Todessymphonie (German Edition)
hatte. Doch er erholte sich schnell und antwortete ihr mit vorgetäuschter Lässigkeit.
„Oh, dies und das. Wir haben uns hauptsächlich über Filme unterhalten. Er ist ein faszinierender Mann. Wir haben allerdings keine Verbindung zu dem Johnson-Mädchen finden können. Was mir jedoch aufgefallen ist, er ist ein großer Unterstützer des Frist Centers. Er spendet alle naselang Geld, damit sie Ausstellungen organisieren können. Im Moment sponsert er einen Teil einer neuen Ausstellung, die aus Italien kommt. Vor ungefähr einem Monat gab er zu diesem Zweck eine Spendenparty in seinem Haus. Er ist also eng mit der Kunstszene in dieser Stadt verbunden.“ Er lächelte verschmitzt, und Taylor erkannte, worauf er hinauswollte.
„McKenzie, hast du etwa eine Gästeliste von der Party?“
Jetzt grinste er. „Natürlich. Ich dachte, wir könnten die Namen mit denen abgleichen, die wir bisher haben und gucken, ob es Übereinstimmungen gibt.“
Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Gute Arbeit, Kleiner. Genau solche Sachen brauchen wir. Großartig. Machen wir uns an die Arbeit. Ich denke, wir sollten ein paar Streifenwagen zu den Adressen schicken, die mir gestern Abend unbewohnt vorkamen. Du und ich nehmen uns diejenigen vor, die vielversprechender aussehen. Aber erst einmal gehen wir die Gästeliste durch, um zu sehen, ob irgendein Name aus dem Impressum oder eines Prius-Besitzers darauf auftaucht.“
In dem Moment betrat Rowena Wright das Büro. „Detective Jackson?“, sagte sie, um Taylors Aufmerksamkeit zu erregen.
Taylor drehte sich um und lächelte Rowena an, doch als sie dasgraue, verhärmte Gesicht der älteren Frau sah, sprang sie sofort auf und lief zu ihr. Rowena wirkte, als wäre sie über Nacht zwanzig Jahre gealtert.
„Rowena, was ist los?“
„Meine Nichte. Kendra. Sie ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Ihr Vater hat mich gerade angerufen. Er hat ihr Auto am Straßenrand gefunden, abseits vom Highway 96 in Williamson County.“
„Irgendwelche Anzeichen von Fremdeinwirkung?“, fragte McKenzie. Taylor warf ihm einen scharfen Blick zu. Das war nicht gerade die Frage, die man einer aufgelösten Tante stellte.
Rowena überlief ein Schauer. „Nein. Nichts. Sie ist nicht an ihr Handy gegangen. Das Mädchen lebt förmlich dafür, SMS zu verschicken, aber keine ihrer Freundinnen hat etwas von ihr gehört. Ich habe gerade eine Vermisstenanzeige aufgegeben, aber ich wollte auch mit Ihnen sprechen. Sie bitten, persönlich nach ihr Ausschau zu halten. Sie ist ein gutes Mädchen. Dickköpfig, dumm, aber so eine Liebe. Sie ist … ich … ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas Schlimmes zugestoßen ist.“
„Ich tue alles, was ich kann, Rowena. Wie lautet ihr voller Name?“
„Kendra. Kendra Kelley.“
„Haben Sie ein Foto? Und können Sie mich telefonisch mit ihrem Vater verbinden?“
„Ja, das kann ich.“
„Dann gehen wir in Elms Büro und fangen an, ein paar Anrufe zu tätigen. McKenzie, du kommst mit.“
Rowena zog ein Foto aus ihrer großen Handtasche. Sie reichte es Taylor, die spürte, wie die Luft aus ihren Lungen entwich. Kendra war klein und zierlich. Sie trug ihr langes Haar in fein geflochtenen Zöpfen.
Eine perfekte Kandidatin für Il Macellaio.
Taylor schaute McKenzie an. „Die Überprüfung der Adressen ist soeben zu unserer obersten Priorität geworden.“
Baldwin legte nach dem Gespräch mit Taylor auf und verzog das Gesicht. Er schüttete sich drei Kopfschmerztabletten in die Hand und stellte das Wasser in der Dusche an. Er war mit bösen Kopfschmerzen aufgewacht, die von Sekunde zu Sekunde schlimmer wurden.
Das ging ihm nach Scotch immer so. Er und Memphis hatten ordentlich getrunken, ein paar Geschichten erzählt, die Flasche geleert und waren dann um vier Uhr morgens in ihre Betten gekrochen. Er war einfach zu alt, um einen Kater zu haben, vor allem, wenn er am Abend vorher gar nicht betrunken gewesen war.
Doch nichts davon war jetzt wichtig. Er musste sich einzig und allein auf Il Macellaio konzentrieren.
Er duschte, rasierte sich und verließ die Wohnung, die er für solche Besuche hier in Quantico behalten hatte. Der FBI-Campus lag nur fünf Minuten entfernt, und als er durch die Pforte ging, waren seine Kopfschmerzen verschwunden. Er dachte über das Profil nach.
Als Berater musste er auf das Ganze schauen, nicht nur auf die Summe aller Teile. Und für einen so großen Fall wie diesen hatte er das Gefühl gehabt, ein volles Team zu benötigen –
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