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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Vaters. »Kindertag am Caledon Square« stand über dem Foto. Clare heftete das Bild wieder zwischen die zahllosen Mitteilungen aus der Ballettschule. Sie bemerkte eine Notiz über die Änderung der Trainingszeiten, auf der das vorgezogene Stundenende am Freitag mit orangefarbenem Marker hervorgehoben worden war, und darunter den grünen Erlaubniszettel, von dem der zu unterschreibende Abschnitt abgetrennt worden war. Außerdem
entdeckte sie einen Brief von der Royal School of Ballet in London mit einem Termin für ein zweites Vortanzen.
    Â»Was ist aus dem Vortanzen in London geworden?«, wollte sie wissen.
    Â»Sie hat es verpasst.« Latisha drückte das Kaffeesieb nach unten. Ein Spritzer kochend heißen Kaffees landete auf ihrer Hand. »Was wollen Sie von mir, Dr. Hart?«, fragte sie. » Warum fragen Sie mich nach Calvaleen? Warum verschwenden Sie Ihre Zeit hier? Schließlich ist Yasmin verschwunden.«
    Â»Kinder wissen Dinge voneinander, von denen die Erwachsenen nichts ahnen«, versuchte Clare zu erklären.
    Â»Sie ist kein Kind mehr. Sie ist siebzehn.«
    Â»Aber Sie schicken immer noch die Zettel für sie zurück, obwohl sie nicht mehr in die Ballettschule geht?«
    Â»Gewohnheit«, sagte Latisha. »Schwer abzustellen. Ihr Vater möchte, dass alles in geordneten Bahnen läuft. Das hat sie wahnsinnig gemacht.«
    Â»Kann ich den behalten?« Clare hielt den grünen Zettel zwischen den Fingern.
    Latisha zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie möchten.«
    Â»Sie haben erzählt, sie hätte getanzt. Im Winter Palace? «
    Â»Ja«, antwortete Latisha und erstrahlte. »Sie hat es geliebt.«
    Â»Ich war dort. Aber ich habe sie dort nicht gefunden.« Clare sah die Spannung in Latishas Gesicht reißen. »Wo ist sie also?«
    Â»Ich wünschte, ich wüsste es.« Latishas Flüstern war fast ein Zischen. »Wenn ich es wüsste, hätte ich sie längst zurückgeholt. Als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe …«
    Â»Wann war das?«
    Â»Am Donnerstag. Da hat sie mich angerufen. Und gesagt, sie brauche tausend Rand.«
    Â»Haben Sie ihr das Geld gegeben?«
    Â»Natürlich habe ich es ihr gegeben.«

    Â»In was für Schwierigkeiten steckt sie?«, fragte Clare.
    Â»Dr. Hart, wenn – falls – Sie jemals Mutter werden, werden Sie begreifen, dass es Fragen gibt, die man seinem Kind nicht stellt. Nicht einmal, wenn Sie nachts allein in Ihrem Bett liegen, denn wenn Sie es täten, würden Sie am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen.«
    Â»Ich bin keine Mutter, deshalb kann ich Ihnen da nicht widersprechen«, gestand Clare ihr zu. »Dürfte ich vielleicht einen Blick in ihr Zimmer werfen? Vielleicht finden wir dort irgendetwas, das Aufschluss darüber gibt, wo sie jetzt wohnt.«
    Â»Sie hat die Schlüssel mitgenommen, als sie das letzte Mal zu Hause war«, sagte Latisha.
    Â»Wir sollten es trotzdem versuchen. Vielleicht mit einem Werkzeug.« Clare legte die Hand auf Latishas Arm. »Wir müssen alles untersuchen. Etwas unternehmen, um sie zu finden. Was sagt ihr Mann zu alldem?«
    Â»Er sagt nie viel. Und seit auf ihn geschossen wurde, spricht er kaum noch«, antwortete Latisha. »Er arbeitet immer länger. Wahrscheinlich glaubt er, dass er wieder der Mann werden kann, der er früher war, wenn er nur die Gangster fängt, die ihn zum Krüppel gemacht haben. Er will mir nicht mehr in die Augen sehen. Genauso wenig wie seiner Tochter oder der Erkenntnis, was seinetwegen aus ihr geworden ist.« Latisha riss eine Schublade auf und nahm einen Schlüssel heraus. »Als wäre es unmöglich, ein Ehemann und Vater zu sein, nur weil man einen Stock zum Gehen braucht.«
    Â»Hier entlang.« Sie deutete nach hinten. »Das Werkzeug ist in der Garage. Ich bin nicht oft reingegangen«, sagte sie. »Nur wenn ich Clinton einen Kaffee brachte.«
    Auf der Werkbank lagen ein Sortiment von Werkzeugen und mehrere Holzstücke, alle mit einem dünnen Staubfilm überzogen.

    Von einem Regalfach nahm Clare eine winzige Kommode mit kleinen Häkchen für die Puppentassen.
    Â»Er macht die nicht mehr?«, fragte Clare.
    Â»Nicht seit seiner Verletzung«, bestätigte Latisha. »Früher hat er seinen Stress abgebaut, indem er sich eine perfekte kleine Welt erschaffen hat. Das Gegenteil der wahren Welt vermutlich.«
    Â»Die sind so

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