Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
Vom Netzwerk:
seiner Haut. Er hatte es nicht absichtlich getan. Er hatte nicht gewusst, dass Tommaso identisch mit Morte war. Und dass Tommaso so war wie er selber. Er hörte Mortes, Tommasos Stimme in seinem Kopf, die Zeilen liefen wie über einen unsichtbaren Computermonitor.
    Denk nicht einmal daran, Gavin. Sie ist ganz köstlich und wäre eine perfekte Puppe, aber du bist nicht vorbereitet. Keine Vorbereitung, keine Puppe. So sind die Regeln. Das weißt du.
    Aber was, wenn ich Erfolg habe? Was, wenn sie nicht vermisst wird? Dann hätte ich die Chance meines Lebens verpasst.
    Tu es nicht.
    Aber ich bin einsam.
    Gavin dachte an das Puppenhaus, das ganz allein und still im Dunkeln lag. Wartete. Verlassen. So einsam. Er war so gut darin, seine Berufung auszuüben. Er könnte sie verschwinden lassen. Er könnte eine neue Puppe haben. Sie bettelte ja förmlich darum. Dummes, dummes Mädchen.
    „Gavin“, sang Kendra. „Sie fahren in die falsche Richtung.“
    Sie lächelte ihn an, ihre Lippen waren voll, die Zähne gerade, die Perlen an den kleinen Zöpfen stießen klickend aneinander. Er dachte, er würde gleich platzen. Sie würde eine so zauberhafte Puppe abgeben! Er konnte schon sehen, wie das Schlüsselbein sich durch die Haut drückte; sie war so zierlich. Es würde sehr schnell gehen.
    „Hier entlang geht es schneller“, sagte er. „Ich kenne eine Abkürzung.“ Er beschleunigte und nahm die Kurve auf den Highway 100 recht zügig. Eine halbe Meile noch, eine Viertelmeile. Kendra saß neben ihm und plapperte irgendetwas vor sich hin. Er blendete sie aus. Blendete sein Gewissen aus. Blendete Mortes schriftliche Anweisungen aus, die vor seinen Augen durchliefen, blendete seine Wut aus. Er würde es ihm zeigen. Er brauchte Mortes Instruktionen nicht. Er hatte allein angefangen, und er könnte von jetzt an auch wieder alleine weitermachen. Morte war der einzige Grund, warum er in letzter Zeit so angegeben hatte, warum er sich auf diedarstellende Kunst verlegt hatte. Er stellte die Gemälde nach, ging noch einen Schritt weiter als Morte. Ihr Wettbewerb war die treibende Kraft, und Gavin gewann. Er war immer noch der bessere Künstler – er hatte seine Inszenierungen besser durchgeplant, hatte sie tatsächlich aufgeführt. Morte imitierte nur. Gavin war der Dirigent, Morte war die erste Geige.
    Der Dirigent. Oh, wie ihm das gefiel.
    Schon war er an seiner Einfahrt angekommen. Er bremste ab und bog hinein. Die Auffahrt war mit Kies bestreut, er musste vorsichtig fahren. Eigentlich hatte er sie schon lange asphaltieren wollen, war nur bisher noch nicht dazu gekommen.
    „Ich denke wirklich, dass Sie in die falsche Richtung fahren“, sagte Kendra mit leichtem Zittern in der Stimme und schaute ihn aus schokoladenfarbenen Augen misstrauisch an.
    Er lenkte den Wagen vor sein Haus und hielt an. Sie schaute erst ihn an, dann das Haus, und erste Anzeichen von Panik zeigten sich in ihrem Gesicht.
    „Hat dein Daddy dich nicht davor gewarnt, zu fremden Männern ins Auto zu steigen?“ Jetzt lächelte Gavin nicht mehr. Kendra riss die Augen auf, sodass das Weiße überdeutlich zu sehen war. Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus, doch Gavin war schneller. Der Refrain dröhnte in seinem Kopf – tu es nicht, tu es nicht, tu es nicht –, während er ihr die schwere Druckerpatrone über den Kopf schlug. Das hielt sie lange genug auf, damit er erneut ausholen konnte. Bei diesem Schlag wurde sie ohnmächtig. Sie sackte gegen die Tür; Blut lief über ihr Gesicht.
    Gavin atmete schwer. Siehst du! , rief er seiner unsichtbaren Stimme triumphierend zu. Ich bin der Dirigent!
    Das hier war einfach herrlich! Er musste sich beeilen. Schnell stieg er aus und eilte um das Auto herum, wobei er ausrutschte und sich ein Knie an der Stoßstange anstieß. Er rappelte sich wieder auf und öffnete die Beifahrertür. Kendra fiel direkt in seine Arme.
    Sie war leicht; er trug sie zur Haustür. Nachdem er aufgeschlossen hatte, fiel ihm ein, dass er vielleicht besser durch die Garage hätte gehen sollen. Normalerweise brachte er die Puppen im Schutz der Dunkelheit nach Hause. Jetzt war es erst früher Abend, und die Strahlen der untergehenden Sonne zeichneten seine Silhouette vor der Tür deutlich nach.
    Er schaute sich um. Das Mädchen wurde in seinen Armen langsam schwer. Nein, alles war gut. Weit und breit niemand zu sehen.
    Er schloss die Tür hinter sich und ging direkt zur Kellertür. Der Kater miaute laut. Ihm gefiel es gar nicht, dass sein Herrchen

Weitere Kostenlose Bücher