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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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einer Erklärung gesucht, sondern nur nach einem Gefühl, einem Hoffnungsschimmer. Nichts Wissenschaftlichem. Clare sammelte ihre Kleider auf, stopfte sie in die Waschmaschine, wusch das Geschirr in der Spüle ab und ließ ihre Gedanken ihren eigenen Weg nehmen.
    Yasmin Faizal hatte vor diesem Tor gewartet.
    Sie hatte um siebzehn Uhr zweiunddreißig angerufen.
    Sie hatte sich in diese belaubte Nische zurückgezogen, um zu warten.
    Um siebzehn Uhr vierzig war sie vom Bürgersteig und damit aus dem Kamerabereich getreten und verschwunden.
    Gestern früh war alles dunkel gewesen.
    Nur ein einziges Licht hatte gebrannt.

    Das Detail, das Clare keine Ruhe gelassen hatte.
    Fritzi sprang vom Fenstersims und schwenkte den Schwanz.
    Eindeutig kein Sonntagsgeräusch: das Klappern des Briefschlitzes. Sekunden später war Clare an der Tür. Ein Umschlag lag auf dem Boden, mit ihrem Namen in plumper, fremder Handschrift.
    Drinnen lag ein einzelnes Blatt aus einem Schulheft mit einer Auflistung von drei Zahlenfolgen untereinander. Als Clare den ausgeleierten Gummizug aus dem Umschlag zog, setzte ihr Herz einen Schlag aus.
    Sie sah auf die Straße. Im Süden eine Frau auf Inlineskates. Im Norden ein eilender Schatten zwischen den Gebäuden, kurz bevor die Straße hinter einer Kurve verschwand. Clare sprintete um die Biegung. Sie holte zwar auf, aber der Schatten schnitt den Weg quer über den Rasen ab, um zu dem Minibus-Taxi zu gelangen, das die Beach Road herunterkam. Eine ausgestreckte Hand, die das Taxi anhielt, ein tätowierter Arm, der die Tür zuzog. Sorry Mom, Sorry Dad. Das Gefängnisgangster-Tattoo leuchtete kurz am Heckfenster des Taxis auf und verschwand.
    Clare stieg in ihr Auto und fuhr hinterher. Sie kannte die Strecke, aber das Minibus-Taxi war zu schnell. So früh am Sonntagmorgen gab es hier keine Pendler und darum auch keinen Grund zum Anhalten. Als sie den Taxistand auf dem Bahnhofsdach erreichte, stoppte sie neben dem Fahrer und fragte ihn nach seinem letzten Passagier.
    Â»Ist in der Beach Road eingestiegen, oder? « , rief er seinem Schaffner zu, einem dürren Jungen, dem man die Vorderzähne gezogen hatte.
    Â»Ja«, antwortete der. »Da oben. Hat mir das Geld passend gegeben. Und sich dann ganz hinten hingesetzt. Ist ausgestiegen, bevor wir hier angekommen sind.«
    Â»Hat einer von Ihnen ihn schon mal gesehen?«

    Â»Wissen Sie, wie viele Menschen wir täglich herumfahren, Lady?«, fragte der Fahrer.
    Â»Außerdem war es kein Er«, berichtigte der Schaffner. »Es war ein Mädchen.«
    Â»Ach …« Clare war verblüfft.
    Â»Saß ganz hinten. Hat keinen Ton gesagt, aber an den Händen sieht man es immer, mos. Frauen haben kleinere Hände.«
    Â»Haben Sie gesehen, wohin sie gegangen ist?«, fragte Clare.
    Â»Ist losgezogen in Richtung Woodstock. Ich habe meinem Freund mos gesagt, dass ihr bestimmt wer auf den Fersen ist«, erklärte eine dicke Frau und deutete auf die uralten Slums jenseits des verfallenen Civic Centres. »Da hatte ich ja wohl recht, aber da drüben werden Sie keinen finden, der nicht von Ihnen gefunden werden will.«
    Clare zog ihr Handy heraus. Riedwaan antwortete nach dem ersten Läuten. »Moment.« Lärm im Hintergrund und Phiris tiefe Stimme. Hoffnung flammte in Riedwaans Stimme auf. »Hast du was?«
    Â»Einen Briefumschlag«, sagte Clare. »Ein Blatt Papier mit drei Nummern darauf.«
    Â»Was hat das mit Yasmin zu tun?«
    Â»Ein Gummizug lag auch drin, Riedwaan.« Clare hielt ihn, schmutzig und rosa, in der Hand. »Ein Elastikband für kleine Tänzerinnen. Die Mädchen tragen so was um ihren Bauch. Damit sie sich vorstellen können, wo ihre Taille sein wird, wenn sie erwachsen sind.«
    Â»Lies mir die Nummern vor.«
    Spannung in seiner Stimme. Das Schlagen einer Tür im Hintergrund.
    Clare spulte die Nummern ab und fragte: »Sagen sie dir irgendwas?«
    Â»Das sind Ermittlungsakten«, sagte Riedwaan. »Aber ich erkenne sie nicht. Wer hat den Umschlag gebracht?«

    Â»Das weiß ich nicht«, sagte Clare. »Sie ist auf der Beach Road in ein Minibus-Taxi gesprungen und dann vom Taxistand auf dem Bahnhofsdach in Richtung Woodstock verschwunden. Schlank. Schwarze Kapuzenjacke. Jeans. Adidasschuhe.«
    Â»Eine Frau?«
    Â»Hat man mir gesagt«, bestätigte Clare.
    Â»Das muss Pearl gewesen sein«, sagte Riedwaan. »Sie hat

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