Todessymphonie (German Edition)
ein Kopftuch, wie es Rapper gerne tragen. Er trug ein schmuddeliges weißes Muskelshirt, das er sich in seine tief sitzende schwarze Sean-Jean-Jeans gesteckt hatte. Ein Gürtel mit einer Schnalle aus massivem Kristallglas, die ein Dollarzeichen darstellte, hielt die Hose an Ort und Stelle. An seinen weißen Turnschuhen fehlten die Schnürsenkel. Er war nervös und schwitzte. Taylor sah Gerald fragend an.
Er lächelte nur.
„Mein Freund hier war bewaffnet. Er hat bereits einen Aufenthalt in Riverbend hinter sich und ist auf Bewährung. Er sollte es eigentlich besser wissen. Ich habe ihm klargemacht, wenn er dir sagt, was du wissen willst, könnte ich eventuell vergessen, dass er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hat. Das gilt allerdings nur für heute. Sollte ich ihn noch mal schnappen, wandert er wieder in den Knast. Stimmt’s nicht, Tyrone?“
Tyrone murmelte etwas, und Gerald riss an seinem Arm.
„Ja, Sir“, sagte der Mann dieses Mal deutlich. Herrgott, Taylor wusste nicht einmal, ob Mann überhaupt das richtige Wort war; er sah eher aus wie ein Teenager. Und er war offensichtlich eingeschüchtert. Sehr gut. Das konnte ihnen nur helfen.
„Gehen wir doch in den Konferenzraum hinüber. Da haben wir mehr Platz.“ Und es würde Tyrone vielleicht ein wenig beruhigen. Sie spürte, dass er so hibbelig war wie eine Katze auf einem heißen Dach. Die Androhung von Gefängnis reichte nicht immer aus, um einen Informanten zum Reden zu bringen.
Nachdem sie sich alle um den großen Tisch gesetzt hatten, lehnteTaylor sich zurück und versuchte, etwas Entspannung in den armen Kerl zu bringen. Sie bemühte ihren gewinnendsten Tonfall.
„Tyrone, ich weiß es zu schätzen, dass du heute hierhergekommen bist. Wir möchten den Mann finden, der Allegra wehgetan hat. Du kannst uns dabei vielleicht helfen. Aber erst habe ich eine andere Frage: Kennst du eine Frau namens Leslie Horne?“
Tyrone war sein Unbehagen deutlich anzusehen. Er fing an zu stottern. Bevor er jedoch einen vollständigen Satz herausbringen konnte, stürmte ein schreiender Elm in den Raum. Durch die unerwartete Unterbrechung zuckten sie alle zusammen.
„Was tun Sie da? Sie können hier keinen Mörder befragen. Er muss Handschellen tragen.“ Er ging schnurstracks auf Tyrone zu.
Taylor stand auf und stellte sich zwischen ihren Lieutenant und ihren Informanten.
„Lieutenant, dieser Mann ist kein Mörder, sondern ein vertraulicher Informant, der mit der Specialized Investigation Unit zusammenarbeitet.“
„Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen, junge Frau. Ich erkenne Dominick Allen, wenn ich ihn sehe. Er steht schon seit Ewigkeiten auf der Fahndungsliste der Polizei von New Orleans. Wir müssen ihm Handschellen anlegen! Er darf nicht wieder entkommen.“
Taylor schaute zu Gerald, der den Kopf schüttelte. Das war das zweite Mal, dass Elm etwas von New Orleans faselte. Was zum Teufel war hier los? Elm zitterte ja förmlich vor Aufregung, Tyrone in Ketten zu legen. Er versuchte, sich an ihr vorbeizudrängeln.
„Sir, dieser Mann kommt nicht aus New Orleans. Er ist aus Nashville. Ein vertraulicher Informant namens Tyrone Hill. Er ist nicht Dominick Allen.“
Elm stand einen Moment lang da und starrte sie aus seinen hervorstehenden Augen an. Dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. Er beruhigte sich und musterte Tyrone. Immer noch lag Misstrauen in seinem Blick, aber er nickte nur und verließ das Zimmer. Taylor wusste nicht, was sie von dieser Unterbrechung halten sollte. Elm sah von Mal zu Mal mehr aus wie ein totaler Irrer.
Sie wandte sich wieder Tyrone zu, der zu Boden schaute. Sie setzte sich ihm gegenüber.
„Ich entschuldige mich für den Zwischenfall. Tyrone, hör mal zu. Offensichtlich kennst du Leslie Horne. Erzähl mir von ihr.Sag mir, wer ihre Verwandten sind, damit ich mit ihnen sprechen kann.“
„Dieser Mann ist verrückt. Ich war noch nie in New Orleans.“
„Ich weiß, Tyrone. Mach dir über ihn keine Gedanken. Erzähl mir von Leslie.“
„Ich bin ihre Familie. Sie hat sonst niemanden.“
„Was ist mit Allegra? Waren sie Freundinnen?“
Er zögerte, zog mit den Zähnen ein großes Stück getrockneter Haut von seinen aufgesprungenen Lippen. „Ja und nein. Manchmal haben sie sich wie wilde Katzen bekämpft, dann wieder haben sie sich gegenseitig die Haare geflochten und sind im Payless Schuhe kaufen gegangen. Ich hab nie rausgefunden, was sie so aufgeregt hat; ganz normale Eifersucht, nehme ich
Weitere Kostenlose Bücher