Todestanz
einzelnes Foto von Yasmin hing an der Wand neben den Listen über die abgeschlossenen Suchaktionen.
»Ist das jetzt Ihre Show?«, fragte Clare.
»Special Director Ndlovu würde die um keinen Preis aus der Hand geben. Sie ist überzeugt, dass Captain Faizal blufft und dass sie seinen Bluff auffliegen lassen kann.«
»Dafür würde sie sogar Yasmin opfern?«
»Sie verfolgt ihren ganz eigenen politischen Plan. Für sich selbst oder für jemanden ganz oben.« Rita schloss die Tür. »So leicht kommt man nicht auf den Zug ins Schlaraffenland. Erst muss man höllisch rennen, um ihn zu erwischen, dann darf man nicht wieder runterfallen, aber wenn man endlich oben sitzt, hat man bis ans Lebensende ausgesorgt. Was zählt dagegen schon ein kleines Mädchen?«
Rita schaltete einen Ventilator ein, der die stickige Luft in dem winzigen Raum durchrührte.
»Sie vergöttert ihren Vater, die Kleine«, sagte Rita. »Für Riedwaan war die Zeit sehr schwer, in der die beiden sich kaum gesehen haben.«
»Kinder mit häuslichen Problemen gehen öfter verloren«, sagte Clare. »Erzählen Sie mir von ihren Eltern.«
»Shazia meint, dass Captain Faizal ein schlechter Ehemann ist. Ndlovu sieht das genauso.«
»Und?«, fragte Clare.
»Ehefrauen und Bullen«, sagte Rita. »Keine gute Kombination. Sie ist so wütend auf Riedwaan, dass sie es manchmal an Yasmin auslässt.«
»Das arme kleine Ding«, sagte Clare.
»Sie ist ganz und gar seine Tochter. Sie ist genauso zäh wie er. Stur. Schlau. Will ständig alles wissen. Hält ihren Vater für fehlerlos. Treibt ihre Mutter in den Wahnsinn.«
»Was für Fehler hat er denn?«, fragte Clare.
»Gute Fehler.« Rita lehnte sich zurück. »Polizistenfehler. Es ist der Job. Faizal schiebt an drei von vier Wochenenden Ãberstunden. BeiÃt sich an seinen Fällen fest. Verdient kaum was. Nichts, was er wirklich ändern könnte.«
»Und wo liegt das Problem?«
»Shazia möchte, dass die Welt berechenbar ist. Dafür hat sie sich den falschen Mann ausgesucht.«
Rita hatte in den Zeugenaussagen zu den Schüssen auf die zwei Mädchen in Maitland gewühlt. Jetzt schob sie die Blätter beiseite, um Platz auf ihrem Schreibtisch zu schaffen.
»Haben Sie was gefunden?«, fragte Clare.
»Nichts.« Rita sah sie an. »Zwei Mädchen werden am helllichten Tag erschossen, und niemand hat etwas gehört oder gesehen. Und Sie?«
Clare reichte Rita die Liste der Eltern, die Madame Merle ihr übergeben hatte.
»Die Eltern, die ihre Kinder gestern Abend abgeholt haben. Vielleicht können Sie mit der Kraft des Gesetzes, das hinter Ihnen steht, ihr Erinnerungsvermögen auffrischen.«
»Das glaube ich kaum.« Rita überflog die Liste. »Was ist mit den Angestellten?«
»Madame Merle und der Pianist.« Clare sah in ihren Notizen nach. »Henry Harries.«
»Sonst noch jemand?«, fragte Rita.
»Ãberprüfen Sie auch alle anderen Väter. Man kann nie wissen, vielleicht ist einer von ihnen noch einmal zur Ballettschule zurückgefahren.«
»Sie haben keine hohe Meinung von Männern«, kommentierte Rita.
»Meiner Erfahrung nach lohnt es sich nicht, ihnen einen Vertrauensvorschuss einzuräumen«, sagte Clare. »Bei der Hotline hat sich noch niemand gemeldet?«
»Ein paar der üblichen malletjies , aber ansonsten niemand.«
»Können Sie noch etwas für mich tun?«, bat Clare.
»Im Moment gehöre ich ganz Ihnen.«
»Henry Harries â jeder nennt ihn Mister Henry â, der Pianist in der Ballettschule.«
»Gibt es einen besonderen Grund, warum ich ihn überprüfen soll?«, fragte Rita.
»Räumliche Nähe. Gelegenheit. Er kam mir nervös vor.«
»Clare, Sie könnten jeden nervös machen«, sagte Rita.
»Haben Sie mit ihren Lehrern gesprochen?«, fragte Clare. »Mit allen an ihrer Schule?«
»Alle Nummern, die ich habe, sind in Ihrem Ordner.« Rita wandte den Blick ab. »Es gibt da noch etwas.«
»Erzählen Sie.«
»Der Wachmann sagt, Captain Faizal sei am Nachmittag
dort gewesen. An der Ballettschule«, sagte Rita. »Bevor er nach Maitland zu den erschossenen Mädchen fuhr. Hat er Ihnen das erzählt?«
»Ja. Henry Harries hat es mir auch erzählt. Riedwaan sagte, er hätte sie nur
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