Todesstoß / Thriller
Wahrscheinlich für immer und ewig.
Liza nickte. »Ich verstehe.«
»Ihr zwei habt gute Arbeit geleistet. Ohne das Kennzeichen hätten wir ihn vielleicht nicht rechtzeitig gefunden. Versuch ein wenig zu schlafen. Tom, wir sehen uns später.«
Draußen sank sie gegen die Wand und schauderte.
»Von ihrer Schwester war nicht mehr viel übrig, stimmt’s?«, fragte Kane leise.
»Nein«, erwiderte Olivia. »Nur noch Knochen.«
»Jennie wartet unten auf mich.« Jennie war Kanes Frau. »Du kommst mit zu uns nach Hause.« Als sie protestieren wollte, hielt er abwehrend eine Hand hoch. »Ich will nicht, dass du heute Nacht allein bist, Liv. Ich trage dich hier raus, wenn es sein muss.«
Schließlich nickte Olivia. Sie war müde, und tatsächlich war der Gedanke, heute Nacht allein zu sein, nicht verlockend. »Lass uns noch schnell bei Eve vorbeigehen. Ich beeile mich, versprochen.«
Donnerstag, 25. Februar, 20.45 Uhr
Sie waren alle gekommen, dachte Eve, noch immer ein wenig benommen. Eben noch waren Noah und sie allein im Krankenzimmer gewesen. Er trug einen dicken Verband um den Kopf, sie lag im Bett, das Bein mit der genähten Schusswunde hochgelagert auf einem dicken Polster.
Und dann waren die Horden eingefallen.
Meine Familie.
Dana und Ethan, Caroline und Max, Mia und ihr Mann Reed. David hatte sie angerufen, und sie hatten sich augenblicklich auf den Weg gemacht. Sie waren laut und voller Freude, dass alles gut ausgegangen war, und sie waren da.
Meine Familie.
Die Tränen kamen erneut, aber das war nicht schlimm, weil eigentlich jeder geweint hatte. Dana hatte sich hochschwanger neben sie aufs Bett plumpsen lassen und sie umarmt, als wolle sie sie nie wieder loslassen, während alle anderen Noah beäugt hatten, als stamme er von einem fremden Planeten ab.
Und dann ging ein weiterer Begrüßungssturm durch die Menge, als Olivia eintrat. Mit aufgesetzter Fröhlichkeit verkündete sie, dass sie nur nach der Patientin sehen wollte, blieb dann aber wie angewurzelt stehen, als sie Mia am Fenster sah. »Ich wusste nicht, dass du auch hier bist«, murmelte Olivia, und dann war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Sie brach in Tränen aus und wollte fliehen, prallte aber gegen eine Mauer namens Kane.
Mia trat auf sie zu und schlang die Arme um sie. »Ich wollte dich nicht noch zusätzlich ablenken«, murmelte sie. Da Mia selbst Detective war, wusste sie, unter welchem Druck ihre Schwester gestanden hatte. Sie musste erst Eve und Liza finden, bevor es zu spät war, und dann aufräumen, was Pierce hinterlassen hatte.
»Komm«, sagte Mia zu ihrer Schwester. »Reed wird uns zum Hotel fahren – da gibt’s heiße Schokolade. Alles wird wieder gut.« Mia und Kane sahen sich an und nickten einander zu. »Danke, Kane. Wir übernehmen jetzt.« Sie warf Eve einen Blick zu. »Und du siehst zu, dass du in Zukunft weniger Ärger machst, okay?«
Eve sah ihnen mit einem Seufzen hinterher. Sie wusste, dass Mia nicht nur ihretwegen, sondern auch wegen Olivia hergekommen war, und genau so sollte es sein.
»Mia wird die richtigen Worte finden. Ich kann mir gar nicht vorstellen …«
Ich
will
mir gar nicht vorstellen, wie es in der Grube ausgesehen hat.
Dana, die immer noch neben ihr war, drückte sie erneut. »Du bist hier und am Leben.«
»Und du hast ShadowCo gehackt.« Ethan tat, als wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich bin so stolz auf dich. Ich rufe am Montag an und erkläre ihnen, dass sie eine ernsthafte Sicherheitslücke haben.«
»Dann will ich aber die Hälfte des Geldes, das sie dir für das Beheben zahlen.«
»Ein Drittel«, sagte Ethan. »Okay, die Hälfte«, verbesserte er sich, als Dana ihm den Ellenbogen in die Seite rammte.
»Du hast sie doch dazu verführt, diese kriminelle Karriere einzuschlagen«, warf Caroline ihm vor, aber es gelang ihr nicht, empört zu klingen.
Max schnaubte. »Das seid ihr doch
alle
schuld, ihr mit euren heimlichen Aktivitäten. Ihr bewegt euch permanent in einer Grauzone und drängt allen eure Hilfe auf, ob sie sie nun wollen oder nicht. Und wo wir gerade bei heimlichen Aktivitäten sind – wo steckt Tom eigentlich?«
»Er ist bei Liza«, sagte Eve, und alle wurden wieder ernst. »Das arme Ding. Ich wünschte bloß …«
Dana legte ihren Kopf an Eves Schulter. »Wir werden alle für sie da sein.«
Wie Dana damals für sie. »Ich weiß.«
Caroline stand auf. »Wir verschwinden jetzt, aber wir kommen morgen wieder. Wir haben mehrere Zimmer im Hotel gebucht,
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