Todesstoß / Thriller
Zustand wie die, die er seiner Sammlung erst in den vergangenen Wochen hinzugefügt hatte.
Schließlich gab er Erde auf den Kalk, dann hievte er den Deckel wieder über die Grube, wie er es schon zahllose Male zuvor getan hatte.
Obwohl das Töten seinen Zweck erfüllt hatte, war es nichts im Vergleich zu dem Triumph, den er empfinden würde, wenn die Polizei begriff, dass sie es mit einem echten Serienmörder zu tun hatte.
Sonntag, 21. Februar, 19.55 Uhr
S orry, ich muss mir unbedingt ein neues Telefon besorgen«, sagte Jack, während er durch Marthas Schlafzimmer ging.
Noah hatte eine halbe Stunde auf ihn gewartet, und in dieser Zeit hatte sich sein Zorn noch gesteigert. Angeblich hatte sich sein Partner nur umziehen wollen, aber die satte Zufriedenheit in seinen Augen war unmissverständlich. Er hatte mit Katie noch schnell einen Quickie eingeschoben. Während das Opfer hier von der Decke hing, hatte er mit seiner Freundin geschlafen. Es reichte.
Ich muss ihn melden.
»Tu das«, sagte er kühl, aber falls Jack seinen Zorn spürte, ließ er sich nichts anmerken.
»Also stell mich bitte der Lady mit den Bette-Davis-Augen vor, damit wir endlich loslegen können.«
Die Gerichtsmediziner warteten bereits ungeduldig darauf, die Leiche abzunehmen, doch Noah wollte, dass sich Jack die Frau erst noch ansah.
Die Mühe hätte ich mir nicht machen müssen. Vielleicht habe ich bald sowieso einen neuen Partner.
»Martha Brisbane«, sagte Noah knapp. »Zweiundvierzig, single. Von der Nachbarin gefunden.«
»Es ist eiskalt hier drinnen. Hat die Nachbarin das Fenster aufgemacht oder Ms. Brisbane?«
»Die Nachbarin sagt, das Fenster habe offengestanden.«
»Tja, es hätte schlimmer kommen können. Stell dir vor, wir hätten August. Mist. Sind ihre Lider festgeklebt?«
»Ja«, presste Noah hervor. »Sind sie.«
Wie bei der anderen.
»So etwas sieht man wirklich nicht alle Tage.« Jack zuckte mit den Schultern. »Wenigstens sind wir hier schnell durch. Vielleicht bin ich sogar noch rechtzeitig zum Nachtisch wieder bei Katie.
Falls
du weißt, was ich meine.«
Noah biss sich auf die Zunge, aber Isaac Londo, Techniker der Gerichtsmedizin, rettete ihn. »Da Detective Coverboy endlich eingetroffen ist – können wir das Opfer jetzt abnehmen?«
»Nein«, gab Noah barsch zurück.
»Ich habe einen Zwanziger auf das Spiel heute Abend gesetzt«, brummelte Londo. »Ich muss los.«
Micki Ridgewell von der CSU verstaute ihre Kamera und schaute auf. »Was ist, Web? Das Opfer hat sich an der Decke aufgehängt, den Hocker umgetreten und ist gestorben.«
Jack runzelte die Stirn, als ihm anscheinend endlich aufging, dass irgendetwas nicht stimmte. Er wandte sich an Noah. »Was ist es?«
Soll ich dir alles einzeln aufzählen?
»Das Szenario«, sagte Noah. »Ich habe es schon einmal gesehen.«
»Sicher«, meinte Micki. »Nach fünfzehn Jahren im Job hast du wahrscheinlich schon alles gesehen. Und ich auch.«
»Nein. Ich habe genau diese Szene schon einmal gesehen. Sogar die Position der Schuhe.«
»Ich nicht«, sagte Jack, nun todernst. »Wann war das und wo war ich?«
»Freitagmorgen, vor einer Woche. Du warst zu Hause … krank.«
Jack erstarrte bei Noahs absichtlichem Zögern. Zornesröte erschien auf seinen Wangen. »Das war ich auch.«
Noah hielt sich zurück. Dies war nicht der geeignete Moment, um sich zu streiten. »Es war Gus Dixons Fall. Ich hatte mir seinen Minirekorder geliehen, weil mein Aufnahmegerät kaputt war und ich einen Zeugen interviewen musste.« Für einen Fall, den er allein abgeschlossen hatte, weil Jack
krank
gewesen war. »Als ich von dem Zeugen zurückkam, rief Dix an. Er brauchte seinen Rekorder am Tatort, also fuhr ich hin.«
»Und da hast du diese Szenerie gesehen?« Jacks Augen verengten sich. »Selbstmord durch Erhängen?«
»Ganz genau. Der Hocker war umgestürzt und lag in derselben Entfernung und im selben Winkel zur Toten. Das Opfer trug ein solches Kleid und solche Schuhe. Ein Schuh lag auf der Seite, der andere stak im Teppich. Gleicher Typ Haken, gleiche Schlinge, das offene Fenster – alles gleich.«
Micki schnaubte. »Déjà-vu.«
»Aber dieses Opfer hat sich erhängt«, sagte Londo. »Petechien in den Augen, Ligaturen an der Kehle … alle Verletzungen sind typisch für Tod durch den Strang mit einem kurzen Sturz.«
»Bei Dix’ Fall war es dasselbe«, sagte Noah. »Und ihre Augenlider waren festgeklebt, genau wie bei hier.«
Jack verzog das Gesicht. »Das mit den
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