Todessymphonie (German Edition)
war.
Einen Moment lang legte sich eine melancholische, beinahe friedvolle Stille über ihren Tisch. Dann setzte Memphis seine Befragung fort.
„Lieblingstier?“
„Oh, komm schon. Genug von mir. Wie sieht es mit dir aus? Wieso arbeitet der Sohn eines Adligen bei der Met? Ist es nicht komisch, der Sohn eine Earls zu sein? Ich dachte, für den Landadel ist es nicht vorgesehen, zu arbeiten.“
„Oh, da hat wohl jemand seine Hausaufgaben gemacht. Du konntest einfach nicht widerstehen, oder?“
„Wie auch. Stehst du im Adelsrang nicht ein bisschen zu hoch, um mit der Arbeiterklasse zu spielen?“
„Autsch.“ Memphis zog eine Grimasse. Dann sagte er leise: „Evan hat darauf bestanden, dass ich einen echten Job annehme. Ansonsten hätte sie mich nicht geheiratet. Hat du je den Begriff morganatische Ehe gehört?“
„Nein.“
„Manche Leute nennen es auch Ehe zur linken Hand. Das ist ein alter Begriff, der für Hochzeiten reserviert ist, bei denen ein Ehepartner von niedrigerem Stand ist als der andere. So wie dein Mr Darcy.“
„Okay. Und was hat das mit dir zu tun?“
„Evans Vater war nicht adelig. Es hat sie unglaublich gestört, dass meiner es war.“
Er hielt inne, sein Blick suchend, als wenn er ihr direkt in die Seele schauen könnte. Sie fühlte sich unter diesem Blick gefangen; sie konnte nicht wegschauen. Sie ahnte, dass er ihr etwas sagen wollte, spürte instinktiv, dass es wichtig war, um zu verstehen, wer dieser Mann wirklich war und was er von ihr wollte. Was zum Teufel sollte das?
Dann schaute er weg, und der Augenblick war vorbei.
„Was wolltest du gerade sagen?“, fragte Taylor.
Er schaut sie an und winkte dann ab. „Ich gebe nur an. Mein Titel bedeutet mir gar nichts, auch wenn er meinen Eltern immer wichtig war. Ein Viscount zu sein ist nicht das, was alle denken. Aber zum Glück hat mein Vater mich nie bedrängt, zu werden wie er. Er ist ein ziemlicher Philanthrop. Ich bin mehr wie du, ein Idealist. Er hat mich bei meinem Wunsch unterstützt, zur Met zu gehen, hat mir geholfen, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Meine Mutter hingegen war darüber ziemlich verschnupft.“
„Ich finde das toll. Deine Eltern sind also wirklich ein Earl und eine Countess.“
Er ließ ein selbstsicheres Grinsen aufblitzen. „Tja, tut mir leid, wenn ich dir deine Illusion zerstören muss. Wir haben nur ein paar Tausend Hektar Land in den schottischen Highlands und ein zugiges Schloss im Moor. Mit Spinnenweben bedecktes altes Ding, unmöglich zu heizen, das Dach ist immer irgendwo undicht, die Steuern treiben einen in den Ruin, und wenn man tatsächlich ein Stückchen Land findet, das eben genug ist für eine Partie Polo, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit acht von zwölf Monate im Jahr der reinste Sumpf. Rebhühner und Fasane gibt es in rauen Mengen, aber es gibt mehr Schafe als Menschen und mehr Bäume als Schafe, und wenn man das schon immer kennt, wird es irgendwann langweilig.“
„Gesprochen wie eine wahre Brontë“, sagte Taylor.
Memphis lachte auf, dann ließ er ein Lächeln um seine Lippen spielen. „Soll ich dich dann Cathy nennen?“
Sie lachte. „Das sollst du ganz bestimmt nicht. Schottland, hm? Warum ist dein Akzent dann so … na ja, du klingst überhaupt nicht wie die Schotten, die ich bisher kennengelernt habe.“
„Ich habe eine gute Ausbildung genossen.“
Sie lachte wieder. „Du bist einfach nur ein Snob. Wie bist du überhaupt zu dem Spitznamen Memphis gekommen?“
„Durch meine liebste Mama und meine Kumpel von der Schule. Mama war ein großer Elvis-Presley-Fan. Als ich ungefähr acht war, hat sie mich mit nach Graceland genommen. Nach meiner Rückkehr habe ich allen mit meinen Geschichten über Memphis in den Ohren gelegen. Ein paar der Jungs in der Schule fingen an, sich über mich lustig zu machen. Irgendwann war ich der Memphis-Junge, und als ich zehn war, hatte ich den Spitzname weg.“
„Wow. Du weißt aber schon, dass ich als in Nashville Geborene alles aus Memphis hasse, oder?“
„Guter Gott, Miss Jackson, Sie belieben zu scherzen.“
Sie winkte ab. „Ich habe doch gesagt, du sollst aufhören, mich so zu nennen. Sag Jackson oder Taylor, aber hör mit diesem Miss-Kram auf. Und natürlich mache ich keine Witze. Über wichtige Sachen scherze ich nie.“
„Okay, Jackson, was ich schon die ganze Zeit wissen will: Ich wette, du bist nicht der Typ für Kerzenlicht und Zärtlichkeiten in der Missionarsstellung, oder?“ Er schaute sie herausfordernd
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