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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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vor. Hinten in den Tiefen der Asservatenkammer war es muffig und kalt. Die Akten waren verstaubt. Er brauchte fast eine Stunde, um die gesuchten Ermittlungsakten zu finden. Er zog die erste Akte heraus, die Beschwerde eines Nachbarn in Plumstead. Die zweite, eine häusliche Auseinandersetzung in Muizenberg. Und die dritte, eine Anzeige wegen Alkohol am Steuer aus Milnerton. Kleinere Vorfälle, die sich von selbst erledigt hätten, weil man die Anzeige hätte fallen lassen oder weil ein Bußgeld bezahlt worden wäre.
    Er schluckte seine Enttäuschung hinunter. Dann faltete er seinen Ausdruck auf und verglich noch mal die Nummern mit denen auf den gefundenen Akten.
    Immer wieder studierte er die Akten und versuchte, ein Muster zu erkennen. Dann blieb sein Blick auf der letzten Seite hängen, die von dem ermittelnden Beamten unterschrieben und mit Datum und handschriftlich eingetragener Fallnummer versehen worden war. Riedwaan hatte den stillen Verdacht, dass ihm eine Zigarette beim Nachdenken helfen würde, und verglich noch mal die Fallnummer in der Akte mit der auf dem Umschlag.
    Es waren zwei verschiedene Nummern.
    Er verglich die anderen Nummern. Auch dort passte der Inhalt nicht zum Umschlag. Einfach falsch einsortiert. Ein genialer Schachzug, um einen Fall zu beerdigen. Unauffindbar.
Nur dass in diesem Fall die Fälle absurd geringfügig waren.
    Er rief Clare an.
    Â»Hast du was gefunden?«, fragte sie.
    Â»Was ich gefunden habe, bringt uns nicht weiter«, sagte er. »Eine alte Dame, die sich über falsch parkende Autos vor einem illegalen Geschäft in ihrer Nähe beschwert – hört sich an, als wäre es ein Stripclub gewesen. Eine häusliche Auseinandersetzung an einem Freitagabend. Ein paar blaue Flecken, aber ohne Einsatz von Waffen. Und eine Anzeige wegen Autofahrens unter Alkohol.«
    Im Hintergrund Verkehrslärm.
    Â»Ãœberprüf alles noch mal.« Eine Sirene. »Ich muss Schluss machen. Die Verkehrspolizei.«
    Riedwaan war nicht mehr dazu gekommen, ihr zu sagen, dass die Fälle nicht zu den auf dem Umschlag vermerkten Aktenzeichen passten. Er sah auf das zerfledderte Anwesenheitsbuch mit den abgegriffenen Seiten. Die Kontrolle darüber, wer hier auftauchte und warum. Er fuhr mit den Fingern die hingekritzelten Namen ab und prüfte die dazugehörigen Nummern. Schließlich fand er die erste. Nach einer weiteren Viertelstunde hatte er den zweiten Fall und nur fünf Minuten später auch den dritten ausfindig gemacht. Er spürte ein unangenehmes Prickeln im Nacken. Im selben Moment schnitt eine scharfe Stimme durch die muffige Luft. Er schob die Ordner unter sein Hemd und zog hastig den Reißverschluss der Motorradjacke nach oben.
    Â»Faizal!« Der Mann eilte den schmalen Gang zwischen den Regalen entlang. »Verdammte Scheiße, was haben Sie hier zu suchen?«, bellte es aus seinem zornroten Gesicht.
    Riedwaan hob die Hände. Bei jedem anderen hätte die Geste unterwürfig gewirkt. Bei ihm war es eine Provokation.
    Â»Sie haben mir gefehlt, Rusty.«

    Die roten Haare hatten den Mann zeitlebens verfolgt. Als Riedwaan ihn mit seinem Spitznamen ansprach, explodierte er. Er packte Riedwaan am Kragen.
    Â»Sie mit Ihrer superschicken Einheit glauben, Sie könnten sich Ihre eigenen Gesetze machen. Ende des Monats werden Sie noch sehen, wie das jetzt läuft. Keine Spesenkonten und keine schicken GPS-Geräte mehr. Wenn Sie was aus dem Archiv wollen, dann füllen Sie wie jeder andere ein Formular aus.« Riedwaan war fünfzehn Zentimeter größer als der untersetzte Archivar. Er ließ Riedwaan los.
    Â»Macht Ihnen wieder der Blutdruck zu schaffen, Rusty?« Riedwaan zog seine Jacke gerade.
    Â»Wenn ich Sie hier noch einmal erwische, breche ich Ihnen beide Beine.«

Achtunddreißig
    Clare stand auf der Straße, direkt gegenüber Joan Levys Fenster, den Rücken den Wolken zugewandt, die über den Sattel zwischen dem Devil’s Peak und dem Tafelberg rutschten. Sie war an den Fleck zurückgekehrt, an dem Yasmin zuletzt gesehen worden war, bevor jemand sie zur Hauptstraße hinabgefahren hatte, über die man in die anderen Stadtteile kam.
    Immer weiter, bis zu der abgesperrten Sackgasse. Gestern war Clare einfach vorbeigegangen, weil sie den Weg für eine private Einfahrt gehalten hatte. Tatsächlich war es eine Gasse, die gerade breit genug für ein Auto war. Eine ehemalige Zufahrt,

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