Todessymphonie (German Edition)
muss mich um Art kümmern. Ich habe ihm nur ausreichend Futter für eine Woche hingestellt. Ich kann ihn nicht verhungern lassen.“
Tommaso wurde ganz blass. „Heilige Mutter Christi. Du machst dir Sorgen um eine blöde Katze?“
Gavin war am Boden zerstört. Wie konnte er nur so etwas über Art sagen?
Tommaso ging in die Küche, nahm das Telefon zur Hand und wählte eine Nummer. Innerhalb weniger Sekunden sprach er in rasend schnellem Italienisch.
Kurz darauf kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Wut hatte sich in seine Gesichtszüge gegraben.
„Ich habe gerade mit einem Freund gesprochen, der für die Carabinieri arbeitet. Ein Freund, mit dem ich viele intime Momente geteilt habe. Er hat mir erzählt, dass das FBI in Florenz gelandet ist. Sie haben deinen Computer. Sie vermuten, dass der Tommaso der Kunstwelt Il Macellaio ist. Wir müssen hier weg. Sie wissen vermutlich schon, wo wir sind. Du hast sie direkt zu mir geführt. Du Idiot!“
Von seinem Bruder angeschrien zu werden ließ alle kürzlich erst wieder zusammengewachsenen Scherben seiner Seele erneut zerbrechen. Von Tommaso Idiot genannt zu werden tat mehr weh als alle Schläge, die er von seinen Adoptiveltern erhalten hatte. Sie hatten sich mit dem Gürtel abgewechselt, hatten ihm die Haut vom Rücken, von den Beinen geschlagen. Seine Finger gebrochen. Doch nichts davon hatte sich auch nur ansatzweise so schlimm angefühlt.
Er versuchte, sich zu wehren. „Ich bin kein Idiot. Niemand kann das Passwort knacken, es ist viel zu einzigartig. Auf gar keinen Fall hat mein Laptop sie zu dir geführt.“
„Gavin, bist du total bescheuert? Auf dem Laptop befindet sich meine IP-Adresse, die wiederum direkt zu meiner Wohnung nachverfolgt werden kann. Wir müssen los. Wir müssen sofort hier weg.“
Gavin erhob sich. In seinem Kopf drehte sich alles von dem Alkohol und der Wut, die sich anfühlte, als würde sie aus ihm selbst heraus entströmen. Seine Persönlichkeit schien in zwei Teile zerbrochen zu sein; mit einem Mal sah er die Stimmen, die er sonst nur in seinem Hinterkopf gehört hatte. Sein Ärger verlieh ihm Mut. Er war kein Idiot.
„Du bist nicht fair. Ich habe alle unsere Chats gelöscht.“
„Das ist egal. Mein Gott, du arbeitest doch mit Computern. Du weißt, dass nichts wirklich jemals gelöscht ist, außer man formatiert die Festplatte neu, und selbst dann lassen sich noch Spuren finden. Das FBI ist hier, in Italien, auf meinem Grund und Boden. Sie suchen nach uns. Verstehst du das nicht? Wir könnten alles verlieren.“
„Es tut mir leid“, flüsterte Gavin.
Tommaso nahm die Entschuldigung nicht an. Er lief eilig durchs Wohnzimmer in sein Schlafzimmer, wo er Kleidung und Taschen und alles, was er greifen konnte, einpackte. Dann ging er in die Küche und packte ein paar Lebensmittel ein.
Gavin schaute ihm ungläubig zu. „Ich wollte dir keinen Ärger machen. Ich war nur so aufgeregt, dich endlich zu treffen. Ich habe nicht richtig nachgedacht.“
Tommaso kam zur Couch und packte Gavin hart bei den Schultern. Er schaute direkt in seine Seele und zog ihn dann an seine Brust. „Ich weiß. Ich weiß , Gavin. Ich weiß, wo wir hingehen können. Aber du musst mir versprechen, dass du von jetzt an genau das tun wirst, was ich dir sage. Ich bin die einzige Hoffnung, die du noch hast.“
41. KAPITEL
Das Essen war gut gewürzt und köstlich gewesen, der Wein hervorragend, und Taylor fühlte sich ein kleines bisschen beschwipst, als sie zu ihrem Hotel zurückgingen. Auf der Brücke blieben sie kurz stehen, und dieses Mal überschüttete Baldwin sie mit Küssen – auf ihre Lippen, ihre Nase, die kleine Kuhle an ihrem Hals, den Fleck direkt unter der Narbe, der nach der Operation so herrlich empfindlich geworden war. Vom Kopf her wusste sie, dass das Kribbeln durch einen Nervenschaden verursacht wurde, aber sie zog es vor, für heute an die romantische Version für diese Gefühle zu glauben.
Erst als sie sich voneinander lösten, merkte sie, dass ihr Handy in der Tasche vibrierte.
„Hups, da geh ich besser mal ran.“ Immer noch eingeklemmt zwischen Baldwins Beinen klappte sie das Telefon auf, wobei sie es beinahe fallen gelassen hätte.
Die angezeigte Nummer sagte ihr nichts, also meldete sie sich mit einem kurz angebundenen „Taylor Jackson.“
Es kam kein Geräusch, nur Leere. Sofort breitete sich ein Gefühl des Grauens in ihr aus. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der sie anrief, ohne etwas zu sagen.
Sie wollte gerade
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