Todestanz
französischer Akzent. Ein weiterer Flüchtling aus einem implodierenden Kongo, der in Kapstadt für Sicherheit sorgte.
»Nummer acht. Van Rensburg.«
Der Wachmann hob die Schranke an und winkte sie durch.
Sie läutete an der Haustür. Am Haus nebenan hing schief ein »Zu verkaufen«-Schild. Clare wollte schon zum zweiten Mal läuten, als sie hinter dem braun getönten Glas einen schlanken Schatten bemerkte.
»Dr. Hart.« Angst erfüllte die Stimme von Latisha van Rensburg. »Was machen Sie hier?«
»Ich bin auf der Suche nach Calvaleen.«
»Sie auch?«
»Wer hat sonst noch nach ihr gesucht?«
»Ein Mädchen.« Latishas Griff um den Türknauf lockerte sich ein wenig. »Ein bisschen älter als Calvaleen. Sie war gestern hier, mitten in der Nacht.«
»Kurze Haare, Narbe im Gesicht?«, fragte Clare.
Latisha nickte.
»Pearl?«
»Sie hat nicht gesagt, wie sie heiÃt. Und sie ging wieder, als ich ihr erklärte, dass Calvaleen nicht zu Hause ist.«
»Ist sie jetzt da?«
»Sie ist nicht hier«, murmelte Latisha. »Sie ist die ganze Nacht nicht heimgekommen.«
»Dann muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte Clare. »Ãber Yasmins Verschwinden.«
»Warum?«, fragte Latisha. »Was hat Calvaleen mit Yasmin zu tun?«
»Sie kannte Yasmin gut, genauer gesagt seit ihrer Geburt«, erklärte Clare nachsichtig. »Vielleicht könnten Sie mir helfen, ein paar Dinge zu begreifen.«
»Ich war fast die ganze Zeit bei Shazia Faizal. Sie ist überzeugt, dass Riedwaan Yasmin entführt hat.«
»Und was glauben Sie?«, fragte Clare.
»Wenn es nur so einfach wäre«, sagte Latisha. »Wissen Sie, mein Mann hat dieses Haus gekauft, nachdem er niedergeschossen wurde.« Sie deutete auf die drei Meter hohe Mauer mit der Stacheldrahtkrone. Dahinter lag ein freies Feld, auf das sich kein Kind wagte. »Aber nichts kann einem Sicherheit garantieren.«
Latisha öffnete die Tür gerade so weit, dass Clare eintreten konnte.
Die Wände in der Diele waren bedeckt mit gerahmten Fotos, die Calvaleen beim Tanzen zeigten, eine feenhafte Erscheinung in ihrem weiÃen Tüll.
»Ist sie das bei den Proben für Persephone?«, fragte Clare.
Latisha nickte.
»Warum ist sie nicht aufgetreten?«, fragte Clare.
»Es kam was dazwischen.« Latisha ging bereits den Flur hinunter.
Clare folgte ihr an dem steif wirkenden Wohnzimmer vorbei, in dem die Sofas mit Schutzhüllen aus Plastik überzogen waren. Die Wände des Flurs waren mit weiteren Fotos behängt. Das Polizei-Rugbyteam. Mächtige Männer mit haarigen Armen, die sie einander über die Schultern gelegt hatten. Ein einzelnes Foto von Männern in grün-goldenen Jogginganzügen. Clinton van Rensburg war darunter, aber der Mann auf dem Bild hatte nichts mit dem geschlagenen Invaliden zu tun, der am Caledon Square durch den Gang gehumpelt war.
»Mein Mann«, sagte Latisha, als sie Clares Interesse an den Fotos bemerkte. »Aber inzwischen arbeitet er nur noch.
Human Ressources, strategische Einsatzplanung. Irgend so ein Quatsch. Nichts für einen Mann, der lieber etwas unternimmt, als lange darüber nachzudenken.«
Latisha drückte die Küchentür auf. Auf einem kleinen Tisch standen drei unangetastete Gedecke. Der Duft des nicht verzehrten Abendessens von gestern hing immer noch in der Luft.
»Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
»Danke, gern.« Clare wusste, dass das Kaffeekochen, das Herausstellen der Tassen kleine Rituale waren, um die Verängstigten zu beruhigen; sie würden ihre Anwesenheit in diesem stillen, kalten Haus hoffentlich erträglicher machen.
»Sie haben gesagt ⦠Calvaleen wäre beim Tanzen etwas dazwischengekommen?«
»Die Schule, andere Interessen. Teenagersachen. Sie hatte es satt, jeden Abend, jedes Wochenende zu tanzen. Sie wollte auch andere Sachen unternehmen.«
Latisha hantierte mit dem Wasserkocher und einer Stempelkanne, in die sie Kaffee löffelte. »Würden Sie die Milch rausholen?«, bat sie.
Clare öffnete den Kühlschrank und löste dabei versehentlich ein Foto von der Kühlschranktür ab.
»Verzeihung.« Sie hob es wieder auf. Clinton van Rensburg und Riedwaan mit ihren Töchtern. Calvaleen mit verdrossener Miene, den Blick stur geradeaus gerichtet. Yasmin grinsend auf dem Schoà ihres
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