Todessymphonie (German Edition)
stand auf und verbeugte sich spöttisch vor ihr. Ohne auf Wiedersehen zu sagen, ging er mit großen Schritten aus dem Restaurant in die dämmrige Lobby des Hotels.
Baldwin zog ein paar Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Er und Taylor verließen das Restaurant. Auf der Straße griff Baldwin nach ihrer Hand, doch Taylor entzog sie ihm.
„Was ist los?“, wollte Baldwin wissen.
Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihm in die Augen. Im dämmrigen Licht der Straßenlaternen sahen sie aus wie glimmende Kohlen, doch sie war zu verärgert, um sich davon ablenken zu lassen. Sie sprach leise, damit niemand sie hören konnte.
„Seid ihr beide jetzt beste Freunde oder was? Warum hast du ihm von meinem Dad erzählt? Du weißt, was ich darüber denke. Es ist … persönlich. Privat. Meine Privatangelegenheit.“
Schließlich erkannte Baldwin, wie aufgebracht sie war. Er entschuldigte sich aufrichtig. „Ich hätte nicht gedacht, dass es dir etwas ausmacht. Du hast bisher nie ein Problem damit gehabt.“
„Das hier ist etwas anderes. Er ist ein Fremder. Es gibt keinen Grund, ihm die schmutzigen Einzelheiten meines Lebens zu erzählen.“ Ihre Familie war ihr ohne Frage peinlich, aber ganz Nashville war mit den saftigsten Geschichten vertraut. Sie wusste, dass sie überreagierte, hätte aber nicht sagen können, warum.
„Taylor, reg dich nicht auf. Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Niemand macht dich für die Taten deines Vaters verantwortlich. Außerdem ist Memphis einer von den Guten.“ Er trat an den kleinen Schalter, hinter dem der Parkwächter stand, und reichte dem Mann sein Ticket.
Taylor löste ihre Haare und band sie erneut zum Pferdeschwanz zusammen. Das glaubst du. Memphis fing an, ihr an die Nieren zu gehen. Sie hatte keine Ahnung, wieso es ihr so wichtig war, sich ihm gegenüber im bestmöglichen Licht zu präsentieren. Vielleicht hatte Sam recht, vielleicht wollte sie ihm gegenüber angeben. Wenn man das mit dem sehnsüchtigen Blick kombinierte, der ganz tief hinten in seinen Augen steckte … Sie seufzte. Gerade jetzt, wo alles so gut lief, musste sie sich mit den Avancen dieses feschen Mannes herumschlagen.
Und fesch war genau das richtige Wort für ihn. Glatte blonde Haare, die ihm in die kornblumenblauen Augen fielen. Starker Kiefer, gerade Nase, gute Zähne. Dieser lächerliche Akzent, bei dem jedes Wort sorgfältig betont von seiner Zunge schnellte. Gut, dass sie nicht auf hellhaarige Männer stand – einen winzigen Augenblick hatte sie sich verrückterweise von seinem guten Aussehen in den Bann ziehen lassen. Baldwin hatte das Schwarze der Iren in sich, das seidige Haar von der Farbe der Nacht und die klaren grünen Augen. Katzenaugen. Baldwin sah von den beiden besser aus, er war auch größer und stärker. Memphis ähnelte mehr einem wohlbehüteten Greyhound.
Was in drei Teufels Namen tust du, Taylor?
Baldwin kehrte zu ihr zurück. Er schaute sie seltsam an, als könne er ihre Gedanken lesen. Was er manchmal tatsächlich konnte. Sie betete, dass er keinen allzu tiefen Einblick in ihren letzten Gedankengang gehabt hatte.
„Wo ist Memphis?“, fragte er.
„Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht sein Babysitter.“
„Hey, ist mit dir alles in Ordnung?“
„Natürlich. Wieso nicht?“
Er schaute sie misstrauisch an, und sie fühlte sich, als wäre sie bei etwas Verbotenem erwischt worden. Das war verrückt. Sie atmete tief ein und stieß die Luft zischend aus.
„Ehrlich, mir geht es gut. Ich bin einfach nur nicht sonderlich erpicht drauf, mein Privatleben mit ihm zu diskutieren. Er ist … es ist nichts. Ich denke nur einfach nicht gerne an Win, das ist alles.“
„Okay. Ich verspreche, ihn nicht noch einmal in der Öffentlichkeit ins Gespräch zu bringen.“ Er beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss. Sie erwiderte ihn und drückte Baldwin um Verzeihung bittend die Hand.
In diesem Moment kam ein aufgeregt wirkender Memphis aus dem Hotel.
Baldwin schaute auf seine Uhr und tippte mit dem Finger auf das Zifferblatt. „Zeit zu fahren.“
Memphis hob eine Hand. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Mein DC hatte Neuigkeiten für mich. Sie glaubt, dass sie eine Zeugin gefunden hat, die Il Macellaio beim Ablegen einer der Leichen beobachten konnte.“
„Das sind ja fabelhafte Neuigkeiten.“ Baldwin nickte anerkennend. „Ich habe den Parkwächter gebeten, uns ein Taxi zu rufen. Wir können im Flugzeug weiter darüber sprechen.“
„Wo ist dein
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