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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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während die Tochter einen Nietengürtel hatte und ihre Jeans so tief geschnitten waren, dass sie ihre knochigen Hüften offenbarten, besaß die Mutter einen Rettungsring. Die Tochter war modisch blass, wohingegen die Mutter gebräunt war – allerdings handelte es sich um die Art von Bräune, die aus einer Kabine in der High Street stammte, für neununddreißig Pence die Minute.
    Â»So was kann einen einander näher bringen«, sagten sie beinahe im Chor. Der Vater hatte nichts dazu zu sagen. Seine Asche befand sich in der Messingurne, für die sie sich von Cooper eine Quittung ausstellen ließen.
    Coopers letzter Hausbesuch führte ihn wieder in die Devonshire-Siedlung, wo er von Maureen Connolly erfuhr, dass ihre Schwester die Asche ihrer Mutter gestohlen hatte.
    Â»Sie hatte kein Recht, sie mitzunehmen. Die Urne hat mir gehört. Soll sie doch glücklich damit werden, die alte Schlampe. Mein einziger Trost ist, dass sie dafür leiden wird, wo auch immer sie ist.«
    Â»Sie ist tot?«
    Â»Nein, sie nicht. Als ich das letzte Mal was von ihr gehört habe, hat sie in einer Sozialwohnungssiedlung in Derby gewohnt, mit vier Rotznasen von zwei verschiedenen Kerlen – die beide im Knast hocken. Einer von beiden wird sie bestimmt umlegen, wenn er rauskommt, wenn sie sich nicht vorher totsäuft.«
    Â»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    Â»Gesehen? Fast schon ein Jahr nicht mehr. Oh, sie hat mich vor ein paar Wochen angerufen.Weil sie Geld wollte, natürlich. Sie muss aus dem letzten Loch pfeifen, sonst hätte sie es nicht bei mir versucht. Das war mir sofort klar.«
    Mrs. Connolly presste mit zufriedener Miene die Lippen zusammen. Ein Lächeln hätte sich natürlich nicht geschickt. Es machte keinen guten Eindruck, sich über das Unglück von jemand anderem zu freuen. Aber ihr Gesichtsausdruck kam einem Lächeln so nahe, wie es erlaubt war.
    Â»Sie haben nicht zufällig ihre Adresse?«, fragte Cooper.
    Â»Ich habe sie nicht danach gefragt – warum sollte ich auch? Außerdem ist sie wahrscheinlich schon wieder umgezogen. Ich nehme an, sie hat das Sozialamt überredet, ihr irgendwo ein anderes Haus zu geben, in der Hoffnung, dass man sie nicht findet. Tolle Aussichten.«
    Â»Tja, ich sehe, dass Sie und Ihre Schwester sich nicht gerade innig lieben«, sagte Cooper und ignorierte ihren verächtlichen Gesichtsausdruck, den seine Untertreibung auslöste. »Aber machen Sie sich denn gar keine Sorgen, was aus ihren Kindern werden wird?«
    Â»Wieso? Mit denen habe ich nichts zu tun.«
    Â»Aber sie sind doch Ihre Nichten und Neffen.«
    Mrs. Connolly schnaubte. »Nichten und Neffen?«
    Sie beugte sich vor, wobei sich in ihrem Gesicht eine Mischung aus Ekel und Triumph widerspiegelte.
    Â»Zwei von ihnen«, sagte sie, »sind fast schwarz.«
    Â 
    Â 
    Cooper schwitzte, als er wieder bei seinem Wagen ankam. Die Überwindung, in Maureen Connollys Haus höflich und verständnisvoll zu bleiben, war beinahe unerträglich gewesen. Jetzt fühlte er sich deprimierter als an all den anderen Orten, an denen er vom Tod umgeben gewesen war. Die professionelle Morbidität der Leichenverbrennungskammer, die intellektuelle Anzüglichkeit von Freddy Robertson, die eingeäscherten Überreste als Einrichtungsgegenstand – nichts davon war ihm so negativ und so tragisch erschienen wie die Dinge, die sich Menschen im Leben gegenseitig antun konnten.

16
    W ährend wir alle Mitleid mit Geoff Birley hatten, hat er sich natürlich nicht die Mühe gemacht, uns zu erzählen, dass Sandra schon seit einiger Zeit damit gedroht hatte, ihn zu verlassen«, sagte Fry im Büro des Detective Inspectors. »Er behauptet, er hätte nicht geglaubt, dass sie es ernst meint und dass sie ihn jemals tatsächlich verlassen würde.«
    Â»Dann hat er sich also selbst etwas vorgemacht«, sagte Hitchens.
    Fry schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Sandra stimmt ihm zu. Sie sagt, dass sie nicht wirklich vorhatte, ihren Mann zu verlassen, sondern nur ein oder zwei Nächte wegbleiben wollte, um ihm eine Lektion zu erteilen. Eigentlich hatte sie ihn heute anrufen wollen. Vielleicht wären die Birleys also schon heute Abend wieder vereint gewesen.«
    Â»Aber was ist mit Ian Todd? Er ist doch Sandras Liebhaber, oder nicht?«
    Â»Die beiden sind sicher mehr als nur gute Freunde, wie sie es uns glauben

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