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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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sie Wayne Abbott, der sie mit mürrischem Gesichtsausdruck musterte. Er hatte ein paar Beweistüten in der Hand, die braun verfärbte, zersplitterte Knochenstücke enthielten, wie Cooper sofort erkannte.
    Â»Wenn Sie meine Laienmeinung hören möchten, sollte damit die Theorie vom Tisch sein, dass das Opfer zufällig abgestürzt ist«, sagte Abbott.
    Â»Was ist das?«, fragte Fry.
    Sie versammelten sich um ihn, als er die Tüten hochhob.
    Â»Hier und hier... Sehen Sie die Spuren an den Knochen? Sie sind ziemlich deutlich zu erkennen. Ich würde sagen, dass der Leichnam nur noch von der Vegetation zusammengehalten wurde. Irgendjemand hat ihn vor nicht allzu langer Zeit zerlegt. Und dazu hat er ein sehr scharfes Messer benutzt. Das Fleisch wurde bis auf die Knochen entfernt.«
    Â 
    Â 
    An diesem Abend verlautete aus dem Strafgericht in Edendale, dass Micky Ellis zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war. In spätestens zehn Jahren würde er wieder auf freiem Fuß sein. Die Strafverfolgungsbehörde hatte angerufen, um mitzuteilen, dass die Staatsanwaltschaft mit dem Ergebnis zufrieden sei.
    Doch Diane Fry war es nicht nach Feiern zumute. Stattdessen verbrachte sie noch einige Zeit damit, sich die Tonbandaufnahmen anzuhören, ehe sie nach Hause ging. Bald würde sie sie auswendig kennen.
    Sie wünschte sich nichts mehr, als dass sie die Stimme des Anrufers erkennen würde, wenn sie ihn hörte. Trotz der Verzerrung musste es irgendein charakteristisches Merkmal an der Formulierung oder der Intonation geben, anhand dessen er zu identifizieren gewesen wäre, wenn sie einen Verdächtigen zum Vergleich gehabt hätte. Unser Verstand sollte den Urinstinkt verfeinern . Allein seine anmaßende Art hätte ihn eigentlich verraten müssen. Wer drückte sich schon so aus, wenn man ihm nicht ein Skript zum Ablesen gab? In jedem Menschen liefert sich der böse Thanatos eine endlose Schlacht mit Eros .Wer hatte jemals von Thanatos gehört, verdammt noch mal?
    Fry blickte sich im Büro um und bemerkte, dass Ben Cooper noch nicht gegangen war. Er hatte vor ein paar Minuten einen privaten Anruf bekommen und wirkte ein wenig bedrückt.
    Â»Alles in Ordnung mit dir, Ben?«, rief sie ihm zu. »Warum bist du noch nicht heimgefahren?«
    Cooper sah auf, ohne seinen überraschten Gesichtsausdruck verbergen zu können. Vermutlich war er wie üblich zu sehr in Gedanken versunken, um sie wahrzunehmen.
    Â»Ich habe keine Eile«, erwiderte er. »Ich besuche vorher noch meine Mutter im Krankenhaus, und die Besuchszeit fängt erst später an. Habe ich eigentlich erwähnt, dass sie im Krankenhaus ist?«
    Â»Ja, ich glaube schon«, sagte Fry vage. Vielleicht hatte er es erwähnt, doch sie war sich nicht sicher. »Wie geht es ihr?«
    Â»Das war gerade mein Bruder am Telefon. Er sagt, die Ärzte denken, dass sie nicht nur gestürzt ist. Es sieht so aus, als hätte sie einen leichten Schlaganfall gehabt.«
    Â»Das tut mir leid. Aber nur einen leichten?«
    Â»Das Problem bei einem Schlaganfall ist, dass oft noch ein weiterer folgt.«
    Fry sah, dass er beunruhigt war, wusste jedoch nicht, was sie ihm sagen sollte. Cooper würde nicht gerade begeistert sein, wenn sie sich in irgendeiner Weise für sein Privatleben interessierte – vor allem nach dem, was sie zu ihm gesagt hatte, als er sich in ihr Leben eingemischt und versucht hatte, sie heimlich wieder mit ihrer Schwester zusammenzubringen. Was auch immer sie jetzt sagte, er würde es nur als aufdringlich und scheinheilig empfinden.
    Sie suchte nach irgendwelchen neutralen Worten, die nicht alles noch schlimmer machen würden.
    Â»Tja, dann sitz doch wenigstens nicht im Büro rum«, sagte sie. »Wir kommen auch eine Weile ohne dich zurecht, weißt du. Geh und erledige irgendwas.«
    Sie glaubte nicht, dass Cooper darauf reagieren würde. Doch dann stand er langsam auf.
    Â»Wir sehen uns morgen früh, Diane.«
    Fry setzte wieder ihren Kopfhörer auf und widmete sich abermals den Tonbandaufnahmen. Eine halbe Stunde verging, bis sie auf die Idee kam, sich zu fragen, was Cooper tun würde, nachdem er seine kranke Mutter besucht hatte.
    Vielleicht ereignet er sich schon in den nächsten Stunden . Wir könnten unsere Uhren abgleichen und die Minuten zählen.Was für eine Gelegenheit, um Zeuge zu werden, wie ein Leben verstreicht, um es in jenem

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