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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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kleine schwarze Ohren am Haar. Ein Foto bei einem Picknick zu einer Zeit, als Clinton van Rensburg noch keine Krücke gebraucht hatte.
    Eines von Yasmin Hand in Hand mit einem Mädchen in einem zitronengelben Tüllrock und Spitzenschuhen.
    Â»Calvaleen beim Vortanzen für Persephone .« Latisha fuhr mit dem Finger über das Bild. Die leicht schrägen Wangenknochen, die verschlossene Miene der Mutter fanden sich wie ein fernes Echo im Gesicht des Mädchens wieder. »Meine Tochter.«
    Â»Ich würde gern mit ihr reden. Hören, was sie mir über Yasmin erzählen kann.«
    Â»Wir haben sie seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen«, gestand Latisha. »Wissen Sie, sie war immer so nett zu der kleinen Yasmin – es ist nicht leicht für die Mädchen, einen Polizisten zum Vater zu haben. Und Calvaleen tanzt kaum noch.«
    Â»Wie schade«, sagte Clare und bewunderte dabei Calvaleens grazile Glieder auf dem Foto.
    Â»Sie ist erst siebzehn, aber sie verdient inzwischen ihr eigenes Geld beim Russischen Ballett«, erzählte Latisha. »Sie konnte von Glück reden, dass sie es unter diesen Umständen in den Winterpalast geschafft hat.«
    Â»Unter welchen Umständen?«
    Â»Dass ihr Vater niedergeschossen wurde, hat ihr mos
schwer zu schaffen gemacht«, sagte Shaiza. Latisha legte die Hand auf Shazias Arm, die daraufhin verstummte.
    Nach ein paar Sekunden sah Latisha Clare wieder an. »Sie können sich vorstellen, wie hart die Konkurrenz aus Übersee ist.«
    Â»Tanzen ist überhaupt ein hartes Geschäft«, sagte Clare. »Wenn sie siebzehn ist, muss sie im letzten Schuljahr sein.«
    Â»Das mit dem Tanzen bekommt sie ganz gut geregelt.« Latisha faltete die Hände im Schoß. »In den letzten Monaten ist sie – also … einfach unabhängig geworden.«
    Â»Kann ich ihre Telefonnummer haben? Die stand nicht auf der Liste, die ich von Rita bekommen habe.« Das Notizbuch im Schoß und den Stift gezückt, während Latisha ihr die Handynummer aufsagte.
    Clare blätterte eine Seite weiter im Fotoalbum. Nichts. Die leeren Seiten warteten darauf, dass sich Yasmins Leben entwickelte. Schweigen in dem stickigen Raum und draußen das Stöhnen des Südostwinds, der um das Haus zog. Sie steckte das Album in ihren Rucksack.
    Â»Shazia, können Sie mir genau schildern, was gestern passiert ist, und zwar vom Morgen an?«, bat Clare. »Alles, selbst wenn es noch so nebensächlich erscheint. Wir brauchen Informationen, um Yasmin zu finden.«
    Â»Okay«, sagte Shazia. »Ich werde es versuchen.
    Â»Wer wacht zuerst auf – Sie oder Yasmin?«
    Â»Ich. Ich wache auf und gehe dann in ihr Zimmer.«
    Â»Dann fangen wir dort an.«
    Yasmins Bett war ungemacht. Auf dem Boden lag ein vergessenes Paar broekies. »Wir waren spät dran.« Shazia ging in Richtung Küche. »Mal wieder. Ich machte mir einen Kaffee. Sie frühstückte.« Auf der Küchentheke eine offene Schachtel Coco Pops, eine Plastikschale mit Löffel. Der Kühlschrank war mit Yasmins Kunstwerken geschmückt.

    Â»Ich brachte sie zur Schule und gab ihr einen Kuss zum Abschied. Dann fuhr ich zur Arbeit, ins Krankenhaus. Ich musste Überstunden machen; deshalb wollte ich sie erst um sechs abholen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie früher Schluss machten.« Shazia schüttelte den Kopf. »Riedwaan muss das gewusst haben. Und ausgenutzt.«
    Clare sah die Notizen auf dem Kühlschrank durch, die sich zur Hälfte längst erledigt hatten. Hausaufgaben, der Ballettstundenplan, ein Kuchenverkauf in der Schule. Noch eine Möglichkeit: Ein überfordertes kleines Mädchen hatte vergessen, ihrer überarbeiteten Mutter den Zettel zu geben, wollte einen weiteren Konflikt, einen weiteren Streit vermeiden und hatte versucht, das Problem zu lösen, das sie selbst geschaffen hatte, als sie in die Kluft zwischen ihren beiden Eltern gestürzt war. Hatte sie sich einfach versteckt? Abgewartet? Sich gesagt, dass ihre Mutter bald kommen und sie abholen würde? Dass nichts passieren würde, wenn sie sich mucksmäuschenstill verhielt?
    Â»Sie sind also in die Arbeit gefahren«, sagte Clare. »Und dann fuhren Sie zur Ballettschule, um Yasmin abzuholen. Wann war das?«
    Â»Sechs, vielleicht kurz nach sechs.«
    Â»Versuchen Sie sich genau zu erinnern.«
    Â»Director Ndlovu hat mich all das nicht

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