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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
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Auto?“, fragte Taylor.
    „Zu Hause. Wir hatten heute Abend einen Fahrer.“
    „Ja, das war ganz schön nobel“, ergänzte Memphis.
    Der Parkwächter fuhr mit Taylors 4Runner vor. „Oh. Na gut. Soll ich euch fahren? Ich muss sowieso noch mal kurz zurück ins Büro.“
    „Das macht dir nichts aus?“, fragte Baldwin.
    „Natürlich nicht. Springt rein.“
    Downtown war nicht viel los. Ein paar Autos fuhren Richtung West End, eine Gruppe Studenten von der Vanderbilt stand am Bürgersteig, bereit, die Straße zu überqueren und ins Wohnheim zurückzukehren. Taylor dachte darüber nach, was sie nicht alles dafür geben würde, noch einmal deren Unschuld und Naivität zu besitzen. Sie wussten nicht, in was für einer gemeinen Welt sie lebten, wenn sie nicht selber schon einmal mit Gewalt in Berührung gekommen waren.
    Während der Fahrt zum John-C.-Tune-Flughafen sprachen sie
    über die hoffentlich positiven Auswirkungen einer möglichen Zeugin. Taylor versuchte dabei, die grausamen Erinnerungen zu unterdrücken, die sie mit dem Flughafen verband. Von hier aus war sie bewusstlos aus der Stadt geschaffen worden, von einem Mörder, der ihre gesamte Familie manipuliert hatte. Sie zwang sich, tief zu atmen, um die Spannung in ihrem Kiefer und in ihren Schultern zu lösen. Plötzlich spürte sie eine Hand in ihrem Nacken, kräftige Finger, die sich tief in die angespannten Muskeln gruben. Sie schaute zu Baldwin und wollte ihm ein dankbares Lächeln schenken, da sah sie, dass er etwas in sein BlackBerry eingab – mit beiden Händen.
    Sie zuckte zusammen, trat ein wenig auf die Bremse und die Hand verschwand.
    „Was ist los?“, fragte Baldwin.
    „Nichts“, sagte sie. Im Spiegel fing sie Memphis’ Blick auf. Der Engländer lächelte. „Gar nichts.“

26. KAPITEL
    Normalerweise trieb Gavin sich nicht in Williamson County herum. Auch wenn er an der nordwestlichen Ecke wohnte, hatte er selten Grund, die Grenze des Landkreises zu überqueren. Aber heute hatte er keine andere Wahl. Die Tinte des Spezialdruckers in seinem Büro war aus, und es gab nur einen Laden in der Stadt, der sie führte. Das Geschäft befand sich in Franklin, was knappe zwanzig Minuten südlich von Nashville lag. Es war ein Privatunternehmen, das von einem ruhigen Mann geführt wurde, der auch nur selten den Wunsch verspürte, sich zu unterhalten. Gavin mochte es, mit ihm zusammenzuarbeiten – es war eine einfache Beziehung, die auf „Ich brauche das – okay, ist am Freitag fertig“, beruhte.
    Sein, nun ja, Freund wäre dann doch zu viel gesagt, war gar nicht im Laden, aber er hatte auf dem Tresen ein Paket hinterlassen, auf dem Gavins Name in Druckbuchstaben stand. Gavin ließ einhundertneunzig Dollar in bar in einer Schublade unter der Kasse zurück. Das war ein sicherer Platz. Dies hier war eine gute Wohngegend.
    Heute war es ihm besonders schwergefallen, das Haus zu verlassen. Er sollte den Verlust seiner geliebten, von ihm gegangenen Puppe betrauern. Er wollte einfach nur zu Hause sein, die wohlriechende Luft schnuppern, die noch über ihrer Ruhestätte hing, die Bilder ansehen, die er von ihr gemacht hatte. Vielleicht sogar mit Morte sprechen. Morte hatte immer Verständnis für Gavins Traurigkeit, nachdem eine Puppe kaputt war. Aber Morte sprach nicht mehr mit ihm.
    Er könnte sich an Necro halten, aber das wäre keine große Hilfe. Necro steckte immer noch im Stadium des Rollenspiels. Er bezahlte Frauen dafür, dass sie sich schlafend stellten, wenn er mit ihnen schlief. Natürlich dachte er, Gavin würde das Gleiche tun. Morte war der Einzige, der wusste, dass Gavins Puppen echt waren.
    Er stieg wieder in den Prius ein, fuhr einmal quer durch Franklin, bog am McDonald’s links ab und fuhr dann wieder auf die 96 West. Er klappte die Sonnenblende hinunter und setzte die Sonnenbrille auf. Die Vororte von Franklin wichen bald grünem Farmland, aus dem sich hier und da schmiedeeiserne Tore, große Häuser und ungezählte Kühe erhoben.
    Er dachte an seine Puppe und weinte ein wenig. Er hasste es, sie gehen zu sehen. Das beraubte ihn jedes Mal seiner Kraft. EineZeit lang hatte er sogar aufgehört, sie zu sammeln, weil der Verlust zu schwer zu ertragen gewesen war. Er war nie erwischt worden, aber das war vermutlich reines Glück. Um kein Risiko einzugehen, hatte er seine Sehnsüchte lange Zeit ausschließlich übers Internet befriedigt. Dann war er Morte und Necro begegnet. Morte hatte gleich die richtigen Saiten in ihm angeschlagen, die

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