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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ab.
    Â»Mach mir was zu essen.«
    Warum auch nicht?, dachte sie. Vielleicht war es das letzte Essen, das sie je zubereiten würde. Pearl stellte sich an den Herd. Ein Ei, Brot, Obst.
    Als sie den Teller vor ihm abstellte, sah sie den Ausschnitt auf dem Tisch liegen. Seine eigene Schlagzeile. Eine vergilbte Fotografie aus Die Son . » Monsters se moer « stand darüber.
    Â»Das habe ich dir mitgebracht, Pearlie-Girlie.« Er lächelte.
»Um dir ins Gedächtnis zu rufen, was du mir damals angetan hast.«
    Â»Ich habe gar nichts getan, Pa«, sagte sie. Sie griff nach dem Ausschnitt und ließ ihn mit klopfendem Herzen in ihrer Hosentasche verschwinden. Ihr Vater auf der Anklagebank und sie in der Ecke, während das Urteil verkündet wurde.
    Â»Du hast den boere erzählt, wo ich bin. Nur darum hat dieser Faizal mich finden können.«
    Pearl hielt das Messer über der Papaya. Als sie die fleckige Haut durchschnitt, rann Saft über das Holzbrett. Die schwarzen Kerne glitzerten, als die beiden Hälften auseinanderklappten.
    Â»Hier, Pa.« Ihn besänftigen, eine weitere Angewohnheit. »Iss das.«
    Er schubste die Frucht beiseite.
    Â»Du hast im Fernsehen mit dieser Frau geredet. Sachen über mich erzählt. Über die 27er.«
    Seine Hand auf ihrer; das Messer klapperte auf das Abtropfbrett.
    Â»Warum bist du hier?«, flüsterte sie.
    Â»Um dir eine Lehre zu erteilen«, sagte er.
    Â»Wo ist das Kind?«
    Â»Faizals Kind?«, fragte er. »Scheiße, keine Ahnung. Tot.«
    Pearls Knie knickten ein, und sie glitt auf den kalten Boden. Sein tierhafter Schweißdunst löschte alle anderen Sinneswahrnehmungen aus. Auf den Geruchssinn reduziert, den primitivsten aller Sinne. Der älteste, instinktbehaftete Teil ihres Hirns hatte sie hintergangen – unfähig zu fliehen kauerte sie sich reglos zusammen. Den Kopf auf die Knie gelegt, den Nacken bloßgelegt, versuchte sich Pearl den Schlag auszumalen, der jeden Moment kommen musste.
    Er kam nicht. Die Erlösung blieb aus, so wie noch jedes Mal.

    Â»Und um dann Voëltjie Ahrend dieselbe Lehre zu erteilen.«
    Er kauerte so dicht neben ihr, dass sein Atem feucht über ihren nackten Arm strich.
    Sie presste die Fäuste gegen die Augen.
    Wie hatte sie sich nur einbilden können, sie könnte jemals frei sein? Wie hatte sie wieder Hoffnung schöpfen können? So wie damals, als sie sich als kleines Mädchen in der Zwischendecke versteckt hatte. Nur um am nächsten Morgen herunterzuklettern und zu entdecken, dass er auf sie gewartet hatte. Die Dummheit ihrer eigenen Gerissenheit. Sie biss sich auf die Zunge, um sich ihm zu verweigern. Das Blut schmeckte salzig.
    Â»Bist du bereit zu lernen, Pearl?«
    Â»Ich weiß nicht, Pa.« Er drückte ein Knie in die Vertiefung unter ihrem Brustbein. »Ich weiß nicht.«
    Ihre Sinne begannen wieder zu arbeiten.
    Der Wind hatte sich verstärkt und heulte inzwischen.
    Seine linke Hand wie eine Schraubzwinge um ihren Arm, die rechte mit dem Messer darin. Sie hob den Kopf, sah ihn an, und die Schwärze begann zu weichen. Sie bleckte die Zähne und schlug sie in die sehnige Hand. Er zuckte nicht einmal zurück. Er hatte alle Zeit der Welt. Mit einem Messer in der Hand bekam er immer alles, was er wollte.
    Pearl wusste, was kommen würde. Natürlich würde sie kämpfen. Sie würde bis zum Ende kämpfen und sich selbst opfern, um ihre Tochter zu schützen, die ahnungslos in ihrem weißen Bettchen lag.

Fünfzig
    Yasmin denkt an ihr Geburtstagskleid – den gelben, mit Tüll verstärkten Rock und das T-Shirt mit dem Aufdruck »Little Miss Sunshine«  –, das oben im Schrank ihrer Mutter auf sie wartet. Sie presst die Augen zusammen, um die Dunkelheit auszuschließen, aber das Bild der Kleider leuchtet nur schwach wie ein Spiegelbild in einem Fenster in der Nacht. Wie das Fenster, hinter dem sie immer im Dunkeln gesessen und darauf gewartet hatte, dass ihr Daddy heimkam. Damit er ihr einen Gutenachtkuss gab und sie an sich drückte, bevor sie in einen tieferen, sichereren Schlaf sank.
    Aber jetzt spürt sie nur noch ein schmerzhaftes Ziehen. Seit fast einem Jahr. Genau seit dem schrecklichen Geburtstag, an dem ihr Daddy nicht heimgekommen war und sie neben dem Kuchen mit den nicht angezündeten Kerzen eingeschlafen war, seit dem schrecklichen Tag, an dem sie auf Onkel Clinton geschossen

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