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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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wartete, dass man Martha fand. Sobald er seinen Verstand auf neue Beute ausgerichtete hatte, musste er in Bewegung geraten. Tat er es nicht, stürmten seine Gedanken zu schnell davon.
    Optionen, Szenarien, Resultate.
All das lenkte ab, und Ablenkungen konnte er sich nicht leisten. In seiner Branche musste er immer bei klarem Verstand sein, immer und überall. Und jetzt mehr denn je.
    Er packte den Metallgriff im Betonboden. Die gut geölte Platte bewegte sich lautlos und öffnete die Grube, in die er im Lauf der Jahre schon Dutzende Leichen deponiert hatte. Huren, Junkies. Abschaum, den niemand vermisste.
Die Welt ist ohne sie ein besserer Ort.
Dutzende Opfer, und die Bullen hatten nicht einmal den Hauch eines Verdachts.
    Er schnaubte verdächtig. »Moderne Helden«, murmelte er und zitierte die platte Überschrift zu dem Artikel, der angeblich allen Detectives peinlich war. Er wusste es besser. Natürlich fanden sie sich alle großartig und genossen insgeheim das Tamtam, das um sie gemacht wurde.
    Dabei waren sie nur Schlägertypen mit großen Ballermännern und kleinen Hirnskästen. Und so leicht zu manipulieren. Das wusste er nur allzu gut, denn er manipulierte sie schon seit vielen Jahren. Sie merkten es nur nicht.
    Aber das würde sich ändern. Er würde sie auf ihren Platz verweisen. Sein Plan war erschreckend einfach. Er würde direkt vor ihrer Nase Frauen töten, wie er es seit Jahren tat. Er sah hinab in die Grube.
Aber nicht mehr still und heimlich. Keine Loser der Gesellschaft, die ohnehin niemand vermisst.
    Er dachte an die sechs Frauen, die er ausgewählt hatte. Frauen, die allein lebten, aber Familie und Freunde hatten, die ihren Tod betrauern würden. Und diese würden nicht leise trauern, sondern sich an eine mitfühlende Presse wenden, die rasch die Geduld mit der heroischen Hat Squad verlieren würde.
    Und darauf kam es an. Die sechs, die er ausgewählt hatte, würden die Öffentlichkeit aufrütteln und einen Zorn wecken, den seine schmierigen Huren niemals erzeugen konnten.
    Ob man je die Ironie seiner Wahl erkennen würde? Seine sechs waren zwar noch nie auf den Strich gegangen oder hatten sich nie Heroin gespritzt, aber sie waren trotz allem Huren und Junkies. Sie gingen ihren Geschäften einfach nur in weniger traditionellen Bahnen nach.
Es sind immerhin Frauen.
    Er hatte seine Vorgehensweise allerdings verändern müssen. Dass er sie herbrachte, war natürlich nicht mehr möglich. Stattdessen hatte er sie in ihren eigenen Wohnungen hinterlassen und gezielt Hinweise gestreut. Angefasst hatte er sie nicht, er konnte es sich nicht erlauben, die Hände um ihren Hals zu legen. Und er hatte richtig vermutet, dass der Verzicht auf die Berührung das Erlebnis schmälern würde.
    Zudem musste er sich zurückhalten, er durfte nicht auf ihnen kommen. Ein Täter, der seine DNS zurückließ, war ein Dummkopf. Die Belastung zu töten, ohne körperliche Erlösung zu finden, war schwieriger gewesen, als er erwartet hatte, aber die Hure von eben hatte ihm wieder ein wenig Erleichterung verschafft.
    Die Sache war es wert. Die Presse würde sich begeistert auf den Serienkiller stürzen und die Polizei als unfähig darstellen. Und wie recht sie damit haben würde. Ein Serienmörder in unserer Mitte, würden die Leute jammern.
Oje.
Wenn sie nur wüssten, dass er schon seit Jahren in ihrer Mitte tötete.
Oje.
    Wie viele Opfer waren nötig, bevor sie begriffen?
Martha war die dritte von sechs. Aber sie hatten Martha noch nicht entdeckt, und seine Ungeduld wuchs. Zum Glück war er diszipliniert genug, um sich an seinen Plan zu halten. Er zerrte die Leiche zur Grube und rollte sie hinein. Dann warf er ihre Kleider hinterher. Die Schuhe natürlich nicht. Die würde er behalten, wie er es Dutzende Male zuvor getan hatte.
    Er zog sich den Arbeitsoverall des Mannes an, der ihm einst die Grube ausgehoben hatte und mit einer Kugel im Kopf als Erster darin gelandet war. Dann schaufelte er Kalk aus der Tonne auf die Leiche, bis sie ganz damit bedeckt war. Ungelöschter Kalk beschleunigte die Zersetzung biologischer Materialien, ohne dass es zu den unappetitlichen Nebenwirkungen wie Gestank und Ungeziefer kam, aber man musste aufpassen. Mit Wasser reagierte diese Substanz heftig, daher hielt er seinen Keller mit einem Luftentfeuchter trocken, was, ganz nebenbei, auch dafür sorgte, dass die Schuhe sich besser hielten. Die Pumps, die er seinem ersten Opfer vor fast dreißig Jahren abgenommen hatte, waren in einem genauso guten

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