Todessymphonie (German Edition)
seinem Wohnzimmer hat, denke ich, dass er dadurch inspiriert wurde, Allegra bei Bangor abzulegen. Das ist für mich die einzig logische Erklärung. Hugh sagte, sie hätten sich ein wenig über das Bild unterhalten, ansonsten hatte er keinen tiefer gehenden Kontakt mit Adler.“
Ah. Ja, das ergab Sinn. Taylor machte sich eine Notiz, Baldwin zu sagen, dass Adler inzwischen Glatze trug. Das war vermutlich der Grund, warum er dem römischen Zoll nicht aufgefallen war. Er sah nicht mehr so aus wie auf seinem Foto.
„Sehr gute Arbeit. Kannst du die Bilder zu Sheriff Simmons schicken, damit er sie seinem Bruder und Marie Bender zeigt?“
„Das hab ich bereits getan. Ich habe noch ganz viele tolle Neuigkeiten für dich. Adlers Adoptiveltern stammen aus Manchester. Sie sind jetzt tot, aber er ist in Central zur Schule gegangen. Außerdem hat Mrs Bender gesagt, dass Adler derjenige ist, an den sie sich erinnerte; der Junge, der mit LaTara befreundet war. Mit dem Tod seiner Eltern stimmt auch irgendetwas nicht. Sie starben, als er noch in der Highschool war, kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag. Simmons nannte es einen tragischen Unfall – ein Leck in der Gasleitung; sie sind in ihrem Haus an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.“
„Wie praktisch. Denkst du, Adler hat seine Eltern umgebracht?“
„Das ist durchaus im Bereich des Möglichen. Wie auch immer, dahaben wir die Verbindung nach Manchester.“
Taylor fiel auf, dass sie McKenzie in Gedanken schon seit zwei Tagen nicht mehr „Einfach Renn“ nannte. Das war ein gutes Zeichen.
„Tolle Arbeit, McKenzie. Danke, dass du dich um alles kümmerst.“
„Kein Problem. Ach ja, Tim hat in Adlers Haus ein Paar Asics Laufschuhe gefunden, die mit dem Abdruck aus Hughs, ich meine Mr Bangors Garten übereinstimmen. Und ich habe mit dem Jungen gesprochen, der nebenan gewohnt hat. Christopher Gallagher, der, für dessen Vergewaltigung Bangors Partner verurteilt wurde. Er war an dem Abend, an dem Allegras Leiche gefunden wurde, auf einer Party in Houston. Er hat also ein Alibi. Ich habe mit dem Leiter von Riverbend über Arnold Fay gesprochen, und er scheint ein Mustergefangener zu sein, der seine Zeit absitzt, ohne sich zu beklagen. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Aspekt des Falles reiner Zufall ist. Bangor und ich haben uns noch eingehender darüber unterhalten, und er sagt, die Situation hätte sie alle drei zutiefst verstört.“
„Okay. Gut gemacht. Schön eingewickelt und noch eine Schleife drum gemacht. Jetzt müssen wir nur noch die Mörder fangen.“
Es war schon beinahe neun Uhr abends, und Baldwin hatte immer noch nicht angerufen. Die Arrangements zu treffen, dass drei weitere Strafverfolgungsbehörden auf italienischem Boden tätig werden konnten, war bestimmt nicht einfach. Taylor war dankbar, dass er sich darum kümmerte und sie nichts damit zu tun hatte. Aber sie war hungrig und rastlos.
Alle Restaurants hatten nach der nachmittäglichen Ruhezeit wieder geöffnet. Die Cafés hatten ihre Vorräte an Eis und Espresso aufgefrischt. Sie könnte einfach ein wenig herumlaufen und sich etwas suchen. Sie kannte ein tolles kleines Lokal in der Nähe, in dem sie einen Espresso und eine Kleinigkeit zu essen bekommen könnte, vielleicht auch ein Glas Wein.
Sie kannte Italien gut genug, um zu wissen, dass die Ermittlungen nicht vor morgen früh weitergehen würden. Nach dem heutigen Treffen zwischen Baldwin und dem Capitano würde nicht mehr gearbeitet werden. Sie könnten also gemeinsam zu Abend essen, ein wenig schlafen und sich gleich am Morgen daranmachen, die Brüder aufzuspüren.
Taylor klopfte an die Tür zu Memphis’ Zimmer. Er machte auf. Bei ihrem Anblick breitete sich ein erfreutes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Signorina!“
„ Buona sera , Memphis. Ich habe Hunger. Willst du mitkommen, etwas essen?“
„Ja. Ich bin am Verhungern. Das Essen im Flugzeug ist auch nicht mehr das, was es mal war. Sollten wir aber nicht lieber auf deinen Kerl warten?“
„Er hat gesagt, er meldet sich, wenn sie fertig sind. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann nicht länger warten. Ich muss wenigstens eine Kleinigkeit essen, um mich über Wasser zu halten. Außerdem gehen wir nur um die Ecke. Ich kenne da ein kleines Lokal. Komm, es ist nicht weit.“
Sie verließen das Hotel. Memphis tapste wie ein glücklicher kleiner Labrador neben ihr her. Taylor bemerkte, dass die Sonne unterging und die Schatten länger wurden. Die Sommertage schienen
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