Todessymphonie (German Edition)
Sugardaddy. Tyrone Hill hat sie auf den Strich geschickt, ihr Drogen gegeben. Allegra hat sich schon eine ganze Weile töricht benommen. Ich hab ihr gesagt, dass ihr das nicht gut bekommt. Ich hab gesagt, der Mann wird dich töten, auf die eine oder andere Weise. Aber sie hört nicht auf ihre Gran.“
„Leben ihre Eltern in der Nähe?“
„Ihr Daddy ist in Riverbend. Drei Mal erwischt worden. IhreMomma starb, als sie zehn war. Ich hab sie seitdem aufgezogen. Hab mein Bestes versucht. Der Herrgott gibt uns aber nicht immer die richtigen Werkzeuge, um sein Werk zu erfüllen.“ Sie deutete mit einer Geste auf ihr Gesicht.
Eine junge Frau, sie schien noch keine zwanzig zu sein, kam durch die Haustür in die Küche. Sie trug ein kleines Baby auf der Hüfte. Offensichtlich war man in der Nachbarschaft neugierig geworden.
Sie blieb in der Tür zur Küche stehen. „Miss Ethel, was is’ los? Warum sind die Bullen da?“
Die Großmutter schnaubte nur. Taylor stellte sich dem Mädchen vor.
„Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen, Miss?“, fragte sie dann.
Die Frau schaute sie einen Moment lang misstrauisch an, dann sagte sie: „D’Andra. Ich bin ihre Cousine. Allegra ist tot?“
„Ja“, sagte Taylor.
„Ist sie bös’ verletzt worden?“
Taylor schaute zur Großmutter, die sich ein wenig vorbeugte. Sie hatte nicht vor, ins Detail zu gehen, aber trotzdem hasste sie diesen Teil.
„Allegra war sehr, sehr dünn. Wir haben noch nicht alle Antworten, aber es scheint, als wäre sie verhungert. Hatte sie jemals Probleme mit Magersucht?“
D’Andra schaute sie an, als wäre sie der letzte Idiot. Das Baby fing an, unruhig zu werden, und sie setzte es auf dem dreckigen Boden ab. Auf allen vieren krabbelte es unter den Tisch. Mein Gott.
„Gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Wann haben Sie Allegra das letzte Mal gesehen?“
„Die ist schon seit Ewigkeiten weg“, sagte D’Andra.
„Wie lange sind Ewigkeiten? Wochen? Monate?“
„Ungefähr drei Wochen.“
„Und Sie haben sie nicht als vermisst gemeldet?“, fragte McKenzie.
Dieses Mal lachten beide Frauen freudlos auf. D’Andra sprach als Erste. „Warum sollten wir so was tun? Wir wussten ja nicht, ob sie mit ihrem Kerl abgehauen ist oder was. Und als wenn ihr auch nur ’nen Finger gekrümmt hättet, um nach ihr zu suchen. Komm schon, Bro, so dumm bin ich auch nicht.“
Taylor schaute der Frau in die Augen. Das Weiße war gelb undblutunterlaufen, die braune Iris sah aus wie geronnen. Einstiche zogen sich über ihre Arme. Aus mangelnder Hoffnung suchten viele dieser Frauen Zuflucht in Drogen. Das wurde normalerweise so schlimm, dass sie alles tun würde, um an den nächsten Schuss zu kommen.
„Ich hätte nach ihr gesucht, wenn ich davon gewusst hätte“, sagte Taylor.
„Ja, sicher glaube ich das. Wo ist Allegra jetzt?“
„In der Rechtsmedizin.“ Taylor wandte sich wieder an Allegras Großmutter. „Sobald wir die Untersuchungen abgeschlossen haben, kann Sie in Ihre Hände entlassen werden, Ma’am.“
Die alte Dame wirkte verwirrt. „In meine Hände? Was soll ich denn mit ihr anfangen?“
„Sie vielleicht beerdigen. Ihr Frieden geben. Mindestens das hat sie verdient“, sagte der Geistliche mit ruhiger Stimme.
Beide Frauen schüttelten den Kopf. D’Andra sagte leise: „Ach, zum Teufel, Prediger. Für so etwas haben wir kein Geld. Ihr müsst sie unter die Erde bringen. Sie ist jetzt euer Problem.“
Taylor sah zu, wie sie das Baby aufhob, das an seiner Faust lutschte, und in den dürftigen Garten hinausging. Kopf gesenkt, Schultern zusammengefallen. Eine weitere Generation, die von Drogen und Armut unterdrückt wurde. Es war wirklich deprimierend hier in der Sozialbausiedlung.
McKenzie machte sich eifrig Notizen in seinem Büchlein und entzog sich damit aktiv der Situation. Father Victor setzte sich an den Tisch und nahm eine Hand der alten Frau in seine Hände. Sie hielt sich an ihm fest, als wäre er ein winziges Stück Treibgut in einem riesigen Ozean. Sie verzehrte sich förmlich nach einer liebevollen Berührung.
„Gibt es irgendjemanden, den wir anrufen können, der sich um Sie kümmert?“, fragte Father Victor.
„Nein. Ich bin allein. Ich kümmere mich um mich. Die Mädchen kommen ab und zu mal vorbei, D’Andra und ihre Momma, schauen nach mir. Eine der Nachbarinnen nimmt mich mit zur Kirche und kauft für mich ein.“
„Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns in Allegras Zimmer umsehen?“, fragte Taylor.
Die alte
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