Todesstatte
Walker. »Audrey war zweiundvierzig und ein paar Zentimeter gröÃer als ich.«
»War Audrey verheiratet?«
»Eine Zeit lang. Sie lernte einen Typen namens Carl kennen, der auf einer Bohrinsel vor der Küste arbeitete. Er war ganz in Ordnung, aber die beiden lebten sich nach einer Weile auseinander. Ich glaube, er ging nach Deutschland, nachdem die Scheidung durch war.«
»Könnten Sie uns seine Adresse geben, wenn wir sie bräuchten?«, erkundigte sich Cooper.
»Vermutlich schon.« Mrs.Walker runzelte die Stirn. »Audrey und ich standen uns immer sehr nahe, wissen Sie. Ihre Mutter ist meine Tante Viv, die Schwester meiner Mutter. Audrey war meine erste Brautjungfer, als ich geheiratet habe.«
»Ausgezeichnet. Also könnte man behaupten, dass Sie sie sehr gut kannten.«
»Das habe ich doch bereits gesagt.«
»Und wann ist Audrey Steele verschwunden?«, fragte Cooper.
Ellen Walker starrte ihn an. »Verschwunden?«
»Wann wurde sie zuletzt gesehen? Sie ist nicht in unserem Vermisstenregister verzeichnet. Aber anscheinend muss sie mindestens seit Februar oder März letzten Jahres verschwunden sein.«
»Sie ist nicht verschwunden. Sie ist gestorben.«
»Ja, wir wissen, dass sie gestorben ist«, sagte Cooper geduldig. »Wir wissen jetzt , dass sie gestorben ist. Aber bevor irgendjemand wusste, was ihr zugestoÃen ist, muss sie doch vermisst worden sein.«
»Ich weià nicht, was Sie damit meinen«, sagte Ellen Walker nervös. »Audrey ist gestorben. Sie hatte eine Gehirnblutung und ist gestorben.«
Jetzt war Cooper an der Reihe zu starren. »Woher wissen Sie, woran sie gestorben ist?«
»Das stand auf der Sterbeurkunde.«
»Was?«
»Ihre Mutter hat sie bestimmt irgendwo aufbewahrt, wenn Sie sie sehen möchten.«
Mit einiger Mühe versuchte Cooper, seine Gedanken zu ordnen und zu verarbeiten, was Mrs.Walker ihm gerade gesagt hatte. »Wir sprechen doch über Audrey Steele, oder?«
»Ja, natürlich.«
»Ellen, wann genau ist Ihre Cousine gestorben?«
»In der zweiten Märzwoche letzten Jahres. Sie wurde in Edendale eingeäschert. Ein fürchterlicher Tag war das. Den ganzen Nachmittag Schneeregen.« Die Erinnerung lieà Ellen Walker frösteln. »Es gibt nichts Schlimmeres als Schneeregen, nicht wahr? Man friert und fühlt sich bis auf die Knochen durchnässt.«
10
L iz Petty wartete bereits im Büro des Detective Inspectors, als Fry eintrat. Sie wirkte fröhlich, als habe sie gute Neuigkeiten zu verkünden. Doch Fry beobachtete sie argwöhnisch, als sie sich einen Stuhl nahm. Die Spurensicherer trugen Zivilkleidung und waren deshalb ihrer Ansicht nach unberechenbar.
»Wir haben eine erste technische Analyse der beiden Telefonanrufe durchführen lassen«, sagte Petty. »Ich dachte mir, es würde Sie interessieren, was wir herausgefunden haben.«
Detective Inspector Hitchens drehte sich um und sah Fry, eine Augenbraue hochgezogen, an. »Gab es irgendwas Interessantes im Hintergrund?«
»Die Hintergrundgeräusche wurden verstärkt. Die Techniker müssen sich noch etwas eingehender damit beschäftigen, aber sie haben uns schon ein paar Notizen geschickt.«
»Momentan würde uns alles weiterhelfen.«
Petty zupfte an ihrem Pullover und fummelte an ihren Haaren herum, während sie den Blick auf die Seiten richtete, die sie mitgebracht hatte. Als Fry sie beobachtete, musste sie daran denken, dass einige der Verdächtigen, die sie im Lauf der Jahre vernommen hatte, ihre Nervosität durch kleine Eigenheiten verraten hatten. Und groÃen Wert legte Petty sicher auch nicht darauf, wie sie bei der Arbeit aussah. Der marineblaue Pullover, den die Mitarbeiter der Spurensicherung trugen, war nicht darauf ausgelegt, schmeichelhaft zu wirken â obwohl Liz Petty darin besser aussah als einige ihrer männlichen Kollegen mittleren Alters.
»Ich werde mich bemühen, nicht allzu viel von Ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen«, sagte Petty und teilte Kopien der Analyse aus.
Fry nahm die Kopie entgegen, die ihr überreicht wurde. Darauf war von Verkehrslärm, Vogelgezwitscher und Hundegebell die Rede. Und sie enthielt einen rätselhaften Hinweis auf eine laute, hallende Stimme, die klang, als würde jemand im Hintergrund schreien, aber im Inneren eines Gebäudes â und eigentlich sei »schreien« nicht das
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