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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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Knochen und Vegetation, das zur Hälfte unter einem Felsen verborgen war. Es war kein Schädel zu sehen, doch dieser befand sich möglicherweise weiter unten. Solange die Überreste nicht vom Erdreich und den Pflanzen getrennt waren, konnte man unmöglich die genaue Position des Skeletts bestimmen oder beurteilen, ob es vollständig war. Einige Bestandteile waren bereits fotografiert, eingetütet und mit einem Etikett versehen worden, und Cooper hob eine Tüte auf, die einen Knochen enthielt. Sie fühlte sich seltsam leicht in seiner Hand an.
    Â»Ben, was, glaubst du, ist mit dem ›Fleischverzehrer‹ gemeint?«, fragte Fry und unterbrach seinen Gedankengang.
    Cooper deutete auf das Tal. »Vielleicht hatte Professor Robertson recht, als er vom Kalkstein sprach, Diane. Die ganze Gegend hier besteht aus Kalkstein. Die gesamte Landschaft könnte der ›Fleischverzehrer‹ sein.«
    Fry nickte. »Das wäre eine Möglichkeit.«
    Â»Wetten, dass auch bei dieser Leiche Knochen fehlen?«
    Â»Meinst du, der Mörder könnte sich Trophäen mitgenommen haben?«
    Â»Ich weiß es nicht. Aber wenn wir sie in seinem Besitz finden, haben wir ziemlich schlüssige Beweise, oder? Er scheint ein äußerst sorgfältiger Mörder zu sein. Wenn nicht sogar ein pedantischer. Ich habe das Gefühl, dass er nicht viele Fehler begangen hat, wenn er überhaupt welche begangen hat.«
    In der Umgebung der Stelle, an der die Leiche gelegen hatte und verwest war, hatte das Erdreich verschiedenfarbige Flecken. Sie verrieten, wo die Körperflüssigkeiten des Opfers ausgelaufen waren.
    Cooper spürte Wut in sich aufsteigen, als er daran dachte, dass auch Audrey Steele genau so unter freiem Himmel gelegen hatte, den Elementen ausgesetzt.
    Und hier war nun ein weiterer Leichnam, der auf ein Gesicht und einen Namen wartete, eine weitere Identität, die es fast ohne Anhaltspunkte zu rekonstruieren galt.
    Doch an diesem Abend war nicht mehr viel zu erreichen. Bald würde es dunkel werden, und die Aktivitäten um ihn herum waren darauf ausgerichtet, die Fundstelle über Nacht abzusichern, damit am nächsten Morgen früh weitergemacht werden konnte. Ein Fahrzeug, das im Wald manövrierte, hatte bereits das Licht eingeschaltet.
    Dann nahm Cooper eine Bewegung auf dem gegenüberliegenden Hang wahr. Eine Gestalt ging am Horizont entlang, dunkel und unscharf vor den grauen Wolken. Vielleicht gab es dort oben einen öffentlichen Fußweg – er war sich nicht sicher. Die Gestalt blieb nicht stehen, aber Cooper hatte keinen Zweifel daran, dass sie den Blick auf Litton Foot und die ungewöhnlichen Aktivitäten darunter richtete. Das war allerdings völlig normal. Jeder Passant wäre neugierig gewesen. Aber wäre es nicht natürlicher gewesen, stehen zu bleiben, zu schauen und sich eine Zeit lang über die weißen Schutzanzüge und den Polizei-Landrover zu wundern, der auf dem Grat rückwärtsfuhr? Dieser Spaziergänger tat nichts dergleichen, sondern suchte die Gegend binnen weniger Sekunden effizient mit den Augen ab, ehe er hinter einer Felsnase verschwand.
    Fry hatte die Gestalt ebenfalls gesehen. »Er wäre längst über alle Berge, bevor wir ihn uns schnappen könnten«, sagte sie. »Wenn es das ist, woran du gerade gedacht hast.«
    Â»Als ich ihn sah, habe ich mich gefragt, ob der Mörder wohl hierher zurückgekommen ist, um sich von den Fortschritten zu überzeugen«, erwiderte Cooper. »Und was ist mit dem Geruch?«
    Â»Hier war niemand, der es hätte riechen können, Ben.«
    Â»Vermutlich nicht.«
    Er betrachtete abermals den Hang. An einem freien Ort wie diesem hatte es den Geruch vermutlich fortgeweht. Welche Gase entstanden bei der Verwesung? Schwefelwasserstoff und Methan? Wahrscheinlich waren sie von der leichtesten Luftströmung von ihrer Quelle fortgetrieben worden und hatten Geruchskegel und -seen gebildet, unsichtbare Wegweiser des Todes in der Landschaft. Je nach Wetter hätte der Geruch vielleicht aber auch tage- oder wochenlang verharren können. Doch Wind und Regen hatten ihn sicher schnell zerstreut, sodass jemand, der in wenigen Metern Abstand an den sterblichen Überresten vorbeigegangen war, vielleicht nichts bemerkt hatte. Wie schade, dass in dieser Gegend keine Hunde spazieren geführt wurden.
    Dann runzelte Cooper die Stirn und blickte wieder den Hügel hinunter

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