Todestanz
steht.«
»Aber es war ungewöhnlich, dass er noch einmal vorbeikam?«
»Nein, nein. Dieser Mann ist nur lästig. Es war das andere Auto. Ganz dunkel, ohne Licht. Es tauchte ganz plötzlich aus dem Nichts auf und fuhr genau hinter dem Taxi her.«
»Wissen Sie, was für ein Auto es war?«
Mrs Levy schüttelte den Kopf. »Im selben Moment läutete das Telefon, und ich ging mit meinem Sohn sprechen.« Ihre Stimme wurde bitter. »Als wäre das ein Ersatz für das Sabbatmahl.«
»Wieso ist Ihnen der Wagen aufgefallen?«
»Ich weià nicht mehr. Aber ich hatte das Gefühl, ich hätte ihn schon einmal gesehen«, beschwor Mrs Levy. »Und als Sie dann kamen und mir Ihre Fragen stellten, begann ich mich zu fragen, ob es vielleicht derselbe Wagen war, der am Freitagnachmittag unter den Bäumen geparkt hatte.«
»Um welche Uhrzeit?« Clare bemühte sich, ganz neutral zu klingen.
»Auf jeden Fall nach fünf«, antwortete sie. »Da bin ich ganz sicher.«
SiebenunddreiÃig
Riedwaan Faizals Gesicht war den abgearbeiteten Constables am Caledon Square, die eben ihre Samstagnachtschicht zu Ende brachten, so vertraut, dass sie gar nicht wahrnahmen, wie er hereinkam. Die Türen in den leeren Gängen waren alle geschlossen. Der winzige Raum, der das Nervenzentrum für die Suche nach Yasmin bildete, war verlassen. Riedwaan schaltete Rita Mkhizes Computer ein. Das Notebook erwachte surrend und qualvoll langsam zum Leben, aber endlich waren die Datenbanken geöffnet. Riedwaan tippte die Nummern ein.
Die Deckblätter erschienen. Nummer, Datum, Ort. Sonst nichts. Riedwaan druckte sie trotzdem aus. Er würde die Angaben brauchen, wenn er durch den Dokumentensumpf im Archiv watete.
»Faizal.« Die Hand schloss sich fest um seine Schulter. »Sie sollten nicht hier sein.«
»Ich habe Sie nicht hereinkommen gehört«, sagte Riedwaan. »Gehen Sie nie nach Hause?«
»Mein Zuhause ist nicht mehr das, was es früher mal war.« Van Rensburg stellte sich vor Riedwaan. »Mein Gott, Mann, Sie sind ja auch sonst keine Schönheit, aber ⦠Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
»Ich bin gegen eine Tür gelaufen. Eine Treppe runtergefallen. Irgendwas.«
»Wessen Tür?«
»Ist doch egal«, wehrte Riedwaan ab. »Ich habe bekommen, was ich verdient habe.«
»Hören Sie, Faizal. Ich weiÃ, wie sehr Sie Ihre Tochter lieben. Und jeder weiÃ, was Sie im letzten Jahr durchgemacht haben. Darum habe ich Sie bis jetzt nicht einsperren lassen«, sagte Van Rensburg.
»Sie haben doch auch eine Tochter«, sagte Riedwaan. »Sie wissen, dass Sie verflucht noch mal lieber sterben als ihr wehtun würden.«
»Sind Sie sich da so sicher?« Van Rensburg drehte sich um, und sein Gesicht war von Schmerz gezeichnet. »Sie stirbt einen langsamen Tod, und zwar meinetwegen und Ihretwegen. Wegen dem, was wir tun.«
Riedwaan zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an.
»Geben Sie auf, Faizal. Bringen Sie das Mädchen heim. Noch ist Zeit.«
»Sie glauben mir wirklich nicht, oder?« Riedwaan schüttelte den Kopf. »Sie glauben tatsächlich, ich wäre dazu fähig.«
»Ich habe Sie noch nicht verhaftet, oder? Finden Sie das Mädchen, bringen Sie es zurück, und bringen Sie den ScheiÃkerl um, der es entführt hat, falls Sie es nicht selber waren. Tun Sie das für uns beide. Für unsere beiden Töchter.«
Riedwaan wartete ab, bis das Pochen der Krücke am Ende des Ganges verklungen war, dann zog er das Blatt Papier aus dem Druckerkorb und ging zurück zum Eingang.
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In dem Revier, in dem man das Archiv untergebracht hatte, war alles ruhig. Riedwaan zeigte dem diensthabenden Constable kurz seine Marke und erklärte ihm, er brauche Zugang zum Archiv der Ermittlungsakten. Er füllte den Anmeldezettel aus, und der Mann am Empfang vertiefte sich wieder in sein Pornoheft.
Am Ende des Durchgangs wartete die schwere Tür zum Archiv. Riedwaan klappte sein Handy auf und fand die Codenummer, die er einen Kollegen vor einem Jahr hatte eintippen sehen. Seither war sie ungenutzt in seinem Handy gespeichert. Er atmete auf, als die Tür aufschwang. Dann schaltete er das Licht ein.
Die Regale waren überladen. Mit Akten, Papierkartons, kleinen Beweisstücken, alles auf- und übereinander gestapelt. Er arbeitete sich durch die Gänge
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