Todesstoß / Thriller
das in der Nähe deiner Wohnung liegt. Wenn du entlassen wirst, feiern wir Danas Babyparty, aber dann müssen wir zurück.« Sie warf Max einen Blick zu. »Deine Mutter wird mit all den Kindern wahrscheinlich wahnsinnig.«
Mit Carolines und Danas Kleinen, Danas Pflegekindern und Mias adoptiertem Sohn, hatte die Mutter von Max und David zehn Kinder in ihrer Obhut. Eine wahre Plage! Eve musste grinsen.
»Ach was, Mom macht es gern«, sagte Max. »Lass dir von ihr nichts einreden.« Er beugte sich herab und küsste Eve auf die Stirn. »Es wäre wahrscheinlich böse zu sagen, ›Aller guten Dinge sind drei‹, aber ich finde, du hast jetzt genug Unfug gemacht. Lass dich nicht noch einmal entführen, okay?«
Eve lachte leise. »Ich gebe mir Mühe, glaub mir.«
Freitag, 26. Februar, 15.00 Uhr
»Der wahre Carleton Pierce war ein armer Bursche aus einer Kleinstadt in Colorado«, sagte Abbott, als sie sich alle um seinen Tisch versammelt hatten. Olivia und Kane waren da, Micki und Ian. Und Eve. Sie saß neben Noah und hörte zu, wie jeder seinen Teil zu der Geschichte beitrug und sich das Bild vervollständigte.
Der einzige, der fehlte, war Jack. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wann er wieder zur Arbeit kommen würde. Aber er lebte, und das war im Augenblick alles, was zählte.
Dell Farmer war des Mordes an Katie Dobbs, Harvey Farmer Sr. und Kurt Buckland angeklagt, außerdem des versuchten Mordes an Jack Phelps. Die
MSP
hatte angekündigt, einen zweiten Artikel zu schreiben, um sicherzustellen, dass jeder die Wahrheit erfuhr.
Noah hatte nicht vor, ein Exemplar davon zu kaufen.
Im vergangenen Monat hatte Pierce für seine »Mission« sechs Frauen getötet und vier weitere Personen, um seine Spuren zu verwischen: Anne Pierce, Jeremy Lyons und die Bolyards. Und dann waren da noch all die anderen Frauen in der Grube, aber Noah verdrängte den Gedanken an sie. Im Moment wollte er nur hören, was sich in den vergangenen vierundzwanzig Stunden ereignet hatte.
»Der echte Carleton Pierce machte seinen Abschluss an der Highschool im Frühjahr, nachdem Eddie Black seine Mutter getötet hatte«, fuhr Abbott fort. »Seine ursprüngliche Adresse findet sich auf der Kopie eines Briefs, mit dem die Universität ihm die Aufnahme bestätigt hatte. Die Eltern des echten Carleton waren bei einem Autounfall gestorben. Eine Familie aus seinem Ort nahm ihn auf, und die Stadt zahlte den Unterhalt. Er gab sich besondere Mühe auf der Schule, machte seinen Abschluss als Jahrgangsbester und bekam ein Vollstipendium. Die Stadt kaufte ihm einen Gebrauchtwagen, feierte seinen Abschied und ließ ihn ziehen, um ihn nie wiederzusehen.«
»Er schickte einen Dankesbrief«, übernahm Kane, »und Weihnachtskarten. Aber er kam nie zu Besuch. Seine alte Highschool hat uns die Fotos aus dem Jahrbuch gefaxt. Er sieht ganz und gar nicht aus wie der, den wir kennen.«
»Und was ist mit ihm geschehen?«, fragte Ian.
»Wer weiß?«, sagte Noah. »Aber wie wir Eddie Black kennengelernt haben, lebt er nicht mehr.«
»Wir haben einen Kugel im Schädel seiner Frau gefunden«, sagte Ian. »Dieselbe Waffe wie die, mit der Lyons und die Bolyards getötet worden sind.«
Er sah zu Eve. »Die Kugel aus deinem Bein stammt auch daraus.«
Noah musste auch dieses Bild verdrängen. Eve ging es gut, aber es war verdammt knapp gewesen.
»Wir konnten uns ganz gut zusammenreimen, was mit Ann Pierce geschehen ist«, sagte Noah. Er hatte am Morgen mit ihrem Arbeitgeber gesprochen. »Sie hatte sich Geld von einer Arbeitskollegin geborgt, mit der sie befreundet war, um den Flug nach LA zu buchen, den sie dann nicht mehr angetreten ist. Anscheinend hatte sie dort Freunde, von denen Carleton nichts wusste. Wir gehen davon aus, dass sie die Katze ausgesetzt hat, damit sie nicht allein im Haus blieb. Wahrscheinlich hat sie vorgehabt, Pierce selbst zu töten.«
»Wir haben nämlich in ihrem Schlafzimmerschrank eine andere Pistole gefunden, auf der ihre Fingerabdrücke waren«, fügte Micki hinzu. »Wir glauben, dass sie herausgefunden hat, was Carleton tat und ihn erschießen wollte.«
»Aber eins verstehe ich nicht«, sagte Ian. »Warum hat er ausgerechnet die Katze behalten?«
»Pierce hat sich Andenken mitgenommen«, sagte Micki. Sie war blass und wirkte vollkommen erschöpft. Sie waren mit dem Keller noch nicht einmal annähernd fertig. »Schuhe, Führerscheine, Brieftaschen, Handys. Die Katze sollte wohl ein besonderes Souvenir dieser Mordserie sein.«
Abbott
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