Todessymphonie (German Edition)
mit dir überein, was Tyrone angeht. Allerdings würde ich es lieber von Gerald bestätigt sehen, bevor ich die endgültige Entscheidung treffe. Was sonst noch?“
„Ich denke, Allegra Johnson war ein leichtes Ziel. Ein Mädchen, das ständig unterwegs war, mit unzureichender familiärer Bindung und einem generell schwierigen Leben. Jemand, den niemand vermissen würde, wenn sie ein paar Wochen nicht auftauchte. Ich denke, wer auch immer sie getötet hat, hat sie eine Weile beobachtet, kannte sie, wusste, dass sie leicht zu kriegen war.“
„Nicht schlecht. Vielleicht hat er sie mit Drogen oder Geld für Sex angelockt. Falls er wirklich ihr Zuhälter ist, weiß Tyrone vielleicht, mit wem sie mitgegangen ist.“ Sie seufzte. „Ich habe vorhin eine ViCAP-Suche gestartet, um zu sehen, ob dieser Fall irgendwie mit dem in Manchester vor ein paar Jahren zu tun hat. Wenn mein Instinkt mich nicht trügt, werden wir morgen dorthin fahren müssen. Begleitest du mich?“
„Auf jeden Fall. Was kann ich noch für dich machen?“
„Wenn du die Ermittlungen leiten würdest, was würdest du als Nächstes tun?“
McKenzie schwieg. Sie waren beinahe schon wieder am CJC. Taylor bog auf den seitlichen Parkplatz ein und stellte den Motor ab. Dann drehte sie sich so in ihrem Sitz, dass sie McKenzie anschauen konnte. Er wrang frustriert seine Hände.
„Das klingt vielleicht verrückt, aber ich denke, ich würde mehr über Mr Bangor in Erfahrung bringen wollen. Er könnte ein Ziel sein. Er ist homosexuell, vielleicht war es doch ein gegen ihn gerichtetes Hassverbrechen.“
Irgendwas in McKenzies Stimme war seltsam, ein Ton, mit dem Taylor nicht vertraut war. Sie schaute ihn von der Seite her an. Wut. Seine Fäuste waren geballt, die Stirn gerunzelt. Diese kleinen Anzeichen ließen ihre Alarmsirenen schrillen. War McKenzie einer, der sein Coming-out noch nicht gehabt hatte? Nicht, dass das für sie irgendeine Bedeutung hatte, aber vorhin erwähnte er eine Freundin. Sie schob das beiseite, um sich später damit auseinanderzusetzen.
„Eine Botschaft an Bangor? Darüber habe ich auch schon nachgedacht.Es kommt mir ein wenig extrem vor, aber letztes Jahr ist bei ihm eingebrochen worden. Er könnte in etwas verwickelt sein, von dem wir nichts wissen. Hast du ihn schon überprüft?“
„Ja. Nichts. Weiß wie ’ne Weste. Er ist ein gesetzestreuer Bürger, bezahlt brav seine Strafzettel wegen Falschparkens. Seine Fingerabdrücke waren nicht im System.“
„Er könnte sauber sein oder einfach nur gut darin, Sachen zu verbergen. Wir werden sehen.“
Ihr Handy klingelte. Sie erkannte die angezeigte Nummer, eine interne Durchwahl des Criminal Justice Centers. Sie nahm den Anruf in der Hoffnung entgegen, dass es Gerald war. Er war es. Sie stellte auf Lautsprecher.
„Wir haben mit deinem Jungen Tyrone gesprochen.“
„Das ging schnell.“
„Tja, diese Jungs sind nicht viel, aber wenigstens vorhersehbar. Das macht es leichter, sie zu überwachen und als vertrauliche Informanten zu gewinnen. Mein Mann hatte eine kleine Unterhaltung mit ihm und sagt, die Nachricht hat den guten Tyrone ganz offensichtlich schwer erschüttert. An dem Mädchen hat ihm vielleicht wirklich was gelegen.“
„Das wäre was ganz Neues. Wie kann man jemanden, an dem einem was liegt, dazu bringen, mit Fremden Sex zu haben, um Drogen zu kaufen?“
„Da weißt du genauso viel wie ich. Ich hab nie behauptet, diese Idioten zu verstehen.“ Gerald lachte. „Wie auch immer, Tyrone sagte, und ich zitierte wörtlich, ‚Shorty war ein gut aussehendes Mädchen, verstehst du? Warum sollte ich ihr den Hals umdrehen? Sie schafft mir Geld ran. Jetzt bin ich traurig.‘ Er schien ernsthaft überrascht, als er hörte, dass sie tot ist. Mein Mann fragte, wann er sie das letzte Mal gesehen hat. Er meinte, sie hätten sich vor knapp drei Wochen getrennt.“
„Das passt zu den Zeugen bei ihr zu Hause. Er hatte keine Ahnung, wohin sie danach gegangen ist?“
„Nein. Er war vor allem wütend, dachte, ein anderer Zuhälter hätte sie sich an Land gezogen. Und da ist noch was. Du hast gesagt, der Mord ist gestern passiert?“
„So ungefähr. Allegra ist gestern zwischen neun Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags in das Haus gebracht worden.“
„Mein Informant war gestern die meiste Zeit des Tages mit Tyrone zusammen. Sie waren am Minimart und haben irgendwelche Geschäfte mit einigen Mexikanern abgewickelt, die gerade durch die Stadt zogen. Meine Abteilung hat die
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