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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
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hier ewig zu dauern. Ihr kam ein überraschender Gedanke. Sie drehte sich auf dem Absatz um und zog Memphis am Arm mit sich.
    „Was?“, fragte er, aber sie lächelte nur.
    „Komm einfach mit“, sagte sie.
    Sie führte ihn die Straße hinunter zur Ponte Santa Trinita. Die Brücke wurde an allen vier Ecken von Statuen bewacht, die die vier Jahreszeiten darstellten – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Sie mussten nicht weit gehen. Die Sonne tauchte mit ihren letzten Strahlen die Nachbarbrücke, die berühmte Ponte Vecchio, in rosafarbenes Licht. Die mittelalterliche Brücke war eines der Wahrzeichen von Florenz, genau wie der Duomo, und Taylor war gerade eingefallen, wie wunderschön sie um diese Tageszeit aussah.
    Sie wurde nicht enttäuscht. Der Anblick war einer Postkarte würdig – der leuchtende Glanz der Sonne wurde zu Feuer, während sie den westlichen Himmel hinabstieg. Der Arno glitzerte und warf tanzende Lichter auf die Gebäude der Ponte Vecchio und auf den Vasari Korridor, der den Palazzo Pitti mit dem Palazzo Vecchio verband.
    Memphis stand neben ihr und seufzte. „Miss Jackson, ich bin zutiefst berührt. Unser erster gemeinsamer Sonnenuntergang.“
    Sofort bereute sie ihren Einfall. Sie hätte sich denken können, dass er diese Geste missverstehen würde.
    Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und ging zurück zur Via Tornabuoni. Memphis folgte ihr. Sie gingen am Hotel vorbei, wandten sich dann nach rechts und kamen durch den Hof des Palazzo Strozzi zu einer unaufdringlichen Piazza. Der passend Piazza degli Strozzi benannte Platz war eher funktional als verschnörkelt und lag wie so viele dieser Plätze versteckt in einer Nebenstraße. Normalerweise fand man hier die besten Gelaterias für hausgemachtes Eis, und die oftmals von Familien geführten Lokale boten Schätze an, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden. Aber Taylor wollte etwas handfestes, ein paar Crostini oder Ähnliches, und so setzten sie sich an einen Tisch im Hof des Colle Bereto.
    Das hier war einer ihrer Lieblingsplätze in Italien, um einfach nur zu gucken. Es war beinahe zehn Uhr abends, und die Studenten fingen an, durch die Straßen zu schlendern. Sie kamen aus dem Kino oder wollten in die Spätvorstellung, saßen an Tischen und tranken Cosmopolitans und Martinis. Es waren ausreichend Tische frei. Der Kellner stellte ihnen einen Teller mit ein paar Nüssen und Oliven zum Knabbern hin, dazu eine gute Flasche Nero d’Avola, an den Taylor sich noch erinnerte. Eine Gruppe Mädchen setzte sich drei Tische weiter; kichernd warfen sie Memphis immer wieder Blicke zu. Taylor musste zugeben, dass er wirklich gut aussah, wie er da zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß, die Hemdsärmel aufgerollt, sodass die braune Haut an seinen Handgelenken zu sehen war.
    Sie nahm einen Schluck Wein und schaute sich auf dem Platz um. Sie versuchte zu ignorieren, dass Memphis mit den Fingern am Stil des Weinglases entlangstrich. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass er ihr so unter die Haut ging? Sie fühlte sich von ihm seltsam angezogen, auch wenn er nicht mal annähernd ihr Typ war. Es ist nichts Sexuelles, dachte sie, sondern mehr eine intellektuelle Neugierde. Außerdem war sie schon sehr fest vergeben.
    „Welche ist deine Lieblingsblume?“, fragte er unvermittelt.
    „Wie bitte?“
    „Deine Lieblingsblume. Komm, wir hängen hier fest, während FBI-Superagent Baldwin sich um die Arbeit kümmert. Wer weiß, wie lange das dauert. Also können wir die Zeit auch nutzen, einander besser kennenzulernen.“
    „Memphis, ich glaube nicht …“
    „Komm schon. Das wird lustig. Also, deine Lieblingsblume.“
    Sie schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck Wein. „Okay. Rosen.“
    „Wusste ich’s doch.“ Ein Grinsen erhellte sein Gesicht.
    „Was?“
    „Nicht so wichtig. Was ist dein Lieblingsessen?“
    Sie seufzte. „Alles Italienische.“
    „Deine Lieblingsfarbe?“
    „Grau.“
    „Hm, das ist interessant. Wegen deiner so unglaublich umwerfenden Augen?“
    „Memphis …“
    „Okay, okay. Was ist dein absoluter Lieblingsfilm aller Zeiten?“
    „Ach komm, wen interessiert denn so was?“
    „Mich. Also, dein Lieblingsfilm?“
    Sie hatte ein Gefühl von Déjà-vu. Baldwin hatte ihr vor langer Zeit genau die gleichen Fragen gestellt. Und in einer sehr ähnlichen Situation – ein Glas Wein, erstes Kennenlernen. Es fühlte sich ein wenig falsch an, diese Unterhaltung mit Memphis zu führen. Sie schob den Gedanken beiseite –

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