auf der Veranda war es trocken gewesen, doch jetzt war Cooper froh, dass er seine Jacke angezogen hatte, als er aus dem Auto ausgestiegen war. Es war diejenige, die er übers Wochenende in die Black Mountains mitgenommen hatte, deshalb waren ihre Taschen voll mit allem möglichen Krimskrams, doch sie hielt ihn trocken, als er im Regen durch das hohe Gras stapfte.
Litton Foot lag tief im Ravensdale-Tal, oberhalb der
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