Todessymphonie (German Edition)
brauchst.“
„Ja, ganz sicher.“
„Dann bis morgen. Bleib nicht mehr zu lange. Wir sind auf der richtigen Spur. Wir finden ihn.“
Taylor schaute ihm nach und hoffte, sie tat das Richtige, wenn sie ihn wie ein Lamm zur Schlachtbank schickte. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch. Elm stand an der Tür zu seinem Büro.
„Evelyn?“, fragte er.
Taylor erlebte einen Flashback, eine Vision ihres Großvaters, der ihre Mutter Kitty mit leerem Blick anschaute und beim Namen seiner Frau nannte. Alle Puzzleteile fielen auf einmal an ihren Platz.
Sie ging zu Elm. „Nein, Sir, ich bin Taylor Jackson.“
Er schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu klären, dann sagte er: „Natürlich sind Sie das. Es besteht keine Notwendigkeit, dass Sie sich jedes Mal neu vorstellen, wenn wir einander treffen. Vergessen Sie nicht, mir eine Zusammenfassung Ihres Tages dazulassen. Das ist dann alles.“
Er ging in sein Büro und schloss die Tür. Taylor seufzte. Sie ging an ihren Schreibtisch und rief ihren Gewerkschaftsvertreter an. Percy Jennings war ein großartiger Kerl. Sie hinterließ ihm eine Nachricht mit der Bitte, sie auf ihrem Handy anzurufen. Dieser Sache musste sich angenommen werden, und zwar schnell.
Percy rief beinahe sofort zurück.
„Was ist los, meine Göttin? Dein Fall läuft gut, es sollte nicht mehr lange dauern, bis wir dich wieder eingesetzt haben. Ich muss nur irgendwie die Norris loswerden.“
„Cool. Das sind tolle Neuigkeiten. Wir haben aber ein anderes Problem. Bleib mal eine Sekunde dran, während ich mir einen etwas ruhigeren Platz suche, an dem ich offen sprechen kann.“
Sie trat auf den Flur hinaus und ging am Konferenzraum vorbei in die Damentoilette. Beim Öffnen der Tür flammten die durch Bewegungsmelder aktivierten Lichter auf und erhellten die gekachelte Dunkelheit. Keiner da. Gut. Sie schloss vorsichtshalber hinter sich ab.
„Okay, Percy, tut mir leid. Wir haben ein Problem mit Lieutenant Elm.“
„Wem sagst du das? Er ist ein Erbsenzähler. Du hast ja keine Ahnung, was für Beschwerden wir am laufenden Band von ihm bekommen. Vollkommen inkonsistent. Er vergisst ständig die Namen der Leute. Der Typ ist total unberechenbar.“
„Ich glaube, ich weiß warum. Er hat mich gerade Evelyn genannt, bevor er auf einen Schlag wieder in der Realität war. Vor einer halben Stunde ist er ins Besprechungszimmer gestürmt und hat darauf beharrt, dass der Mann, mit dem wir dort gesprochen haben, ein Mörder aus New Orleans ist. Ich habe dieses Verhalten schon einmal erlebt. Mein Großvater hatte Alzheimer; ein ganz schlimmer Fall. Ich denke, Elm leidet auch darunter. Das würde auch erklären, warum er abends so viel schlechter drauf ist. Viele Alzheimerpatienten bauen im Laufe des Tages enorm ab. Morgens kommt man mit Elm viel besser zurecht. Da ist er beinahe freundlich. So war mein Großvater auch. Hellwach am Morgen und im Laufe des Tages immer verwirrter.“
„Mein Gott, das ist ja schrecklich. Lebt er noch?“
„Nein, er ist vor einer Weile gestorben. Elm ist nicht mehr jung, aber er hat noch ein paar gute Jahre vor sich. Sein Geist verabschiedet sich, aber sein Körper wird ihm viel langsamer folgen.“
„Okay. Ich werde mit den Verantwortlichen sprechen und sie darüber informieren.“
„Sieh zu, dass es nicht die große Runde macht. Es ist eine demütigende Krankheit. Elm ahnt vielleicht, dass etwas nicht stimmt, aberich bezweifle, dass er sich hat untersuchen lassen. In dieser Situation muss man sehr behutsam vorgehen.“
„Das werde ich Taylor, versprochen. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Und jetzt los, fang ein paar von den bösen Jungs.“
Sie legten auf. Taylor ging zum Waschbecken und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Sich an ihren Großvater zu erinnern war immer schwer. Er hatte gelitten, und es hatte nichts gegeben, was irgendjemand hätte tun können. Sie hatte ihn nie sonderlich gut gekannt; Kitty war mit ihren Eltern nicht sehr eng verbunden gewesen. Seltsam, bis jetzt war ihr nie aufgefallen, dass sie das mit ihrer Mutter gemeinsam hatte.
Sie zwang sich, die Gedanken an ihre Familie beiseitezuschieben. Sie konnte es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein.
Als sie wieder an ihren Schreibtisch zurückkehrte, stand Elms Tür offen und die Lichter waren aus. Er hatte Feierabend gemacht. Taylor atmete erleichtert auf. Jetzt, wo sie die Wahrheit ahnte, könnte sie ihn nicht mehr anschauen, ohne Mitleid mit ihm zu haben, und ein Mann wie er
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