Todestanz
gefragt«, sagte Shazia. »Sonst stellt mir nur Riedwaan solche Fragen.«
»Alles«, sagte Clare, »woran Sie sich erinnern können, kann uns helfen.«
»Vielleicht halb sieben.«
»Und was war, als Sie dort ankamen?«
»Alles war dunkel. Und abgeschlossen. Sie war nicht da.« Shazia schlug die Hände vors Gesicht. »Mister Henry sagte, er hätte Riedwaans Wagen gesehen. Und da habe ich die Notrufnummer angerufen, die Director Ndlovu mir gegeben hat.
Ich musste. Er wird mich nicht davon abhalten, sie nach Kanada mitzunehmen.«
»Hat Mister Henry gesagt, ob er Yasmin gesehen hat?«, fragte Clare.
»Wie hätte er sie sehen sollen?«, fragte Shazia. »Ihr Kopf ist doch nicht höher als die Rückenlehne.«
»Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie nicht mit ihrem Vater weggefahren ist«, sagte Clare. »SchlieÃlich hat er mich gebeten, sie zu suchen.«
»Nur damit alle glauben, er hätte sie nicht entführt«, unterbrach sie Shazia.
»Aber wenn sie nicht bei ihm ist«, wiederholte Clare, »müssen wir sie möglichst bald finden.«
Shazia faltete die Hände über ihrem leeren SchoÃ.
»Ich bringe Sie zur Tür«, sagte Latisha.
Clare nahm die Treppe, um die schale Wohnungsluft aus der Lunge zu bekommen.
Zwanzig
»Hier drin ist es so früh am Samstagmorgen praktisch noch Freitagabend«, sagte Rita Mkhize.
Sie führte Clare am Tresen vorbei, wo ein gelangweilter Polizist eine Frau davon abzuhalten versuchte, sich auszuziehen. »Haben Sie immer diese Wirkung auf Frauen, Brown?«
»Sie will nicht entlassen werden.« Kaum war der Sergeant abgelenkt, da hatte die Frau ihr Top ausgezogen und rannte, die Nationalhymne singend, wieder nach hinten in Richtung Zellen.
»Eine Stammkundin«, erklärte Rita. »Sie zieht sich aus,
wenn sie verhaftet wird, und dann noch mal, wenn sie entlassen werden soll. Die armen Jungs wissen nie, wo sie die Frau anfassen sollen.«
Sie bogen in einen schlecht beleuchteten Gang, dessen Wände den Lärm aus dem Eingangsbereich abschnitten.
»Captain Faizal sagt, Sie hätten sich bereiterklärt, ihm zu helfen â¦Â«
»Nicht ganz«, korrigierte Clare. »Ich habe gesagt, ich würde mir die Ãberwachungsbänder ansehen.«
»Aber Sie haben mit seiner Frau gesprochen.«
»Ich wollte ganz sicher gehen.«
»Ich habe noch nicht gefrühstückt.« Rita blieb am Getränkeautomaten stehen. »Möchten Sie eine Cola?«
»Gern.« Clare wühlte in ihrer Tasche nach Kleingeld.
»Machen Sie sich keine Gedanken.« Rita warf ein paar Münzen ein und drückte auf einen Knopf. Zwei Coladosen rollten heraus. »Die Maschine spuckt grundsätzlich zwei Coladosen aus.« Sie reichte Clare eine davon. »Und ist das zu glauben? Ein ganzes Haus voller Polizisten, und keiner hat das je gemeldet.«
»Schockierend.« Clare knackte ihre Dose.
Eine Tür ging auf, und Licht flutete in den Gang.
»Guten Morgen, Ladys.«
»Superintendent van Rensburg. Sie haben mich erschreckt. Das ist Dr. Clare Hart«, sagte Rita. Der Mann mit der Krücke nickte Clare zu.
»Meine Frau sagt, sie hätte Sie schon kennengelernt. Latisha. Sie ist gerade bei Shazia.« Van Rensburg trat zur Seite. »Das ist Delport.«
»Faizals Freundin?« Delport musterte Clare ab.
»So was spricht sich offenbar schnell rum«, konterte sie.
»Eigentlich sind Sie gar nicht sein Typ.« Delport warf ein
paar Münzen ein und rüttelte am Automaten, bis eine Fanta herausrollte.
»Sind Sie zum Arbeiten hier?«, fragte Rita. »Oder nur, um das Dekor zu verpfuschen?«
»Wir haben zu tun.« Delport folgte Van Rensburg in dessen makellos aufgeräumtes Büro.
»Wer ist das?«, fragte Clare, während sie die Treppe nach unten nahmen.
»Sie gehören zur Gang Unit. Van Rensburg und Captain Faizal kennen sich schon ewig«, erläuterte Rita. »Anfangs war er sein Mentor; und sein Puffer, als er vor vierundneunzig zur Polizei kam. Ich glaube nicht, dass es damals einfach war. Delport war im Drogendezernat und wurde zur Gang Unit versetzt, als Van Rensburg angeschossen wurde.«
»Sie mögen ihn nicht?«
»Ich mag keine Männer, die mich betatschen wollen, während ich im Dienst bin«, sagte Rita.
Clare folgte ihr in den vollgepferchten Raum. Ein
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