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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gesagt, sie würde dir was bringen.«
    Â»Ja, möglich«, schränkte Clare ein. »Aber Sea Point ist weit außerhalb ihres sicheren Gebiets.«
    Â»Wer sonst?«
    Â»Jemand, der eine Verbindung zwischen diesen Fällen und Yasmin aufzeigen will.«
    Â»Eine kryptische Lösegeldforderung – wenn es das denn ist«, schloss Riedwaan. »Ich bringe das hier mit Super Phiri so schnell wie möglich zu Ende. Dann überprüfe ich die Aktenzeichen. Kommst du auch?«
    Â»Also, ich hatte was zu tun …«
    Bevor sie ausgesprochen hatte, hatte er schon aufgelegt. Clare fühlte sich auf eigentümliche Weise im Stich gelassen.

Sechsunddreißig
    Der Wachmann öffnete ihr das Gartentor. Er rief im Haus an, wechselte ein paar Worte mit irgendjemandem, trat dann zurück und deutete auf den Eingang, während er Clare vorbeiließ. Dritter Stock, Apartment fünf.
    Der blank polierte Boden glänzte. Clare stieg die Treppe hoch und drückte die Schwingtür im obersten Stock auf. Unter einer der Türen ein matter Lichtstreifen.

    Ein Namensschild: »Joan & Hymie Levy«, mit einer geschlängelten blauen Linie durch »Hymie«. Clare klopfte an. Ein Schlurfen. Die Tür ging auf. Ein perlenklares schwarzes Auge, ein Streifen faltiger Haut und eine weiße Haarwolke erschienen in dem Spalt über der Sicherheitskette. Die Tür ging wieder zu, bevor Clare auch nur einen Ton sagen konnte  – dann hörte sie das Schleifen, mit dem die Kette ausgehängt wurde.
    Â»Sie sehen nicht aus wie eine Einbrecherin.« Joan Levy trat zur Seite. »Kommen Sie rein.«
    Â»Danke«, sagte Clare und stellte sich vor. »Es ist noch sehr früh, ich weiß, aber ich habe gesehen, dass bei Ihnen Licht brennt, und da habe ich mich gefragt, ob ich Ihnen ein paar Fragen stellen könnte.«
    Â»Worüber?« Eine Spur von Osteuropa in ihrem Akzent.
    Â»Am Freitagabend ist ein kleines Mädchen verschwunden«, setzte Clare an, »aus der Schule gegenüber …«
    Â»Die Balletttänzerin?«, fiel ihr Mrs Levy ins Wort. »Ich habe es in den Nachrichten gehört. Was haben Sie mit ihr zu tun?«
    Â»Ich helfe bei den Ermittlungen.« Das war sehr allgemein gehalten, aber Mrs Levys Blick war scharf und klar und tastete unerbittlich Clares Gesicht ab.
    Â»Ist sie Ihr Kind?«
    Â»Nein«, antwortete Clare.
    Â»Mm. Dachte ich mir. Zu dürr für ein Baby.«
    Â»Ich habe am frühen Samstagmorgen bei Ihnen Licht brennen sehen«, erklärte Clare. »Und ich dachte mir, wenn Sie nicht schlafen …«
    Â»Schlafen!« Mrs Levy schnaubte. »Ich bin neunundachtzig. Bald bin ich tot. Wozu soll ich da noch schlafen?« Sie schlurfte durch das Wohnzimmer, das mit riesigen Möbeln, Relikten eines längst vergangenen Lebens, vollgestellt war. In der
halbhohen Vitrine warteten Stapel von weißem Geschirr auf die Sabbatessen, die wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr stattgefunden hatten, dachte Clare, der die Bilder von jungen Eltern und Kindern vor dem Opernhaus in Sydney aufgefallen waren.
    Â»Kommen Sie, meine Liebe. Setzen Sie sich.« Mrs Levy ließ sich in dem Sessel am Fenster nieder. Clare setzte sich ihr gegenüber.
    Â»Hymies Sessel«, bemerkte Mrs Levy.
    Â»Es tut mir leid«, meinte Clare.
    Â»Das braucht es nicht«, sagte Mrs Levy. »Er hatte ein langes Leben. Er war ein schwieriger Mensch, trotzdem habe ich ihn nicht umgebracht. Ich finde, ich habe ein paar friedliche Jahre verdient, bevor ich ihn wiedertreffe. Also, was wollten Sie mich fragen?«
    Â»Ich dachte, dass Ihnen vielleicht irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen sein könnte«, sagte Clare. »Oder dass Sie etwas gehört haben, das Ihnen seltsam vorkam. Sie sitzen oft hier?«
    Â»Fast den ganzen Tag«, bestätigte Mrs Levy. »Ich sitze hier, sehe aus dem Fenster und lausche. Einmal pro Woche werden wir ins Einkaufszentrum gefahren. Einmal pro Monat ins Kino. Einmal im Jahr ins Theater. Ich habe das kleine Mädchen, das der Polizist verloren hat, nicht gesehen«, sagte sie. »Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, als ich die Nachrichten gesehen habe. Sie ist verschwunden, als Generations lief.« Die alte Frau zog eine Häkeldecke über ihre Knie. »Gestern Abend habe ich mir auch gedacht, wenn ich nicht ferngesehen hätte, hätte ich vielleicht beobachtet, wer sie mitgenommen

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